Kein Ohr für Oberbürgermeister

Die Aulbrücke, die Triers Süden mit Heiligkreuz und Feyen verbindet, wird saniert. Das haben CDU und UBM, die zusammen die Stadtrats-Mehrheit bilden, am Donnerstagabend beschlossen. Nicht nur SPD, Grüne und FDP wollten die Entscheidung auf April vertagen. Auch Oberbürgermeister und Baudezernentin baten um Aufschub, der eventuell den Brückenneubau ermöglicht hätte. Der harte Kurs von CDU/UBM sorgte für Tumulte.

Trier. Ende April sollen die Fakten vorliegen: das Gutachten über den tatsächlichen Zustand der Aulbrücke, das Verhandlungs-Ergebnis der Gespräche von Oberbürgermeister Klaus Jensen mit Stadtwerken, Land und Finanzaufsicht über Zuschuss-Höhen und die Vorschläge der Verwaltung, wo das Geld für Sanierung oder Neubau im Haushalt abgeknapst werden könnte. "Diese Informationen würden die Entscheidung einfacher machen - daher ist nicht zu verstehen, warum wir uns nicht noch einen Monat Zeit lassen sollten", argumentierte Thomas Egger (FDP). Auch SPD und Grüne sprachen sich dafür aus, dem Appell von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Oberbürgermeister Jensen zu folgen und den Beschluss zu vertagen. Doch CDU und UBM blieben hart: "Wem soll es helfen, die Entscheidung nochmal aufzuschieben?", fragte Thomas Albrecht (CDU). Das Verkehrschaos bei einer möglichen Brückenschließung sei nicht zu verantworten, deshalb müsse die Sanierung schnellstmöglich umgesetzt werden. Der Neubau solle parallel vorangetrieben und innerhalb von sechs bis zehn Jahren umgesetzt werden. "Wollen sie ernsthaft 640 000 Euro in eine Zwischenlösung stecken und dann den Neubau angehen? Sie muten dem Steuerzahler Mehrausgaben zu und machen keine nachhaltige Verkehrspolitik für alle", erregte sich Dominik Heinrich (Grüne). "Eine Sanierung würde die miserable Situation auf Jahrzehnte zementieren!", polterte Rainer Lehnart (SPD). Bei einer Sanierung bleibt die Brücke schmal, für Fuß- und Radwege ist kein Platz. Auch Vorrichtungen für eine Regionalbahn-Haltestelle und eine verbesserte Trassenführung der Aulstraße ermöglicht nur ein Neubau, der die Stadt rund 1,9 Millionen kosten würde. Gegen die Stimmen von SPD, Grünen und FDP lehnten CDU und UBM mit knapper Mehrheit den von Jensen beantragten Aufschub des Beschlusses ab. Ohne Zustimmung der übrigen Fraktionen beschlossen CDU und UBM die Brückensanierung und die gleichzeitige Planung des Neubaus. Danach herrschte Tumult im Stadtrat. Die CDU-Ortsvorsteher von Heiligkreuz und Feyen-Weismark machten ihrem Ärger über die eigene Partei Luft. "Ich überlege ernsthaft, auszutreten", schimpfte der CDU-Ortsvorsteher von Feyen-Weismark, Michael Jacoby. Meinung CDU auf Kamikaze-Kurs Seit Juni 2005 ist die Aulbrücke für LKW gesperrt. Seit mindestens drei Jahren besteht also dringendster Handlungsbedarf. Doch weder die Finanzierung steht noch die Planungen für den von allen Seiten gewünschten Brückenneubau, für den Bebauungspläne aufgestellt und Grundstücke gekauft werden müssen. Verwaltung und Stadtrat sind also sowieso schon viel zu spät dran mit ihrer Aulbrücken-Entscheidung. Auf fünf weitere Wochen wäre es da auch nicht mehr angekommen. Warum CDU und UBM gestern unbedingt den Sanierungsbeschluss durchsetzen mussten, ist ein Rätsel. Die CDU-Fraktion setzt damit den Kamikaze-Kurs fort, den sie seit einigen Wochen mit teils abstrusen Äußerungen fährt. Wie will sie ihre Aulbrücken-Entscheidung bloß den Ortsbeiräten von Heiligkreuz, Feyen-Weismark und Trier-Süd erklären? In allen drei Räten hat die CDU die Mehrheit - und alle drei hatten sich explizit gegen die bloße Sanierung ausgesprochen. c.wolff@volksfreund.de

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