Keine freie Hand für Investoren!

"Ist das Ensemble erst zerstört, baut es sich ganz ungeniert." Frei nach diesem umgetexteten Sprichwort könnte es mit dem Charme des architektonischen und städtebaulichen Kleinods zwischen Merian- und Ausoniusstraße bald vorüber sein.

Denn wenn der Charakter des Viertels durch weitere "Sanierungen" noch stärker angekratzt wird, dürfte eine Erhaltungssatzung für die übrigen Bauten kaum noch durchsetzbar sein. Alles unter Denkmalschutz zu stellen, käme Land und Stadt auf Dauer zu teuer, bei anfallenden Renovierungsarbeiten säßen sie zu häufig mit im Boot. Tür und Tor wird finanzkräftigen Investoren allerdings erst dadurch geöffnet, dass in Trier vielerorts schlicht keine Bebauungspläne existieren. Geschosshöhe, Flucht, Dachform, -ausrichtung und -eindeckung bestimmen weitestgehend die Bauherren. Das Gebot, dass sich der Umbau in die Umgebungsbebauung einfügen muss, ist dehnbar und als Schutz vor baulichen Katastrophen ungeeignet. Im Oktober will die Baugrund AG mit Sitz in Bonn, der die Immobilien im Karree gehören, ihre nächste Verkaufswelle starten. Hat der Stadtrat bis dahin keine Erhaltungssatzung abgesegnet, werden profitorientierte Baulöwen weitere Villen zu modernen Luxusbauten verschandeln. Und Trier wird ein weiteres Stück städtebaulicher Originalität, erlebbarer Historie und Schönheit verlieren. c.wolff@volksfreund.de

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