Keine Angst vor Reformen

TRIER. Seit Anfang August ist Jürgen Kentenich Leiter des Finanzamtes Trier. Der gebürtige Kölner löst damit Werner Nägler ab, der als Leiter zur Zentralen Besoldungs- und Dienstleistungsstelle nach Koblenz gewechselt ist.

Kentenich, Jahrgang 1952, studierte Jura in Köln und war bis vor kurzem Leiter der Personalabteilung bei der Oberfinanzdirektion in Koblenz. Dass er irgendwann einmal Leiter eines Finanzamtes wird, damit hat er im Studium nicht gerechnet. Das Arbeitsfeld Steuern habe damals noch nicht zum klassischen Tätigkeitsbereich eines Juristen gehört, auch sei eine Stelle beim Finanzamt nicht der typische Traumjob. Richter und Rechtsanwälte seien in der Gesellschaft höher angesehene Berufe als die Tätigkeit beim Finanzamt. Doch mit seinem beruflichen Werdegang ist der 51-Jährige durchaus zufrieden.Für Kentenich ist das Finanzamt Trier kein unbekannter Ort. Mitte der 80er Jahre war er im Trierer Amt in mehreren Funktionen tätig. Wenn er sich an diese Zeit erinnert, stellt er fest, dass sich viel verändert hat. Das Finanzamt sei zu dieser Zeit noch in der ganzen Stadt verstreut gewesen.Dass heutzutage alle Abteilungen in einem Haus konzentriert sind, begrüßt der neue Leiter ausdrücklich. "Es tut dem Amt sehr gut, dass alles jetzt unter einem Dach ist, wir gehen damit deutlich mehr auf die Bürger zu." Im Vergleich zu früher stehe der Service mehr im Mittelpunkt. Und diesen Weg will er auf jeden Fall fortsetzen.Beseitigung des Steuer-Dschungels

Doch dem Wunsch vieler Bürger nach einer Steuererklärung, die nur eine Din A4 Seite umfasst, erteilt der gelernte Jurist eine klare Absage. Dies sei eine Illusion, dazu sei das Wirtschaftsrecht einfach zu komplex, erklärt Kentenich. Deshalb könne man das Steuerrecht auch nur bis zu einem bestimmten Punkt vereinfachen. Auch sei der Einfallsreichtum vieler Personen ungebrochen, wenn es darum gehe, das Zahlen von Steuern zu umgehen. Viele Bürger würden Verluste über die Steuern absetzen, aber versuchen, Gewinne am Fiskus vorbei zu mogeln. Aber trotzdem steht für Kentenich fest, dass der jetzige Steuer-Dschungel beseitigt werden muss. "Wir regeln einfach zu viel und zu intensiv", erklärt er. Auf die Finanzverwaltung kommen nach Ansicht des Leiters in Zukunft viele Herausforderungen zu.Angesichts der immer schlechteren Rahmenbedingungen wegen zunehmend leerer werdenden öffentlichen Kassen könne sich auch das Finanzamt einem Reform-Prozess nicht verschließen. Das bedeute auch in Zukunft das Einsparen von Personal. Kentenich betont: "Wir müssen in Zukunft die Arbeitsweise dem Personalbestand anpassen."Seinen Mitarbeitern bescheinigt der neue Chef ein hohes Fachwissen, deshalb müsse man den Vergleich mit der Wirtschaft nicht scheuen und sei für Reformen bestens vorbereitet.

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