Trier. "Als das Telefon klingelte, hielt ich es für einen Scherz, dass ich das Bundesverdienstkreuz erhalten soll", erzählt Christine Spies. Bis heute kann sie es nicht fassen. Von den Vorbereitungen für die Verleihung in Mainz hatte sie nichts mitbekommen: Sowohl ihr Ehemann Gert als auch Ehrangs ehemaliger Ortsvorsteher Günther Merzkirch hielten die Nominierung geheim.
Christine Spies ist studierte Elektro-Ingenieurin, arbeitete jedoch nie in ihrem Beruf: "Als Frau hatte ich es in den 1970er Jahren schwer, einen Betrieb zu finden, der mich nahm." Der hartnäckige damalige Grundschulleiter überredete sie schließlich 1991, Kindern in einer Arbeitsgemeinschaft der Schule Blockflötenunterricht zu geben. "Ich war zuerst skeptisch, ob ich die Richtige für die AG war. Doch nach ein paar Stunden habe ich gemerkt, dass es gut klappt", erzählt Spies.
Seitdem hat sich das musikalische Angebot der Grundschule St. Peter ständig erweitert. Jede Klasse hat eine eigene Flötengruppe, und für Kinder ab dem dritten Schuljahr werden eine Klarinettengruppe und ein Schulorchester angeboten.
Großer Zulauf im Ort

Auf diese Weise lernen die Schüler Musik praxisorientiert, wie Spies sagt: "Musik besteht nicht nur aus Auswendiglernen. In der ersten Klasse beginne ich mit Rhythmusübungen und Flötenunterricht. Die Schüler, die Spaß daran haben und begabt sind, werden dann weiter gefördert."
Mit ihrem Konzept hat sie großen Erfolg. Viele Kinder finden in der Musik ein Hobby auf Lebenszeit und lernen nach der Grundschule andere Instrumente. Der Zulauf steige stark, berichtet Spies: "In diesem Schuljahr habe ich 27 neue Flötenkinder. Ein enormes Interesse!"
Für Ehrang sei dieser schulische Schwerpunkt eine Chance, sagt sie. Viele Familien hätten nicht viel Geld, Kinder würden bei der Förderung ihrer Talente wenig oder gar nicht unterstützt: "Ich bin froh, dass sie am Musikangebot teilnehmen."
Die Förderung durch die Klarinettengruppe ist kostengünstig. Die Ehranger Grundschule besitzt einen Bestand an Klarinetten, der für wenig Geld genutzt werden kann. Zusätzlich bietet Christine Spies unentgeltlich Instrumentalunterricht an. Vor allem das Sozialverhalten der Schüler werde dadurch geprägt: "Durch die Erfolge beim Musizieren erkennen die Kinder, dass jeder Einzelne bei uns wichtig ist, um einen vollen Klang zu erzeugen. Zudem fördert es ihr Selbstbewusstsein, da sie ihr Können öffentlich präsentieren und gelobt werden."
Schulleiterin Conny Haag würdigt Spies als geduldige und zuverlässige Kollegin, die in der Lehrerschaft großes Ansehen genieße. Durch ihr ehrenamtliches Engagement präsentiere sich die Grundschule auch in der Öffentlichkeit. Für Christine Spies ist das Bundesverdienstkreuz eine Bestätigung und ein Motivationsschub zugleich. Auch wenn sie, wie sie sagt, ohne die Auszeichnung genauso weitergemacht hätte wie bisher.