Keine Bühne für "Gangsta-Rap"

TRIER. Für heftige Wellen sorgt ein zunächst angekündigtes und dann wieder abgesagtes Konzert: Der Berliner Rapper Bushido, ein Kultstar des "Gangsta Rap", wurde vom Jugendzentrum Exzellenzhaus wegen Texten "bis hin zur Menschenverachtung" ausgeladen. Das Konzert soll dennoch stattfinden.

Den 30. März hatten sich die Rap-Fans der Region schon rot im Kalender angestrichen. Das Trier-Debüt des bekanntesten deutschen "Gangster-Rappers" Bushido wurde in den einschlägigen Internet-Foren schon vor Wochen euphorisch begrüßt. Doch Anfang der Woche kam die kalte Dusche. Das Exzellenzhaus, seit Jahren profiliertestes Experimentierfeld aktueller Jugendkultur in Trier, sagte den fest gebuchten und bereits beworbenen Termin ab. "Wir sind zur Überzeugung gekommen, dass wir hier nicht mitmachen können", teilte die Leitung des Jugendzentrums nach Lektüre der Bushido-Texte mit."Sprachliche Härte und Brutalität"

Sie seien "in ihrer sprachlichen Härte und Brutalität eindeutig Grenzüberschreitungen bis hin zur Menschenverachtung". In einem Rap-Geschäft, "das mit Frauen- und Schwulenfeindlichkeit, Gewalt- und Drogenverherrlichung sowie der Diskriminierung von Behinderten sein Geld macht", wolle man "nicht mitmischen". Die an amerikanische Subkultur-Vorbilder angelehnten Texte liefern seit langem heftigen Diskussionsstoff. Bei einer Schüler-Veranstaltung an der Trierer Berufsschule im Rahmen der "Pojektwoche gegen Rechtsextremismus und Gewalt" diente Bushido schon vor eineinhalb Jahren als Negativ-Beispiel. Die Schüler störten sich an den Gewaltfantasien und dem aggressiven Fäkal-Vokabular. In der Tat eignen sich die Texte selbst auszugsweise kaum für die Veröffentlichung in einer Zeitung (Wer sich trotzdem ein Bild verschaffen möchte: www.golyr.de). Freilich sind sie dafür auch nicht gedacht. Bushido-Fans aber wissen in der Regel, was bei Konzerten auf sie zukommt. Philipp Styra von der renommierten Deutschen Entertainment AG (DEAG), die die Tour organisiert, hat denn auch kein Verständnis für die besorgten Exhäusler. Es sei "hochgradig unprofessionell", eine solche Veranstaltung "erst zu buchen und dann zu merken, was man sich ins Haus geholt hat". Schließlich sei Bushido allseits bekannt. Angesichts der öffentlichen Absage denkt er unverhohlen darüber nach, die Rechtsabteilung seines Hauses einzuschalten. "Wenn das Konzert komplett ausfällt, wird es teuer für das Exzellenzhaus", sagt Styra. Dass die Ausladung Risiken beinhaltet, war wohl auch dem Exhaus klar. Aber angesichts der "realen Erfahrungen mit Gewalt, Sucht und Fremdenfeindlichkeit", die das Jugendzentrum in seiner Alltagsarbeit macht, schien den Verantwortlichen der Auftritt nicht vertretbar. Vielleicht haben auch die Vorkommnisse vor Jahresfrist in Cottbus eine Rolle gespielt, als es nach aggressiven Parolen auf der Bühne zu einer Messerstecherei mit mehreren Schwerverletzten kam. Bushido trennte sich danach von seinem berüchtigten Verlag AggroBerlin und wechselte zur etablierten "Universal". Aber der Ansehensverlust blieb. Die Fans sehen das naturgemäß anders. Eine Absage des Konzerts wäre "saubehindert", schimpft James aus Hermeskeil im Internet-Forum - ganz im Jargon seiner Helden. Die DEAG versichert derweil, das Konzert werde "auf jeden Fall stattfinden". Im Gespräch, so heißt es gerüchteweise, seien die BBS-Aula oder die Szene-Disco "Forum". Man sucht offenkundig einen lokalen Veranstalter, aber angesichts der nur noch verbleibenden 14 Tage und der heiklen öffentlichen Debatte scheint das schwieriger als erwartet. Promotor Ingo Popp hat nach eigener Aussage schon abgewunken.

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