Kirchenstifterin und Pilgerin

TRIER. "Kaiserin Helena ist die Größte Triererin, denn sie hat mit ihrem Sohn Konstantin den Bau des Doms veranlasst." Das ist die Empfehlung des Trierer Kunsthistorikers Professor Franz Ronig. Er ist Pate der zweiten Kandidatin für die Wahl zum Größten Trierer.

Sie war sie eine ganz einfache Frau. Die große Kaiserin und Heilige Helena - in jungen Jahren arbeitete sie als Gastwirtin. Um 255 wurde sie geboren, und wie so oft bei von legenden umrankten Persönlichkeiten ist es nicht eindeutig, woher sie genau stammt: Trier, Aquitanien, englische Königstochter - "das würde ich alles ausschließen", sagt der Trierer Kunsthistoriker Professor Franz Ronig bedächtig. "Am Wahrscheinlichsten ist es, dass Helena in Drepanom, dem späteren Helenopolis in der heutigen Türkei, geboren wurde. Sie wuchs in der Nähe von Nikomedia auf, der Hauptstadt des römischen Ostreiches".Gastwirtin heiratet römischen Offizier

Dort war sie Gastwirtin in einer Herberge, in der auch römische Soldaten verkehrten. Der Offizier Constantius verliebte sich in die junge Helena und heiratete sie. Doch gab es damals verschiedene Arten der Ehe. Mit Helena ging Constantius nur das so genannte Concubinat ein. "Es bedeutete unter anderem: Der Mann konnte die Frau ohne weiteres wieder verlassen", erläutert Franz Ronig. Und genau das geschah auch: Als Constantius im Jahr 293 zum Kaiser des römischen Westreiches ernannt wurde, musste er Helena wegen ihres niedrigen Standes verstoßen, obwohl sie ihm in Nisch auf dem Balkan - südlich vom heutigen Belgrad gelegen - einen kleinen Sohn geschenkt hatte: Konstantin. Der frisch gebackene Kaiser Constantius heiratete eine Verwandte des damaligen Hauptkaisers und behielt den kleinen Konstantin bei sich am Hof. "Von dieser Zeit an ist leider nichts über Helena überliefert - bis zum Jahr 306 ist sie für uns quasi unsichtbar", erläutert Franz Ronig. In jenem Jahr nämlich starb Constantius, und sein Sohn Konstantin wurde Kaiser mit Sitz in Trier. Noch im selben Jahr holte Konstantin seine Mutter Helena nach Trier. Sie wurde Verwalterin der Finanzen der Provinz Britannien, den germanischen, gallischen, belgischen und hispanischen Provinzen sowie im westlichen Teil von Nordafrika. Sie war "femina praeclarissima" und bald "imperatrix" - eine wahre Herrscherin. Um das Jahr 312 herum wurde sie zur Christin - "nach ihrem Sohn Konstantin, obwohl die Legende es umgekehrt berichtet", so Ronig. Erst im hohen Alter machte die Kaiserin ihre Pilgerfahrten, aus denen die Legenden keimten. Sie veranlasste den Bau der Kreuzeskirche in Jerusalem, die Kirche am Ölberg, die Geburtskirche Christi in Bethlehem. Im Heiligen Land tauschte sie außerdem ihre kaiserlichen Gewänder wieder mit einfachen Kleidern und kümmerte sich um Alte, Arme und Kranke, wie der im Jahr 339 geborene Ambrosius berichtet. Eben dieser Ambrosius ist es auch, der bezeugt, dass Helena das Kreuz Christi auffand. Außerdem ist Helena der Legende nach an der Überführung des "Heiligen Rocks" Christi sowie der Gebeine des Apostels Matthias nach Trier beteiligt.Grundstein für Trierer Dom gelegt

Darum steht für Ronig fest: Helena muss Größte Triererin werden. Und: Helena hat wahrscheinlich mit ihrem Sohn Konstantin den Grundstein für den Trierer Dom gelegt. Bei Grabungen fand man eine prächtige Prunkdecke ihres Palastes genau an der Stelle, wo heute der Dom steht. "Ihren Palast hat sie den Christen als Kirche zur Verfügung gestellt", vermutet Ronig. "Helena ist für die Geschichte der Stadt äußerst wichtig."

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