Kein WC für Behinderte

TRIER. Es tut sich was am Trierer Hauptbahnhof: Die letzte Stufe des behindertengerechten Umbaus hat begonnen. Doch behindertenfreundlich wird er damit noch längst nicht: Die Toiletten werden auch nach den 1,2 Millionen Euro teuren Maßnahmen Rollstuhlfahrern unzugänglich bleiben.

Die Antwort kennt sie bereits. Trotzdem macht Lydia Schäffer aus Schweich die Probe aufs Exempel. "Wo ist denn hier die Behindertentoilette?" fragt die 40-Jährige, die seit über 20 Jahren im Rollstuhl sitzt. Die Frau hinter dem Tresen des Service-Points im Trierer Hauptbahnhof muss passen: "Wir haben leider keine Behindertentoilette." Lydia Schäffer, die im Trierer Behindertenforum aktiv ist, lässt nicht locker: "Wo ist denn die nächste Behindertentoilette?" Die Frau am Bahn-Schalter muss überlegen, 30 Sekunden Schweigen, dann: "Ich glaube, am Hauptmarkt in der Innenstadt."Lydia Schäffer schüttelt den Kopf: Wer als Rollstuhlfahrer am Trierer Bahnhof ankommt und mal muss, wird einen Kilometer in die Stadt geschickt. "Das kann ja wohl nicht sein." Zu den Toiletten im Untergeschoss kommt sie nicht - es gibt keinen Fahrstuhl, nur Treppen. Schäffer, die sich nach dem TV-Bericht über die Behindertenunfreundlichkeit der Bahn gemeldet hat, will zeigen, wo es am Trierer Bahnhof für Rollstuhlfahrer hakt. Die Schweicherin ist resolut, sie lässt einen Mitarbeiter des Bahnhofsmanagements kommen. Er macht Hoffnung. Es gebe eine Vorrichtung für eine behindertengerechte Toilette im Außenbereich des Bahnhofs. Wo und wann will er nicht sagen. Nicht ohne Grund, denn es wird kein rollstuhlgerechtes WC auf dem Bahnhof geben. Bei den kürzlich begonnenen Arbeiten zum behindertengerechten Umbau des Bahnhofs (der TV berichtete) ist der Bau einer Behindertentoilette nicht geplant, teilt Bahnsprecher Torsten Sälinger auf Anfrage mit.

Toilettencontainer am Vorplatz?

"Die wird auf dem Bahnhofsvorplatz, wo die Busse abfahren, entstehen." Allerdings werden diese schon seit längerem geforderten Toiletten nicht von der Bahn gebaut, sondern von der Stadt. "Ein großer und moderner Bahnhof kann doch nicht seine behinderten Gäste auf einen Toiletten-Container am Vorplatz verweisen. Ein Unding", kritisiert Schäffer. Ansonsten stellt sie dem Trierer Bahnhof kein schlechtes Zeugnis in Sachen Behindertenfreundlichkeit aus. Seit vergangenem Jahr führt ein Aufzug vom Hauptbahnsteig am Gleis 11 ins Untergeschoss - die Tasten im Fahrstuhl in Blindenschrift, per Ansage wird mitgeteilt, auf welcher Ebene man sich befindet. Allerdings endet der Weg für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen unter den Schienen.

Zwei steile Treppen führen zu den Gleisen 12 und 13. Die aufgebrochene Kachelwand verrät, dass hier gebaut wird. "Wir tun was", steht auf dem Schild vor dem Loch in der Wand. Für 1,2 Millionen Euro soll der zweite, bereits im vergangenen Jahr versprochene Aufzug gebaut werden. Bis 2006 soll der behindertengerechte Umbau des Trierer Hauptbahnhofs abgeschlossen sein. Immerhin ist der Bahnhof seit längerem problemlos für Rollstuhlfahrer durch einen Seiteneingang zu erreichen. Auch für Blinde gibt es ein Leitsystem entlang der Gleise: Geriffelte, im Boden eingelassene Platten zeigen den Weg.

Das Trierer Behindertenforum, ein Zusammenschluss von Menschen unterschiedlicher Behinderungen, kämpft seit Jahren dafür, dass öffentliche Einrichtungen und Plätze barrierefrei für behinderte Menschen zugänglich werden. "Barrierefreiheit nützt nicht nur behinderten Menschen, sondern allen, Älteren genauso wie Familien mit Kinderwagen", erklärt Schäffer. So hat das Forum dazu beigetragen, dass Bussteige vor dem Hauptbahnhof im vergangenen Jahr behindertenfreundlich umgebaut und abgesenkt wurden.

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