Keine Angst, noch üben sie nur!

Trier · 102 Knöllchen pro Tag, 37 000 Raser pro Jahr, 750 000 Euro an Einnahmen - das sind die Ziele der Stadt Trier, wenn sie ab dem 1. Januar 2016 die Tempokontrollen im Stadtgebiet übernimmt. Schon jetzt testet die Verwaltung die Technik und schult ihr Personal. Zum Glück für Raser haben die Probekontrollen aber noch keine Folgen.

Trier. Die Aufregung ist groß - wie so oft im Internet. In der Facebook-Gruppe "Blitzer Trier und Umgebung" gibt ein Nutzer Alarm. "Die Stadt Trier testet ihr erstes städtisches Blitzfahrzeug", meldet er und liefert die Beschreibung gleich hinterher. "Ein grauer VW Caddy." Es folgt ein Fazit, das eine kontroverse Diskussion unter den Kommentatoren auslöst: "Die Abzocke kann beginnen."Sind Tempokontrollen tatsächlich eine Form von Abzocke, eine hinterhältige Methode, sich unverdient an Unschuldigen zu bereichern, oder sind die Blitzer eine notwendige und gerechtfertigte Form der Unfallprävention? Die Meinungen gehen auseinander, die Fakten jedoch sind klar: Ab dem 1. Januar 2016 kontrolliert die Stadt Trier die Geschwindigkeiten auf ihren Straßen selbst. Dennoch hat der Facebook-Nutzer mit seinem Alarmruf völlig recht, denn der graue Caddy ist bereits in diesen Tagen unterwegs und macht Fotos. Allerdings nur zur Probe."Zur Identifizierung geeigneter Standorte, zur Einrichtung der Messgeräte und zur Schulung der Mitarbeiter werden in den nächsten Wochen Probekontrollen an verschiedenen Straßen angesetzt", bestätigt Ralf Frühauf vom Presseamt Trier. "Die dabei registrierten Verstöße haben für die Autofahrer noch keine Konsequenzen." Und dennoch: Erste Testmessungen mit einer Vielzahl von Geschwindigkeitsüberschreitungen haben laut Frühauf aber bereits gezeigt, dass die Kontrollen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten können. Kurz gesagt: Es wird munter gerast in Trier.Die städtische Verkehrsüberwachung im Ordnungsamt wird bei ihren Kontrollen zwei mobile Geschwindigkeitsmessanlagen mit Filmkamera und Lasertechnik einsetzen. Die erfassten Daten werden per Funk in das Ausgabegerät in einem in der Nähe geparkten Auto übertragen und dort von jeweils zwei Hilfspolizeibeamten der Verkehrsüberwachung ausgewertet. Ab dem 1. Januar gilt: Ein Verwarnungsgeld kann verhängt werden, wenn das Tempolimit um neun Stundenkilometer oder mehr überschritten wird. Denn drei Kilometer pro Stunde gelten als Messtoleranz und weitere fünf als geringfügiges Vergehen. Bußgeld und Punkte drohen

In einer Tempo-30-Zone wird es ab einer gemessenen Geschwindigkeit von 39 Stundenkilometern ernst. Je nachdem, wie gravierend der Verstoß ist, kann aus dem Verwarnungs- ein Bußgeld von 60 Euro oder mehr werden. Außerdem drohen Punkte im Fahreignungsregister des Kraftfahrtbundesamts und der Einzug der Fahrerlaubnis.Der Stadtrat hatte die Einführung der Kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung im Oktober 2014 beschlossen (der TV berichtete). Die Beispielrechnung, die diesen Beschluss begleitete, basierte auf 102 Verstößen pro Tag, 37 000 ertappten Rasern pro Jahr und 750 000 Euro für die Stadtkasse. "Dafür wurden im Ordnungsamt sechs neue Planstellen im Außendienst und 4,5 Stellen im Innendienst geschaffen", erläutert Frühauf.Mit den beiden Messgeräten können alle Straßenräume vom verkehrsberuhigten Bereich bis hin zu mehrspurigen Hauptdurchgangsstraßen und Baustellenbereichen überwacht werden. "Im Fokus werden Unfallhäufungs- und andere potenzielle Gefahrenstellen wie Kindergärten oder Schulen stehen, aber auch generell Tempo-30-Zonen", erklärt Elmar Geimer, Leiter der Verkehrsüberwachung. Die städtischen Blitzer müssen dabei immer innerhalb der gelben Ortseingangs- und Ortsausgangsschilder stehen.Übrigens: Die Testphase bis zum Jahresende ist kein Freifahrtschein für Raser. Denn noch ist die Polizei offiziell zuständig für die Tempokontrollen - und wird diese auch bis Ende Dezember wie gewohnt durchführen.Extra

Der TV hat seine Leser im sozialen Netzwerk facebook gefragt: Sind die städtischen Blitzer notwendig oder tatsächlich Abzocke? Während einige Nutzer ohne Begründung mit "alles Abzocke!" antworteten, sehen es viele User differenzierter: "Ich hätte nichts dagegen, wenn man an Gefahrenstellen wie Schulen, Kindergärten usw. knipst! Es wird aber nur an ungefährlichen, rentablen Stellen (z.B. Trier-Süd nach Konz) gemessen - und das ist mit Abzocke gleichzustellen", findet User Achim Hell. Ähnlich sieht es facebook-Nutzer Sebastian Karkus: "Ich kenne keine(n), der sich aufgeregt hat, dass man vor einer Schule oder Kita (...) geblitzt wurde. (...) Der abartig schäbige Ruf, den sich die Verkehsüberwachung in der Region selbst erarbeitet hat, stammt nicht von sinnvollen Stellen, an welchen zugunsten von Fußgängern oder wegen Gefahren geblitzt wird, sondern zugunsten der Stadtkasse." Ralf Faber hingegen fordert: "Bitte doppelt so oft blitzen wie bisher!" Den besten Tipp hat wohl Nutzerin Sandra Beil parat (und ist damit nur eine von vielen, die dieser Meinung sind): "Wenn ihr euch im Straßenverkehr vernünftig verhaltet, kommt die Stadt auch nicht an eure Kohle - so einfach ist das." bec Weitere Meinungen zum Thema gibt es unter facebook/Volksfreund

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