Keine "Käseglocke" für Mattheiser Wald

TRIER. Eine mit dem Naturschutz in Einklang stehende Naherholung soll im Mattheiser Wald möglich sein. Dieser Kompromiss sei machbar, sagt die zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, die den Bewirtschaftungsplan für das ehemalige französischen Militärgelände fast fertiggestellt hat.

"Wir wollen keine Käseglocke über das Naturschutzgebiet stülpen", kündigt Axel Schmidt an, bei der SGD Nord zuständig für die Umweltplanung im Mattheiser Wald. Er strebt für das rund 450 Hektar große Gebiet, das seit Napoleons Zeiten immer militärisch genutzt war, einen Kompromiss zwischen Natur- und Freizeitinteressen an: Bestehende Hauptwanderwege werden beibehalten, Querverbindungen in sensiblen Bereichen zurückgebaut und der Natur überlassen. Munitionsfrei bis Frühling 2007

Der inzwischen weitgehend fertiggestellte Bewirtschaftungsplan sieht laut Schmidt den Erhalt und die Entwicklung von Feuchtgebieten sowie von Eichen- und Buchen-Altholzbeständen im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) vor. Dort kommen unter anderem schützenswerte Gelbbauchunken, Kammmolche, Bechstein-Fledermäuse und Hirschkäfer vor, aber auch seltene Schmetterlings- und Vogelarten. Durch die jahrzehntelange Abschottung konnte sich die artenreiche Fauna und Flora ungestört entwickeln. Deshalb halte sich auch der Forst streng an die Regeln des naturnahen Waldbaus, sagt Gundolf Bartmann, Forstamtsleiter in Trier und "Hausherr" über den Landeswald. Dieser macht etwa drei Viertel des Mattheiser Walds aus. Auf dem Bundesforst-Areal im Norden sind bereits Ausgleichsmaßnahmen für die Natureingriffe bei der Startbahnverlängerung in Spangdahlem erfolgt. Im vergangenen Herbst war eigens ein Panzer der Bundeswehr in dem Waldgebiet eingesetzt worden, um mit den schweren Ketten Wassermulden zu bilden und nach unten zu verdichten. "Dort wird die Gelbbauchunke bald laichen", freut sich die Vorsitzende des Fördervereins Mattheiser Wald, Gisela Schmidt. Der Verein geht nach mehreren Sichtungen davon aus, dass es im Mattheiser Wald auch Wildkatzen gibt. Nun soll deren Bestand dokumentiert werden. Gisela Schmidt: "Durch den Nachweis der seltenen Tiere können wir erreichen, dass unser FFH-Gebiet weiter aufgewertet wird und wir den geplanten Handwerkerpark Feyen verhindern." Auch eine Kartierung über das Vorkommen der Bechsteinfledermaus, speziell im Randgebiet zum Handwerkerpark, hat der Förderverein in Auftrag gegeben. Während ein Großteil des Mattheiser Waldes bereits auf militärische Altlasten untersucht worden ist, wird in diesen Tagen mit Nachsondierungen auf einer rund 20 Hektar großen Fläche begonnen, die früher Zielgebiet von Schießübungen war. Wie Egon Wayand von der Bundesanstalt für Immobilienaufgabe (früher Bundesvermögensamt) mitteilt, sind etwa 30 Bohrungen nach Munition vorgesehen. Bis Jahresmitte sollen Ergebnisse vorliegen; bis Frühjahr 2007 soll das Gebiet munitionsfrei sein. Wayand macht darauf aufmerksam, dass nach wie vor das vom Ordnungsamt der Stadt erlassene Wegeverbot in Kraft ist. Nur speziell ausgewiesene Wege sind zugänglich. Im Übrigen sind "wildes" Mountainbiken, Motorradfahren oder Querfeldein-Reiten ebenso wenig erlaubt wie Hunde frei herumlaufen zu lassen. Eine Lösung zeichnet sich laut Gerhard Semler vom Stadtplanungsamt bei der vom Ortsbeirat Feyen geforderten Zuwegung vom Stadtteil in den Mattheiser Wald ab. Die Stadt als Eigentümerin des Wegs befürworte dieses Vorhaben. Allerdings rechnet Semler erst mit einem offenen Zugang zum Wald, wenn das Gebiet munitionsfrei ist und die SGD-Nord die Beschaffenheit der Zuwegung im Mattheiser Wald ausdrücklich gebilligt hat.

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