Kein Denkmalschutz, kein Bebauungsplan

Die Bieterfrist für die zum Verkauf stehenden Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Egbertstraße ist abgelaufen. Weil es keinen Bebauungsplan für das Gebiet gibt, ist der Einfluss der Stadt auf die künftige potenzielle Bebauung beschränkt.

 Die Ex-Landwirtschaftsschule in der Egbertstraße in Trier-Ost soll verkauft werden. TV-Foto: Christiane Wolff

Die Ex-Landwirtschaftsschule in der Egbertstraße in Trier-Ost soll verkauft werden. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier-Mitte/Gartenfeld. Knapp 9000 Quadratmeter Grundstück in bester Lage: Dass beim Land gleich mehrere Investoren Kauf-Angebote für Gelände und Gebäude der Ex-Landwirtschaftsschule in der Egbertstraße 18 bis 20 abgegeben haben, war zu erwarten. Überrascht hingegen waren die Mitglieder des Bauausschusses darüber, dass der "Landesbetrieb Liegenschaften- und Baubetreuung" (LBB), der Gelände und Gebäude verwaltet, die Stadt nicht über sein Verkaufsvorhaben informiert hatte. "Erst als die ersten Kauf-Interessenten beim städtischen Planungsamt nachgefragt haben, ob für das Gelände Auflagen gelten, haben wir davon erfahren", erklärte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani in der Ausschusssitzung am Donnerstagabend.

Dominik Heinrich, Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld und für die Grünen im Stadtrat, wollte wissen, ob die Gebäude unter Denkmalschutz stehen und ein Bebauungsplan vorgesehen ist. Ein solcher könnte bei einer Neubebauung zum Beispiel Maximalhöhe und Dachform vorschreiben. Doch für die fünf jetzigen Gebäude, darunter das 1893 errichtete ehemalige Verwaltungsgebäude, gelten weder denkmalpflegerische Auflagen noch ist die kurzfristige Aufstellung eines Bebauungsplan für das Gebiet geplant; aus "personellen und finanziellen Gründen" sei das der Verwaltung nicht möglich, bedauerte Kaes-Torchiani. "Ohne Bebauungsplan wird der Investor eine Maximalbebauung durchsetzen wollen", befürchtet Heinrich. Zur Not müsse man das mit einer Veränderungssperre verhindern. Denn Laut Baugesetz müssen sich Neubauten in Gebieten ohne Bebauungsplan lediglich an bereits bestehenden Gebäuden orientieren. Schon in der Schützenstraße, in der derzeit ein dreieinhalb-geschossiger Wohnriegel mit 22 Wohnungen und Tiefgarage entsteht, sorgte das für Schwierigkeiten. Erst nach längeren Verhandlungen hatte die Stadt erreicht, dass der Investor den Wohnriegel kleiner als ursprünglich geplant errichtet - trotzdem wird das Penthouse, das auf gleicher Höhe wie die umgebenden Satteldächer abschließt, für einen optischen Bruch im Viertel sorgen.

"Wir werden dem Käufer der Ex-Landwirtschaftsschule unsere städtebaulichen Vorstellungen nahebringen", verdeutlichte Kaes-Torchiani, dass die Stadt den ihr möglichen Einfluss auf die Bebauung geltend machen will. Hintergrund Ein schneller Abriss der fünf Gebäude der Ex-Landwirtschaftsschule ist nicht ohne weiteres möglich: Polizei, Bistum, die Schule für Medizinisch-technische-Assistenten (MTA), das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) und das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) nutzen derzeit als Mieter die Gebäude. "Der Käufer muss die Mietverträge übernehmen und diese auch erfüllen", erklärt Helmut Heinz vom LBB. Die Mietverträge von Bistum, DLR und MTA-Schule laufen im nächsten Jahr aus. Polizei und FWG haben längerfristige Verträge. Das FWG ist sogar erst vor zwei Wochen mit fünf Oberstufen-Klassen in das Gebäude eingezogen, weil der eigene Schulbau in der Olewiger Straße aus allen Nähten platzt. Die Stadt hatte die Räume der Ex-Landwirtschaftsschule dazu für 100 000 Euro umgebaut. "Der FWG-Mietvertrag läuft über fünf Jahre - mit Verlängerungsoption", erklärt Heinz. Sollte der Käufer der Ex-Landwirtschaftsschule vorher die Gebäude abreißen wollen, muss er sich mit Stadt und Schule über eine Alternative für die angemieteten Klassenräume einigen. (woc)

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