Kein Mut für ein heikles Thema

"Mit der CDU ist eine Schließung von Friedhöfen nicht zu machen!", erklärt Fraktionschef Berti Adams. Er bezieht sich auf ein städtisches Gutachten, das mögliche Friedhofsschließungen prüft. Das Frappierende: Die CDU hat das Gutachten nicht nur selbst mit in Auftrag gegeben, sondern auch dessen verschärfte Version angestoßen, die die Schließung aller Gräberfelder bis auf den Hauptfriedhof prüft.

 Auf den Stadtteil-Friedhöfen wie hier in Pfalzel finden sich immer mehr freie Flächen – eine Folge der schrumpfenden Bevölkerung und geänderter Bestattungsformen. TV-Foto: Christiane Wolff

Auf den Stadtteil-Friedhöfen wie hier in Pfalzel finden sich immer mehr freie Flächen – eine Folge der schrumpfenden Bevölkerung und geänderter Bestattungsformen. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Bei der Pflege und Instandhaltung der 16 städtischen Friedhöfe fallen jährlich rund 200 000 Euro Defizit an, bis 2025 könnte der Fehlbetrag auf 450 000 Euro anwachsen. Um langfristig eine mögliche Kostendämmung zu überprüfen, hat sich 2002 ein Arbeitskreis gegründet, besetzt mit jeweils einem Mitglied der Stadtratsfraktionen. Die Gruppe beauftragte die Stadtverwaltung mit einem Gutachten darüber, welche Kosten die einzelnen Friedhöfe verursachen und welche Einsparmöglichkeiten sinnvoll sind. Die Ergebnisse der Analyse stellte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ihrem Ausschuss Ende vorigen Jahres vor. Das Papier schlägt die Schließung von elf Stadtteilfriedhöfen vor, nur West-, Haupt-, Südfriedhof sowie der Höhenfriedhof zwischen Irsch und Filsch und der Biewerer Friedhof könnten erhalten bleiben (der TV berichtete). Doch der Einspareffekt würde trotz einer solchen Radikalkur zunächst nicht allzu groß ausfallen, schließlich müssten die Friedhöfe auch bei einem "Bestattungsstopp" noch mindestens 25 Jahre lang gepflegt werden, bis die gesetzliche Liegefrist abgelaufen ist und die Gräber aufgehoben werden könnten. Auf Betreiben der CDU beauftragte der Arbeitskreis die Verwaltung mit der Ausweitung des Gutachtens: Geprüft werden soll, welche Auswirkungen es hätte, wenn langfristig lediglich der Hauptfriedhof erhalten bliebe. Jetzt rudert die CDU kräftig zurück: "Unsere Stimme würde es zu solchen Überlegungen nicht geben", teilt CDU-Chef Adams mit, außerdem "gäbe es zurzeit keine Pläne der Verwaltung, die derartiges vorsehen". Die nicht vorhandenen Pläne zitiert Adams allerdings wenige Sätze später: "Das Gutachten hat deutlich gemacht, dass die möglicherweise in vielen Jahren zu erzielenden Spareffekte in keinem Verhältnis zu dem Verlust für die Bürger stünden, die eine Friedhofsschließung bedeuten würde." Meinung Billiger Populismus Selbst bei einem so emotionalen Thema wie der Schließung von Friedhöfen muss es möglich sein, sachlich und vernünftig nachzudenken - auch im Jahr vor der Kommunalwahl. Natürlich gehören Friedhöfe zur Gemeinschaft und Geschichte ihrer Gemeinden. Doch mehr als 50 Prozent aller Verstorbenen werden mittlerweile in Urnen beigesetzt, und die Bevölkerung schrumpft. Schon jetzt gibt es große freie Flächen auf den Stadtteil-Friedhöfen. Die Zahl klassischer Erdbegräbnisse wird weiter sinken, auch durch Alternativen wie Friedwälder. Frühzeitig und weitsichtig nach Lösungen für das teure Problem zu suchen, ist vernünftig - und wurde deshalb von Fraktionen und Verwaltung angegangen. Die CDU darf das nicht durch einen populistischen Rückzieher torpedieren, weil sie den Verlust von Wählerstimmen fürchtet. c.wolff@volksfreund.de

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