Keine Chance dem Verpackungswahn - In Trier gibt es bald den ersten Unverpackt-Laden in der Region

Trier · Es ist ein Trend, der erst ganz allmählich auch Deutschland erfasst - und Trier vorneweg: Zwei junge Menschen wollen einen Laden eröffnen, der nachhaltiges und bewusstes Einkaufen ermöglicht, indem vor allem auf Umverpackungen verzichtet wird.

 Viel zu viel Verpackungsmüll? Nicht mit Stephanie Lampe und Sebastian Würth. Sie wollen einen Unverpackt-Laden in Trier eröffnen. TV-Foto: Frank Göbel

Viel zu viel Verpackungsmüll? Nicht mit Stephanie Lampe und Sebastian Würth. Sie wollen einen Unverpackt-Laden in Trier eröffnen. TV-Foto: Frank Göbel

Foto: (h_st )

Deutschland hält einen eher traurigen Europarekord: als Land mit dem meisten Verpackungsmüll. Rund 213 Kilogramm fielen pro Einwohner 2013 an, bundesweit insgesamt 17 Millionen Tonnen. Das hat das Bundesumweltministerium kürzlich mitgeteilt.

"Ein Teil davon endet schließlich im Meer - und selbst von dem, was ordentlich weggeworfen wird, wird viel zu wenig recycelt", sagt Sebastian Würth und findet: "Das kann so nicht weitergehen!"
Der 21-Jährige startet gerade ins Unternehmertum - mit einer Idee, die mehr sein soll als nur ein Geschäft. Sie soll die Welt auch ein bisschen besser machen, indem sie dem Verpackungswahn entgegentritt. Unter anderem.

Im Unverpackt-Laden, für den Würth und seine Partnerin Stephanie Lampe derzeit per Crowdfunding (viele Menschen tragen mit kleineren Beträgen zur Finanzierung bei) das Startkapital einsammeln, soll der Kunde demnächst Lebensmittel und anderes lose erhalten und in eigenen Behältern mitnehmen. Zudem wird der größtmögliche Verzicht auf Umverpackungen auch von Herstellern und Lieferanten erwartet - gerade deren Praxis hat Würth im Dualen Studium bei einer Großmarktkette als absurd empfunden: "Es ist ja nicht nur so, dass die Gurke in einer Plastikfolie ausliegt. Die kommt aus einer Kiste, die wieder eingeschweißt war auf einer Palette, die ihrerseits dick in Folie eingeschlagen war."

Das soll anders sein in dem Laden, den Würth und Lampe demnächst in der Paulinstraße eröffnen wollen. Da soll nicht nur klassisches Schüttgut wie Reis oder Kaffee angeboten werden: "Bei uns gibt's ein Sortiment wie im Supermarkt, also Obst, Gemüse, Käse, Getränke, aber auch Reinigungsmittel und Drogerieartikel", erklärt Stephanie Lampe. Bei der Zahnpflege könne man beispielsweise sogar die Tuben einsparen - durch ein Putzpulver in Tablettenform. Außerdem ermögliche die Freiheit von der Verpackungsnorm auch ein viel sinnvolleres Einkaufen. "Dann kann ich ein Müsli erst mal probieren, bevor ich eine Riesenpackung da stehen habe, auf die ich vielleicht gar keine Lust habe - und die ich nachher wohl wegschmeiße."Die inneren Werte zählen


"Bei uns blendet keine schicke Verpackung, sondern das Produkt an sich muss überzeugen", ergänzt Würth. Neben der eingesparten Verpackung soll weitere Nachhaltigkeit durch kurze Wege erreicht werden: "Wir wollen, soweit das machbar ist, eher regionale Produkte anbieten, die möglichst auch bio sind." Entsprechende Lieferanten zu finden sei kein Problem: "Die rufen uns mittlerweile schon von selbst an", sagt Lampe und freut sich über die Eigendynamik, die das Start-Up bereits entwickelt hat: Bei Facebook haben schon mehr als 3000 Leute den Daumen gehoben für die Idee, die nicht wirklich neu ist: In Kanada verkauft etwa die 1982 gegründete Kette BulkBarn über 4000 Produkte in mehr als 200 Geschäften.

In Deutschland gibt es erst eine Handvoll ähnlicher Läden. "Aber es muss ja nicht immer erst Jahre dauern, bis es etwas auch in Trier gibt", findet Firmengründer Würth - der selbst Saarländer ist und Saarbrücken auch als Standort ins Auge gefasst hatte. "Letztlich passt es hier aber besser, glaube ich." Das Lokal in der Paulinstraße ist gemietet, die Vorbereitung weitgehend geleistet: Für die Punktlandung in die Selbstständigkeit sammelt das Duo allerdings noch Startkapital über die Crowdfunding-Plattform Startnext. 20 000 Euro müssen bis Ende Februar zusammenkommen. Über die Hälfte ist nach wenigen Wochen geschafft, doch es gilt: alles oder nichts. Nur, wenn der Betrag komplett zusammenkommt, landet das Geld auf dem Konto - unverpackt.

Weitere Infos gibt es hier:
unverpackt-trier.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort