Klagelieder aus dem spanischen Bürgerkrieg

TRIER. Spanische und rhythmische Klänge zogen beim diesjährigen "Opening! Festival" das Publikum in ihren Bann. Drei Tage lang standen Künstler aus aller Welt auf den Brettern der Tuchfabrik.

In eine Oase der Musik und Kunst verwandelte sich die Tuchfabrik. Musikbegeisterte und Kunstinteressierte pilgerten zum diesjährigen "Opening! Festival" und erlebten an drei Tagen Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland und aus dem Ausland. "Es ist uns immer ein Bedürfnis, verschiedene Sparten zu verbinden", erklärt Katharina Bihler. Gemeinsam mit den Kollegen Stefan Scheib und Christina Hennes hatte die Schauspielerin in diesem Jahr zum siebten Mal das Kunstereignis in der Moselstadt organisiert. Auch beim diesjährigen "Opening! Festival" trafen unterschiedliche künstlerische Stilrichtungen aufeinander. Getreu dem Motto "spanisch-rhythmisch" zeigten die mitwirkenden Künstler, wie breit gefächert dieses Schlagwort sein kann. Mit einem Cinè-Concert fiel der Startschuss für das dreitägige Kunstspektakel in der Tufa. Studierende der Hochschule für Musik Saar brachten surrealistische Filme von Luis Buñuel zum Klingen. Mit Piano, Klarinette und Flöte vertonten sie die bewegten Bilder. Das Ekkehard-Jost-Ensemble erinnerte mit dem Liederreigen "Cantos de libertad" an den spanischen Bürgerkrieg. In diesem Jahr jährt sich der Beginn der Auseinandersetzung zum siebzigsten Mal. Grund genug für Ekkehard Jost und seine Kollegen, die musikalischen Hymnen, Tänze und Klagelieder dieser gesellschaftlichen Umwälzung zu thematisieren. Die zehnköpfige Formation deutete die Musik des spanischen Bürgerkriegs jazzmusikalisch. Saxofon, Trompete, Kontrabass, Gitarre, Piano und Perkussion sorgten für die Verbindung von spanischen Volksliedern und Jazz. Mit ihrer dunklen und rauen Stimme hauchte Sprecherin Marta de la Vega der Musik spanischen Wortklang ein. Emotionales und politisches Material aus der Zeit des Bürgerkrieges ließen Ekkehard Jost und sein Ensemble in diesem musikalischen Projekt wiedererkennen. Nach den spanischen Klängen auf der Bühne luden Katharina Bihler und ihre Kollegen in das Festivalcafé. Bei spanischem Wein und Tapas gab es Gelegenheit zu Gesprächen mit den Künstlern oder einfach zum Verweilen. Während des Festivals diente das gemütliche Café im Obergeschoss dem Zusammentreffen von Künstlern und dem Publikum. "Das Festivalcafé ist ein Ort der Kommunikation", machte Katharina Bihler deutlich. Wer sich eine kleine Auszeit gönnen wollte, konnte an der Hörbar einem Potpourri aus Hörspielen und Wortbeträgen lauschen. Ein weiterer Höhepunkt beim diesjährigen "Opening! Festival" war ein überdimensionales Xylofon auf den Brettern der Tufa, das das Publikum in seinen Bann zog. Das Xala ist einzigartig in seiner Art und betanzbar, wie die schweizerische Künstlerin Ania Losinger bewies. Mit Flamencoschuhen und langen Stäben versetzte sie den klingenden Boden in Schwingungen. Begleitet vom Percussionisten Matthias Eser zeigte sie die fünfteilige Performance "The five Elements". Tänzerische Bewegungen und rhythmische Motive bildeten die Grundlage für das Klangerlebnis. Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser verbanden die beiden Künstler in ihrer Komposition mit eindrucksvollen Lichteffekten. Den Ausklang des "Opening! Festivals" bildete der Vortrag des Medienkünstlers Tamàs Waliczky. Der in Ungarn geborene Künstler fand durch seine Arbeit als Erfinder von Videospielen in der Computerindustrie zu seiner unkonventionellen Kunstform. Den Computer entdeckte er als ein neues Instrument seiner Kunst. Zahlreiche Arbeiten von Tamàs Waliczky wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, und seine Werke sind in Museen auf der ganzen Welt zu sehen. Heute lehrt der Medienkünstler als Professor für neue digitale Medien an der Hochschule der Bildenden Künste Saar.Jazz und Barock im kommenden Jahr

Wie er bei seiner künstlerischen Arbeit vorgeht, zeigte Waliczky anhand einiger seiner Werke. In seiner Computeranimation "The Garden" stellt der Medienkünstler die Sicht eines Kindes auf die Welt dar. Durch das Interesse vergrößert sich das Objekt der Begierde und das Uninteressante rückt in den Hintergrund und schrumpft in sich zusammen. Nach der Reise durch die Welt seiner Videoprojekte stand der Künstler dem Publikum Rede und Antwort. Mit den Planungen für das "Opening! Festival" im kommenden Jahr haben die Organisatoren schon begonnen. Wieder werden unterschiedliche Stilrichtungen aufeinander treffen. "Wir haben schon einiges im Auge", berichtete Bihler. Die Verbindung von Jazz und Barock wird wahrscheinlich das Programm prägen.

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