Keine Angst vor Moselfränkisch

TRIER. (DiL) Die moselfränkische Sprache verbindet Moselaner dies- und jenseits von Länder- und Regionalgrenzen. Eine junge Wissenschaftlerin an der Uni Trier beschäftigt sich mit diesem Dialekt. Ihr Fazit: Die Menschen an der Mosel stehen zu ihrer Sprache.

Dass sie sich irgendwann mit Letzebuergesch und Trierer Platt beschäftigen würde, hat Natalia Filatkina sicher niemand in die Wiege gelegt. Wer in Moskau groß wird und studiert, muss schon ziemlich findig sein, um einheimische Fachliteratur zu entdecken, die sich ausgerechnet mit Luxemburger Dialekt beschäftigt. Aber Filatkina entschied sich für das aus russischer Sicht fraglos exotische Fach und blieb dabei. So spricht die Germanistin, die heute an der Uni Trier arbeitet, nicht nur völlig akzentfreies Deutsch, sondern auch wohlklingendes Letzebuergesch. Und weil sie ihre Doktorarbeit über das Moselfränkische geschrieben hat, ist sie geradezu prädestiniert, ihre Erkenntnisse im Rahmen der Reihe "Junge Wissenschaftler erforschen ihre Welt" vorzustellen. In einer Umfrage unter Luxemburgern und Trierern ist sie vielen einzelnen Begriffen nachgegangen, hat Gemeinsamkeiten und Trennendes gefunden. "De Flemm haben" gehört beispielsweise auf beiden Seiten der Grenze zum gängigen Wortschatz. Andere Ausdrücke haben sich im Laufe der Jahre im Verständnis auseinander entwickelt. Über Monate hat die junge Wissenschaftlerin an der Uni selbst, im privaten Umfeld von Mitarbeitern, aber auch in Zusammenarbeit mit dem Verein Trierisch ihre Erkenntnisse gesammelt. Moselfränkisch habe sich "uneinheitlich entwickelt", sagt sie. Nicht nur aufgrund von Staatsgrenzen. Auch "geographische Hindernisse" seien ausschlaggebend. Will heißen: Auf dieser Seite der Mosel kann die Sprache schon anders funktionieren als auf der anderen. Die Einstellung zum Dialekt sei aber "durchaus gleich", hat Filatkina herausgefunden. Moselfränkisch, Letzebuergesch oder Trierisch würden als "Sprache der Nähe" empfunden und seien nicht negativ besetzt. Gerade auch Jüngere "stehen dazu, wie sie sprechen". Die Zeiten der 60er- und 70er-Jahre, da man zumindest auf deutscher Seite versuchte, den Kindern das Platt als vermeintlich minderwertige Sprache auszutreiben, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Dazu passt, dass die Universität Trier längst das Moselfränkische als Forschungsobjekt entdeckt hat - nicht nur durch Natalia Filatkina. Eine eigene Forschungsstelle im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften, ein Projekt zur Erstellung eines digitalen luxemburgischen Sprach-Atlanten: Da macht sich bemerkbar, dass mit Claudine Moulin seit knapp zwei Jahren eine Luxemburger Wissenschaftlerin als Professorin an der Uni Trier lehrt. "Das Moselfränkische diesseits und jenseits der Grenze", Vortrag mit Diskussion, Freitag, 8. Juli, 19 Uhr, VHS am Domfreihof Trier.

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