Kein Party-Löwe

TRIER. Seit Oktober 2000 studiert Dingjun Jia an der Universität Trier Informatik und engagierte sich mit großem Einsatz für die Integration der chinesischen Studierenden. Er erhielt nun den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (Daad) für ausländische Studierende.

"Ich möchte nicht nur studieren, sondern auch andere Kulturen kennen lernen", sagt Dingjun Jia. Der 27-jährige Chinese studiert im neunten Semester Informatik an der Universität Trier. Zielstrebig und erfolgreich zieht er sein Studium durch und legte sein Vordiplom mit der Note 1,8 ab. Zusätzlich findet er Zeit, sich in der Hochschulgruppe chinesischer Studierender zu engagieren und Feste und Veranstaltungen zu koordinieren. "Es ist nicht gut, wenn die Studenten aus China nur unter sich bleiben", findet der Informatikstudent.Preis mit 1000 Euro dotiert

Dingjun Jia sei jemand, der sich ganz besonders darum bemühe, die Kultur, in der er lebt, auch zu verstehen, sagte Uni-Vizepräsident Professor Georg Wöhrle bei der Verleihung des mit 1000 Euro dotierten Preises. Dingjung Jia wird im Jahr 1977 in Sichuan im Südwesten von China geboren. Er fällt durch sehr gute Leistungen in der Schule auf, und dies gibt ihm bald die Chance, die unterentwickelte Region, in der viele Menschen vom Reis- und Weizenanbau leben, zu verlassen. Er kann nach Peking gehen, um das Abitur zu machen. In der Großstadt wendet er sich dann auch einer fremden Kultur aus dem Westen zu: Deutschland. Dingjun Jia beginnt, Germanistik an der Fremdsprachenuniversität Peking zu studieren. Im Jahr 2000 entschließt er sich zusammen mit seiner Frau, Europa selbst kennen zu lernen und sich in Deutschland durch ein Informatikstudium auch die neue Welt der Computertechnologie zu erschließen. "Einer meiner Dozenten hat mir damals Trier als übersichtliche Universität empfohlen", erklärt Jia. Mit Trier als Studienort ist Jia nicht allein: In der Geburtsstadt von Karl Marx trifft Jia auf inzwischen 400 weitere Studierende aus seinem Heimatland. In dieser großen Gruppe wird er zur treibenden Kraft: Dingjun Jia hilft chinesischen Studierenden, die neu in Trier ankommen, eine Wohnung zu finden, Formulare von deutschen Ämtern richtig auszufüllen oder begleitet sie ins Krankenhaus. Daneben arbeitet der Informatikstudent, der auch durch hervorragende Deutschkenntnisse besticht, als wissenschaftliche Hilfskraft in der Medienwissenschaft, am Europäischen Tourismus Institut sowie am Kompetenzzentrum für elektronisches Publizieren. Man schätzt ihn hier als "freundlich, aufgeschlossen und rücksichtsvoll", "zuverlässig und verantwortungsbewusst", wie es in den Reden bei der Preisverleihung hieß. Auf Partys ist der Informatikstudent nicht zu finden. "Da ist es mir zu laut, und außerdem trinke ich kein Bier." Lieber trifft er sich mit Kommilitonen zum gemeinsamen Kochen und erfährt dabei auch, wie man einen deutschen Kartoffelauflauf macht.

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