Kein Ei wie das andere

Sharpskins, Redskins, Oi!-Skins, Boneheads - wer blickt da noch durch? Im Falle eines Falles kann die richtige Zuordnung den Tag retten, darum hier ein kleiner Überblick der Skinhead-Geschichte.

Trier. (fgg) Wenn die Gruppe "Loikämie" heute im Exhaus spielt, könnte ein unbedarfter Beobachter denken, unter Neonazis geraten zu sein, denn nicht wenige der Musiker (und Fans) teilen ihren Look mit auch nicht wenigen "Faschos": Skinheads bestimmen die Szenerie. Kurze Haare, schwere Schuhe und die Kleidung deuten nur auf gemeinsame Wurzeln hin, nicht auf gleiche Gesinnung, wie Szeneanhänger unentwegt betonen.Eine kurze Geschichte der Skinheads: Ende der Sechziger wurde die Skindhead-Bewegung in den Arbeitersiedlungen Londons geboren: Weiße Kinder, die mit karibischen Einwanderern und deren Musik aufwuchsen, bildeten eine klassenbewusste Subkultur, die sich von "Spießern" und Hippies abgrenzte. Reggae und Ska waren ihre Musik, kurz geschorene Haare ihr Erkennungsmerkmal. Diese "Ur-Skins" trugen schicke Anzüge, die erst später dem Arbeiter-Outfit wichen, mit dem die Bewegung bis heute demonstrativ auf ihre Herkunft weist. Obschon ein Teil der allgemein trink- und rauffreudigen Szene vereinzelt durch Rassismen auffiel, begann erst in den achtziger Jahren die starke Vereinnahmung der Codes durch faschistische Vereinigungen und Parteien. Bald wurden in der Öffentlichkeit Skins mit brutalen Nazis gleichgesetzt, und so bildeten sich Gegenbewegungen, die demonstrativ antirassistisch oder antifaschistisch auftraten. So steckt im Namen der "Sharp"-Skins etwa die Abkürzung für "Skinheads gegen rassistische Vorurteile". Sogar eine "Gay Skin"-Bewegung hat sich gebildet, die den Männlichkeitswahn der Szene als erotische Komponente nutzt - wobei nicht wenige Skinheads sich eher homophob geben, von den Nazis ganz zu schweigen.Das Dilemma einer Bewegung

Das Dilemma der Skinhead-Bewegung: Heute ist sie in eine unüberschaubare Menge an Unterkategorien gespalten, was ein Dilemma bedeutet: Einerseits ist es nachvollziehbar, dass es harmlose Ska-Fans nervt, wenn sie mit Schlägern verwechselt werden. Andererseits kann nicht jeder Unbedarfte nachts auf der Straße mal eben Sharp-Skins von "Faschos" unterscheiden: Bis man gemerkt hat, wo man dran ist, kann es schon zu spät sein - und man wechselt vielleicht doch lieber die Straßenseite.Und die Jungs von "Loikämie"? Die sind "Oi!-Skins" und zeichnen sich neben Sex- und Suff-Texten durch zahllose antirassistische Statements aus. Allerdings auch durch kraftmeierische Texte mit schwulenfeindlichen Passagen, die dafür gesorgt haben, dass Jugendclubs ihnen Auftritte versagten. Verstärkt werden sie durch Hagbard Celine und die lokale "Sharp-Skin"-Band "Schlagkraft".Info: www.du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de.

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