Karte rein, Konto leer

Aufklären und sensibilisieren an der Basis: Im neuen Polizei-Beratungszentrum in der Trierer Innenstadt können Besucher an einem eigens präparierten Gerät erfahren, welche Gefahren am Geldautomaten lauern - und ihr Erspartes so effektiver vor Betrügern schützen.

 Ein Bankautomat aus dem Bilderbuch? Falsch gedacht. Hier waren Tüftler am Werk – vom Bundeskriminalamt aus Wiesbaden. Das Modell zeigt, wie Betrüger die Geräte manipulieren – wie hier beispielsweise am Eingabefeld der Geheimzahl – um so an das Geld ahnungsloser Kunden zu kommen. Im Polizei-Beratungszentrum in der Palaststraße erklären Hauptkommissar Elmar Esseln (Foto) und seine Kollegen in den kommenden zwei Wochen, worauf Kunden achten müssen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Ein Bankautomat aus dem Bilderbuch? Falsch gedacht. Hier waren Tüftler am Werk – vom Bundeskriminalamt aus Wiesbaden. Das Modell zeigt, wie Betrüger die Geräte manipulieren – wie hier beispielsweise am Eingabefeld der Geheimzahl – um so an das Geld ahnungsloser Kunden zu kommen. Im Polizei-Beratungszentrum in der Palaststraße erklären Hauptkommissar Elmar Esseln (Foto) und seine Kollegen in den kommenden zwei Wochen, worauf Kunden achten müssen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Und es gibt sie doch, die Betrüger, die den Geldautomaten so geschickt manipulieren, dass nicht einmal die Geheimzahl noch sicher ist. Auch in Trier, vielleicht sogar in der eigenen Bank? Immerhin, drei Fälle von sogenanntem "Skimming" wurden in diesem Jahr auch in der Region Trier verzeichnet. Grund genug für das Polizeipräsidium, Aufklärungsarbeit zu leisten: Ein augenscheinlich ganz gewöhnlicher Geldautomat steht von nun an für zwei Wochen im neuen Polizei-Beratungszentrum in der Palaststraße. Was Besucher beim Betrachten mit ungeschultem Auge kaum erahnen können: Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat das Gerät - übrigens das einzige seiner Art in Deutschland - eigens präpariert. Und das genau so, wie auch Betrügerbanden zu Werke gehen.

"Zum einen befindet sich ein Aufsatz vor dem Karten-Eingabeschlitz, damit kann der Magnetcode der Bankkarte eingelesen werden", erklärt Kriminalhauptkommissar Elmar Esseln, Leiter des Beratungszentrums - und Experte auf dem Gebiet. Eine unauffällige Leiste über dem Monitor ist Manipulation Nummer zwei, und ebenfalls für den Laien kaum als solche zu erahnen: Dort ist eine kleine Kamera angebracht, die durch ein nur zwei Millimeter großes Loch das Eingabefeld der Pin-Nummer filmt. "Spätestens dann ist die Karte vor Missbrauch nicht mehr sicher", warnt Esseln. Denn mit dem digital gespeicherten Code und der dazugehörigen Geheimnummer können Betrüger problemlos im Ausland das Konto plündern.

Schaden im zweistelligen Millionenbereich



Und auch eine dritte Veränderung haben die BKA-Beamten eingebaut. Wer glaubt, seine Pin auf dem Original-Bedienfeld einzugeben, der irrt. Denn der Geldautomat hat in diesem Punkt sprichwörtlich einen doppelten Boden - und ein weiterer Zugangsweg zum privaten Konto tut sich für Kriminelle auf. Dazu kommen noch mögliche Veränderungen am Eingang zur Bank, bei dem man die Karte eingeben muss. Oder in einem Prospektständer neben dem Automaten ist eine Kamera eingebaut (siehe Extra). Bundesweit wurden im vergangenen Jahr auf diese Weise 459 Geldautomaten präpariert, wie das BKA in Wiesbaden auf TV-Nachfrage mitteilt. Der entstandene Schaden liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Wie auch immer die Betrüger an die Kartendaten kommen, das Geld können sie nur im Ausland abheben. Dort werden die ausgespähten Daten zunächst auf einen Kartenrohling kopiert - und damit eine Dublette der Originalkarte erstellt. Damit spuckt der dortige Geldautomat bereitwillig die Banknoten aus.

Doch warum müssen die Täter mit der Dublette ins Ausland? "Dafür sorgt ein in Deutschland gebräuchliches Sicherheitsmerkmal innerhalb der Originalkarten", erklärt Margit Schneider, Sprecherin der Zentralen Debit-Schadensbekämpfung (ZDS) in Frankfurt am Main. Würde man in Deutschland mit einer gefälschten Karte Geld abheben, würde sie bei der Eingabe der Pin sofort gesperrt. Da dieses System aber nicht durchgängig im Euro-Raum existiert, kann das an ausländischen Automaten problemlos funktionieren. Und natürlich ist das jeweilige Kreditinstitut gegenüber dem geschädigten Kunden in der Regel schadenersatzpflichtig - und kann die Belastung im Missbrauchsfall an den Betreiber des ausländischen Automaten weitergeben, wie Schneider berichtet. Rund 80 Prozent des entstandenen Schadens wurden so im vergangenen Jahr ersetzt.

Ein kritischer Blick auf die Oberfläche des Geldautomaten ist für Bankkunden also der erste und auch effektivste Schritt, um das Ersparte vor Betrügern zu sichern.

EXTRA Wie können sich Bankkunden vor Betrug schützen? Auffälligkeiten am Geldautomaten sind Bauteile mit einer abweichenden Oberflächenstruktur, auch ungleichmäßige Fugen können ein Hinweis auf Manipulation sein. Dabei ist es hilfreich, vorsichtig am Karten-Eingabeschlitz zu rütteln - Originalteile sind extrem robust verarbeitet, Anbauteile hingegen nur aufgeklebt. "In jedem Fall die Hand über das Zahlenfeld halten", rät Hauptkommissar Elmar Esseln - so hat auch die Kamera keine Chance mehr. "Wenn man Auffälligkeiten bemerkt, niemals die Karte eingeben, sondern Polizei und die jeweilige Bank benachrichtigen" - denn die Betrüger sind oft nur wenige Meter entfernt. Dazu wird empfohlen, möglichst regelmäßig die Kontobewegungen zu prüfen - wurde im Ausland Geld abgehoben, sollte der Vorgang sofort gemeldet und der Kontoauszug aufbewahrt werden.

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