Karotten aus dem Kindergarten

Trier · Die Kindertagesstätte Spatzennest betreibt im Abteigarten von St. Matthias einen Wandelgarten. Die kleinen Gärtner lernen so, woher das Gemüse aus dem Supermarkt kommt. Und noch vieles mehr.

Trier Die Sonne wärmt. Die ersten Knospen gehen auf und lassen vereinzelt schon das junge Grün erahnen. In einem Beet blühen bereits ein paar gelbe, rote und violette Blumen. Die fünfjährige Greta erklärt routiniert: "Das sind Osterglocken, Tulpen und Hyazinthen."
Die Kindertagesstätte Spatzennest aus Trier-Süd betreibt seit 2013 einen Wandelgarten im Abteigarten von St. Matthias. Entstanden sind so mehrere Beete, Hochbeete, ein Insektenhotel und auch ein kleiner Teich.
Bruder Matthias schaut sich den Wandelgarten derweil zufrieden an: "Als die Anfrage für den Garten kam, haben wir direkt zugesagt. Der Abteigarten ist groß genug. Für uns Brüder ist es eine Augenweide, die Kinder so strahlen zu sehen."
Das Projekt wurde vom Verein Kunstfähre Trier angestoßen und wird durch die Bundesinitiative "Kultur macht stark" gefördert (siehe Info). Zweck ist es, den Kindern die Chance zu geben, sich ihren eigenen Raum zu schaffen und zu gestalten.
Kita-Leiterin Martina Bretz berichtet, dass die Fünf- bis Sechsjährigen im Sommer alle zwei Wochen oder öfter im Wandelgarten sind.
Neben dem Umgang mit richtigen Werkzeugen lernen sie, wo die Produkte aus dem Supermarkt herkommen und wie sie entstehen. "Die Kinder erleben den Kreislauf der Natur. Sie wissen beispielsweise, dass im Februar noch keine Tomaten wachsen", erläutert Bretz.
Miriam Dubois aus Trier kann das von ihrer Tochter Pauline (6) bestätigen: "Zu Hause haben wir ein Hochbeet. Vor kurzem hat Pauline mir den Tipp gegeben, die Erdbeeren mit Pferdemist zu düngen. Wir Eltern können so auch noch etwas lernen."
Die Kinder für das Gärtnern zu sensibilisieren ist die Motivation von Dirk Pfeiffer vom Verein Transition Trier und von Künstlerin Barbara Siegert. Beide begleiten das Projekt und unterstützen die kleinen Gärtner.
Nach den ersten Jahren der Planung sei nun eine gewisse Routine in den Abläufen eingekehrt: "Am Anfang haben wir mit den Kindern zusammen überlegt, wie wir den Garten anlegen. Die Mädchen wollten Beete in Herzform, die Jungs in gewöhnlichen Vierecken. Beide Wünsche konnten wir erfüllen."
Höhepunkt im Wandelgarten ist die Ernte. Pauline erklärt: "Wir haben hier schon Tomaten, Möhren, Radieschen, Rote Bete und Kopfsalat geerntet. Das war lecker. Ich mag Gemüse."
Der sechsjährige Noel bestätigt: "Wir haben die Erdbeeren vom Boden genascht. Das macht am meisten Spaß. Wir hatten sogar Karotten; die waren lila." Und klar: Die selbst angebauten Produkte schmecken natürlich viel besser.
Zurzeit werden die ersten Tomatenpflanzen, Bohnen und Kohlrabi vorgezogen. Nun müssen das Unkraut gejätet und der Rasen gemäht werden. Da die älteren Kinder bald in die Grundschule gehen, müssen demnächst auch die jüngeren eingearbeitet werden.
Isabell Juchem, Mutter der zweijährigen Jana, sagt: "Das Interesse der Kinder an der Natur ist toll. Sie legen wie selbstverständlich Hand an. Ich freue mich schon, wenn meine Tochter dabei ist."
Extra: DIE INITIATIVE "KULTUR MACHT STARK"


Der Wandelgarten der Kindertagesstätte (Kita) Spatzennest wird von der Bundesinitiative "Kultur macht stark - Bündnisse für Bildung" gefördert. Seit 2013 unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung damit außerschulische Angebote der kulturellen Bildung. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich dabei aktiv mit Kunst und Kultur beschäftigen und wichtige Fähigkeiten erlernen. Momentan gibt es deutschlandweit über 14 900 Angebote. In Trier gibt es das Projekt "Wandelgarten" zudem im Garten der Grundschule St. Matthias und auf dem Brachgelände des Jugendwerks Don Bosco in Trier-West. Im Sommer 2017 läuft es aus. Kita-Leiterin Martina Bretz hofft auf eine Verlängerung.

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