Kein Windhundrennen um die Trevererschule

Trier · Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz und die Trierer Bürgermeisterin Angelika Birk haben bei einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Absicht bekräftigt, die Treverer-Förderschule nach Schweich zu verlegen. Während an der Zustimmung des Kreistags kein Zweifel besteht, sind die Positionen im Trierer Stadtrat noch offen.

 Sie haben möglicherweise bald die Chance auf bessere Bedingungen in ihrer Schule: Cindy und Ashley auf dem Schulhof der Trevererschule – noch in Heiligkreuz. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv

Sie haben möglicherweise bald die Chance auf bessere Bedingungen in ihrer Schule: Cindy und Ashley auf dem Schulhof der Trevererschule – noch in Heiligkreuz. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv

Gemeinsame Pressekonferenzen von Stadt und Kreis gehören zu den eher seltenen Übungen. Hinter den Kulissen, so versicherten die Bürgermeisterin und der Landrat unisono, rede man aber viel intensiver miteinander, als mancher ahne.
Letzteres gilt offenbar auch für die Trierer Stadtratsmitglieder. Man habe zu diesem Thema von der Verwaltung bislang offiziell nichts gehört, wundern sich Udo Köhler (CDU) und Regina Bux (SPD). Bei den Sozialdemokraten gebe es noch "viel Diskussionsbedarf", kündigt die schulpolitische Sprecherin an. Ihr christdemokratischer Kollege betont, ein Standort in Trier sei "erste Priorität". Aber wenn die Verwaltung das nicht hinbekomme, werde man einer Verlegung wohl nicht im Weg stehen - "damit Kinder und Eltern nicht noch länger hingehalten werden".
Birk will um Fraktionen werben


Nach begeisterter Zustimmung klingt das nicht. Auch die FDP hat bislang kein Meinungsbild hergestellt. "Wir werden bei unserem Stadtrat werben müssen", ahnt Angelika Birk, die auch Schuldezernentin ist. Ihre eigene Fraktion, die Grünen, hat sie schon überzeugt: Der Standort Schweich sei "im Sinn der Schüler", sagt Sprecher Gerd Dahm und verweist darauf, dass ohnehin nur jeder fünfte Schüler aus der Stadt komme. Schweich sei verkehrstechnisch geeignet, biete ein gutes Umfeld. Da sei es "Kirchturmsicht, zu sagen, die Schule muss in Trier bleiben".
Landrat Schartz versucht, den Trierern den Verzicht auf die Schulträgerschaft zu erleichtern. "Die Schweicher waren immer schon Treverer", kontert er die TV-Überschrift vom Dienstag ("Die Treverer sind künftig Schweicher") und verweist auf die frühere Zugehörigkeit Schweichs zum Trierer Beritt. Außerdem sei es "Schülern und Eltern glatt egal, wer Schulträger ist". Es habe "kein Windhundrennen um den Standort gegeben", der Kreis sei erst eingestiegen, nachdem die Stadt Verzichtsbereitschaft signalisiert habe. Der plötzliche Trierer Sinneswandel dürfte manchen überrascht haben. "Wir hatten schon den Ehrgeiz, das bei uns hinzukriegen", gibt Birk unumwunden zu. Aber das habe sich als schwierig erwiesen. Schließlich brauche gerade eine Förderschule für körperlich und geistig behinderte Kinder eine große, ebenerdige Fläche, "und die ist im verdichteten Trie rer Terrain schwer zu finden". Vor allem aber sei das jetzige Angebot aus dem Kreis "sehr attraktiv und viel besser als das, was wir bieten können".
So sieht es auch Schulleiter Franz-Josef Schwaller. Seine Trevererschule hatte mehrfach vorgeschlagene Standorte als ungeeignet abgelehnt - unter anderem am Mäusheckerweg und auf dem Petrisberg. Die jetzige Planung biete durch den vorgesehenen Neubau der Schweicher Grundschule, die Nähe zu anderen Einrichtungen und die geplante Infrastruktur des Neubaugebietes sehr gute Voraussetzungen für die Arbeit mit den etwa 100 Förderkindern.
Geplant wird der Neubau laut Landrat Schartz allerdings nur für 80 Kinder - so schätzt er auf absehbare Zeit den Bedarf ein. Dabei ist ein gemeinsamer Bau mit der künftigen Grundschule vorgesehen. So schaffe man die Möglichkeit, "Zeichen in Sachen Inklusion zu setzen", also einem Abbau der Alltags-Grenzen zwischen behinderten und nichtbehinderten Schülern.
Dass der Landrat nun den Vorreiter in Sachen fortschrittliche Pädagogik machen darf, darauf sei sie "ein bisschen neidisch", erklärt Birk. Sie hänge nach wie vor an einem möglichen Standort in Trier-West, aber der habe sich "halt nicht realisieren lassen".
Die Realisierung in Schweich wird freilich auch noch dauern. Grundstücke müssen gekauft, Baurecht geschaffen werden. Landrat Schartz warnt vor Euphorie, geht selbst bei gutem Verlauf von drei bis vier Jahren bis zur Realisierung aus. Aber für die Trevererschule, die seit 20 Jahren auf Besserung wartet, ist das schon eine zeitnahe Perspektive.

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