Keine Pläne, falls der Deich doch noch bricht

Der Deich, der zumindest die Innenstadt des überschwemmten Gloucester vor der Flut schützt, ist noch nicht vom Hochwasser weggeschwemmt worden. "Aber für die nächsten Tage sind weitere schwere Regenfälle gemeldet", berichtet David Jacobs aus Triers englischer Partnerstadt.

Trier/Gloucester. Oberhalb der Grafschaft sei der Pegel des Flusses Severn zwar gesunken. "Aber bei uns ist der Wasserspiegel noch nicht entscheidend gesunken", berichtet David Jacobs, Sprecher des Vereins "Glouslinks", der regelmäßig Trier besucht. Am Deich in Gloucester hätten sich einige "schwache" Stellen gebildet. "Konkrete Pläne, was mit den rund 20000 Menschen der City passieren soll, wenn er bricht, gibt es allerdings nicht", sagt Jacobs. "Alle beten nur und beteuern, dass der Deich hält." In einem der überfluteten Stadtteile seien am Donnerstag zwei Männer beim Versuch, jemanden aus den Fluten zu retten, gestorben. Zusammen mit seiner Frau wohnt Jacobs im höher gelegenen Teil von Triers Partnerstadt. "Die City wirkt wie ausgestorben, alle Restaurants und viele Geschäfte sind geschlossen." Obwohl das Stadtzentrum frei von Hochwasser ist. "Man würde ernsthafte Gesundheitsprobleme riskieren, hätten die Läden geöffnet", erklärt Jacobs. "Es gibt immer noch kein fließendes Wasser, die Toiletten können nicht gespült werden."Einige Menschen hätten ihre Wohnungen verlassen und sich mit ihren Wohnwagen in Richtung Süden aufgemacht. Es gebe zwar keine ernsthaften Probleme mit Plünderern, "aber in einige Häuser ist bereits eingebrochen worden", bedauert Jacobs. Katastrophen-Tourismus sei bislang allerdings ausgeblieben. "Was auch daran liegen dürfte, dass Gloucester nur über eine einzige Straße zu erreichen und das nahe Tewkesbury komplett abgeschnitten ist."Am Mittwoch besuchte Premierminister Gordon Brown erneut das seit sieben Tagen in großen Teilen unter Wasser stehende Gloucester. "Er hat die Zahl der Wassertanks verdoppeln lassen und versprochen, dass diese in kürzeren Abständen aufgefüllt werden", erzählt Jacobs. Statt 240 Tanks stehen jetzt 500 in den Straßen Gloucesters. "Aber einige Menschen müssen immer noch meilenweit Tank für Tank ablaufen, weil nicht schnell genug nachgefüllt wird." Insgesamt müssen in der Grafschaft immer noch 350000 Menschen ohne fließendes Wasser auskommen. "Es wurde gesagt, dass das noch bis zu zehn Tage lang so bleiben wird", sagt Jacobs. Aber es gibt auch gute Nachrichten aus Triers Partnerstadt: "Das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst weiter", sagt Jacobs. Familien würden Fremde, die ihr Heim verloren hätten, bei sich aufnehmen. Gruppen von Hilfsorganisationen und der Kirche versorgen Bettlägrige.Bürgermeister sendet Dank nach Trier

"Über die Anteilnahme aus Trier habe ich gestern auch mit unserem Bürgermeister Harjit Gill gesprochen", erzählt Jacobs, der den Politiker persönlich kennt. "Er hat mir aufgetragen, den Trierern über den Trierischen Volksfreund seinen großen Dank auszusprechen." Bisher sind die Offiziellen übrigens noch zuversichtlich, was die Feier zum 50. Geburtstag der Partnerschaft mit Trier betrifft: "Es heißt, das Fest in der Innenstadt könnte wie geplant vom 3. bis 6. August stattfinden", sagt Jacobs. Aus Trier wird eine Mini-Delegation nach England reisen: Rosemarie Berens, zweite Vorsitzende der Gloucester-Metz-Gesellschaft, und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. Spendenkonto der Gloucester-Metz-Gesellschaft und der Stadtverwaltung für die Flutopfer: Sparkasse Trier, BLZ 585 501 30 Konto-Nr. 889 881, Stichwort: "Hochwasserhilfe Gloucester". Welt Seite 28

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