Kinderleicht mit dem Meister durch die Stadt

Trier · Städtetouristen sind anno 2012 längst nicht mehr ausschließlich Bildungsbürger, die mit dem gediegenen Baedeker von Altertümchen zu Altertümchen laufen. Der neue Stadtführer "Einfach Trier" bedient Menschen, denen das Lesen nicht so leicht fällt.

 Guildo Horn, Carsten, Angelique, Steven, Jennifer, Joseph und Martin präsentieren den Stadtführer „Einfach Trier“ auf einem IPad. TV-Foto: Friedemann Vetter

Guildo Horn, Carsten, Angelique, Steven, Jennifer, Joseph und Martin präsentieren den Stadtführer „Einfach Trier“ auf einem IPad. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Es ist ein Gemeinschaftswerk, an dem viele mitgewirkt haben: Lebenshilfe und Ehrenamtsagentur, Lokale Agenda, engagierte Autoren, Produzenten, Druckereien. "Einfach Trier", das ist ein Stadtführer, der zwar in erster Linie für geistig behinderte Menschen gedacht ist, an dem aber auch so mancher seine Freude haben dürfte, für den konventionelle Guides eher eine Qual darstellen.
"Einfach Trier" ist, wie sich das heutzutage gehört, multimedial: Man kann es als App für sein Smartphone oder IPad herunterladen, aber auch schwarz auf weiß, zu neudeutsch: in Print-Version, lesen. Inhaltlich bietet der Führer, was man erwartet: Eine unterhaltsame Rundtour von Porta bis Kaiserthermen, mit Blick auf die wichtigsten Stationen der Trierer Innenstadt und die großen Baudenkmäler.
Pfiffig und anschaulich



Knapp 50 Seiten hat die ordentlich bebilderte Broschüre, und die Texte von Paula Giersch haben den Charme und die Verständlichkeit der Erklärungen in der "Sendung mit der Maus". Warum der Domfreihof Domfreihof heißt, wie viele Elefanten es braucht, um das Gewicht der Schwalbennest-Orgel unter dem Dom-Dach zu erreichen, warum die Porta-Türme auf der einen Seite rund und auf der anderen eckig sind: Das alles lässt sich pfiffig, knapp, einfach und anschaulich nachlesen.
Der Druck ist groß, die Anordnung auf den Seiten übersichtlich, was die Nutzungsbarriere für Sehbehinderte niedrig hält.
Allzu viele Städte dürfen sich nicht rühmen, einen eigenen Stadtführer für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu haben. Nancy Poser, amtierende Vorsitzende des städtischen Behinderten-Beirats in Trier, hat entsprechende Angebote jedenfalls bislang nicht kennengelernt.
Entstanden ist die Gemeinschafts-Initiative aus einem Projekt der Aktion "Trier aktiv im Team" (TAT). Die Lebenshilfe hatte letztes Jahr dort Mitstreiter gesucht und war fündig geworden. Neben engagierten, ehrenamtlich tätigen Profis war auch eine Gruppe von Schülern der Porta-Nigra-Schule in die Erstellung eingebunden - schließlich sollen App und Broschüre nicht am Zielpublikum vorbeigehen.
Die jungen Mit-Autoren hatten sich gestern vor der Porta versammelt, um "Einfach Trier" gemeinsam mit dem prominentesten Mitwirkenden zu präsentieren: Guildo Horn war eigens aus dem Bergischen Land angereist, um bei der Vorstellung dabei zu sein. Kein Wunder: Triers bekanntester lebender Sohn hatte seine Stimme geliehen, um den Text für die App einzusprechen. Wie gut das funktioniert, davon konnten sich etliche Freunde des Projekts bei einem improvisierten Rundgang von der Porta bis zum Frankenturm überzeugen.
Der - übrigens auch für Kinder gut geeignete Führer - kann entweder kostenlos per App heruntergeladen werden ( www.lebenshilfe-trier.de ) oder ist als Broschüre gegen eine Schutzgebühr von zwei Euro bei der Tourist-Information erhältlich.

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