Keine Zukunft ohne Spenden

TRIER. In der Villa Kunterbunt werden seit drei Jahren kranke Kinder betreut, allein im Jahr 2002 waren es 326 Einzelfälle. Doch ohne Spenden wäre die Einrichtung schnell am Ende, denn einen Regelkatalog für die Abrechnung mit den Kostenträgern gibt es nach wie vor nicht.

 Hilfe für die Kleinsten: Die zweijährige Fatma mit ihrer Mutter in der Therapiestunde der Villa Kunterbunt.Foto: Hans Krämer

Hilfe für die Kleinsten: Die zweijährige Fatma mit ihrer Mutter in der Therapiestunde der Villa Kunterbunt.Foto: Hans Krämer

85Prozent des 300 000 Euro Jahresbudgets des Betreuungs- undNachsorgezentrums Villa Kunterbunt werden über Spendenfinanziert. "Ich träume davon, eine Quote von 50 Prozent zuerreichen", sagt Geschäftsführer Thomas Biewen. Gemeint ist damitkeinesfalls der Wunsch, weniger Spenden zu erhalten. Vielmehrhofft Biewen, dass sich die Kostenträger, sprich Kranken- undErsatzkassen, endlich gesprächsbereit zeigen, um über Kostensätzefür die Nachbehandlung kranker Kinder zu verhandeln. Feste Abrechnungsmodalitäten gibt es bislang nur für ambulante Krankengymnastik und Ergotherapie. Über alles andere muss mühsam per Einzelfallentscheidung mit den Kassen diskutiert und im Zweifelsfall selbst finanziert werden. "Ideal wäre eine Pauschale pro Kind und Quartal", sagt Thomas Biewen, doch das scheint angesichts der aktuellen Diskussionen im Gesundheitswesen wirklich nur ein Traum. Nur durch die Spenden und die Mischfinanzierung mit dem benachbarten Mutterhaus ist die Beschäftigung der 15 Mitarbeiter in der Villa überhaupt möglich.

Im Durchschnitt 15 Behandlungseinheiten sind für die jungen Patienten notwendig. Zwischen einem Tag und 32 Jahren sind sie alt, wobei der Schwerpunkt bei den Ein- bis Zweijährigen und Zehn- bis 14-Jährigen liegt. Die Kinder kommen zu je einem Drittel aus der Stadt Trier, aus dem Kreis Trier-Saarburg und aus der Region, wobei das Einzugsgebiet bis ins Saarland und nach Luxemburg reicht.

Auch bei den Diagnosen lassen sich Schwerpunkte erkennen: So liegt die Zahl der Frühgeborenen nur wenig höher als die der an Diabetes, Mukoviszidose oder Krebs erkrankten Kinder. Asthma, Stoffwechselerkrankungen, Spina bifida (offener Rücken) und weitere Erkrankungen spielen ebenso eine wichtige Rolle. Das lässt sich auch an den acht Selbsthilfegruppen erkennen, die in der Villa Versammlungs-, und Gymnastikräume sowie eine Lehrküche nutzen können.

Die Zusammenarbeit mit dem Nestwärme e.V. und dem Förderverein krebskranker Kinder dokumentiert ebenfalls die ganzheitliche Herangehensweise der Einrichtung, die nicht nur das betroffene Kind, sondern auch die betroffene Familie berücksichtigt.

Dass sich dieses idealistische Konzept nicht immer in der Realität umsetzen lässt, muss Thomas Biewen nach drei Jahren eingestehen. "Wir müssen uns leider noch viel zu sehr mit der Organisation und Finanzierung des Regelbetriebs beschäftigen."

Auf Bundesebene steht ein Qualitätszirkel der 15 vergleichbaren Einrichtungen vor der Gründung, um fundierte Zahlen über die Effektivität der Behandlung zu erhalten. Denn die sind notwendig, um mit den Kassen über Abrechnungsmodalitäten zu diskutieren. "Unabhängig davon wäre es ideal, wenn wir zu einem Kompetenzzentrum für die ambulante Behandlung von Kindern würden", sagt Biewen. Notwendig wäre dafür eine Kinder-Sozialstation, die bei den Borromäerinnen angesiedelt sein könnte.

Zunächst ist der Villa-Geschäftsführer allerdings froh, dass die Spenden trotz des Konjunktureinbruchs fließen. 400 000 Euro waren es im vergangenen Jahr. Ein Teil davon, eine große Erbschaft, soll für die Gründung einer Stiftung genutzt werden. "Ohne fünf ehrenamtliche Helfer könnten wir die Verwaltung der 6000 Spenderadressen nicht bewältigen."

Regelmäßig rücken die Probleme mit der Finanzierung angesichts der Einzelschicksale in der Villa Kunterbunt allerdings in den Hintergrund. "Und zur Zeit haben wir einige extrem schwierige Fälle."

Villa Kunterbunt

Konto 2270007 (Sparkasse Trier)

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