Kampf ums Studium der kurzen Wege

Zusätzliche Standorte der Universität Trier würden mehr Probleme schaffen als lösen, sagt Uni-Präsident Peter Schwenkmezger im Interview mit dem Trierischen Volksfreund. Erst müssten alle Möglichkeiten auf der Tarforster Höhe ausgereizt werden.

 10 Uhr Vorlesung in Soziologie, 11 Uhr Seminar in Geschichte: Das Belegen von Veranstaltungen verschiedener Fächer ist dank der Nähe auf dem Campus kein Problem. TV-Foto: Friedemann Vetter

10 Uhr Vorlesung in Soziologie, 11 Uhr Seminar in Geschichte: Das Belegen von Veranstaltungen verschiedener Fächer ist dank der Nähe auf dem Campus kein Problem. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Seit Beginn des Wintersemesters im Oktober kommt die Trierer Uni nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Studenten und Dozenten quälen sich in überfüllten Vorlesungen und Seminaren. Viele Erstsemester fanden erst auf den letzten Drücker eine Wohnung oder suchen immer noch. Bei Demonstrationen machten sie ihrem Ärger Luft (der TV berichtete).

Laut Uni-Präsident Peter Schwenkmezger hat sich die Lage inzwischen stabilisiert, auch dank guter Zusammenarbeit mit Stadt und Studierendenwerk. Im TV-Interview weist er jedoch auf strukturelle Defizite hin: "Kleinere Gruppen wären notwendig. Dafür benötigt die Uni aber zusätzliches Personal."

Numerus clausus gegen Überläufe



Mögliche Auslagerungen von Teilen der Uni in andere Städte und selbst innerhalb von Trier beurteilt Schwenkmezger sehr kritisch. Der Standortvorteil der kurzen Wege sei dahin, wenn Studierende nach Bitburg oder Hermeskeil fahren müssten. Auch Service-Einrichtungen wie Bibliothek oder Mensa könnten dann nicht mehr zentral angeboten werden. "Die Uni wird alles daran setzen, sich am Standort Tarforster Höhe fortzuentwickeln", betont der Präsident. Erst wenn dort Raum- und Zeitkapazitäten ausgeschöpft seien, kämen Not-Räume in Campus-Nähe in Frage.

Um zum Wintersemester 2009/10 nicht wieder überrannt zu werden, will die Uni-Leitung vorsorgen. So erwägt Schwenkmezger, starke Überläufe in einigen Studiengängen durch einen Numerus clausus (NC) zu vermeiden. Dabei wird die Zulassung zu bestimmten Fächern beschränkt.

Als Kriterien dienen bei einem NC etwa die Durchschnittsnote im Abiturzeugnis des Bewerbers und die Wartezeit zwischen Abitur und der Bewerbung um den Studienplatz. Möglich sind aber auch Auswahlverfahren wie fachspezifische Tests. Seite 12



Meinung

Je näher, desto besser

So viele Brände, wie an der Trierer Uni zu löschen sind, kann die Leitung der Hochschule gar nicht gleichzeitig wirksam bekämpfen. Uni-Präsident Peter Schwenkmezger verfolgt eine diplomatische Doppel-Strategie. Seine Botschaft lautet: Wir haben die Lage im Griff, könnten aber mehr Hilfe (vom Land) gebrauchen. In der Standort-Frage hält er wohltuend klaren Kurs. Priorität genießt der Campus: Dort besuchen die Studierenden kompakt die Veranstaltungen und Infrastruktureinrichtungen. Dort können sie problemlos zwischen Fächern und Fachbereichen wechseln. Alles andere wäre mehr als ein Rückschritt: ein Identitäts-Verlust für die Uni. Statt abenteuerliche Visionen wie Außenstellen in Bitburg oder Hermeskeil zu hegen, gilt es kurzfristig praktische Abhilfe in Trier zu schaffen. Je näher, desto besser - notfalls außerhalb vom Campus. Jahr für Jahr werden die Kapazitäten massiver überschritten. Mittel- und langfristig führt an einem Aufstocken von Personal und Gebäuden kein Weg vorbei. Wenn Land und Bund es ernst meinen mit dem immer wieder betonten Schwerpunkt Bildung, müssen sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Akademiker-Quote sich dem internationalen Standard der Industrieländer nähert. Das bedeutet gleichzeitig Einschnitte in anderen Bereichen: Ohne Schmerzen wird das nicht abgehen. m.hormes@volksfreund.de

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