"Klangfarben" unterm Hammer

TRIER. (rcl) Patenschaften, Paten-Sekt, Paten-Aktien und Paten-Gemälde - dem Einfallsreichtum der Kirchenmusik-Liebhaber vom Orgelbauverein Herz Jesu scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein, wenn es um die Instandsetzung des Lieblingsinstruments geht. Geld brachte auch eine Versteigerung musikalisch inspirierter Kunst.

Der Auktionator packt mit an: Längst hat Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink den gelb-schwarzen Hammer aus dem Spielzeugladen abgelegt, tänzelt um die Bilder teils bekannter regionaler Künstler, schiebt nach links, schiebt nach rechts und versucht wortgewandt, den wenigen Besuchern die präsentierten Werke schmackhaft zu machen. Doch ein Gemälde nach dem anderen zieht unangezählt vorüber, bis sich endlich der erste Arm zum erlösenden Gebot hebt. Doch noch "sehr zufrieden", gibt sich Jutta Thommes, die stellvertretende Vorsitzende des Orgelbauvereins, nach dem zweiten Auktions-Lauf durch die 35 käuflichen Kunstbotschaften. Auch wenn nur um zwei Bilder tatsächlich ein monetärer Zweikampf entbrannt ist, hat fast die Hälfte des Angebots für Beträge zwischen 70 und 750 Euro den Besitzer gewechselt. Dreißig Prozent der Verkaufsumme hatten die 15 beteiligten Maler dem Verein spenden wollen. "Und nun verzichten einige sogar ganz auf ihren Gewinn", sagt die Organistin mit strahlenden Augen. 110 000 Euro wird die Totalrenovierung der bald 50 Jahre alten, bedeutendsten Trierer Nachkriegsorgel in der Herz-Jesu-Kirche verschlingen. "Wie bei einem Auto ohne regelmäßige Wartung droht uns jederzeit der Totalausfall", malt Organist Wolfgang Valerius das Schreckgespenst "Messe ohne Orgel" an die Wand. Weil kein Geldgeber in Sicht ist, aber die "Königin der Instrumente" in Trier-Süd nicht sterben soll, haben die Kirchenmusiker Anfang des Jahres den Orgelbauverein gegründet. Nun versuchen die mittlerweile sechzig Mitglieder, auf ungewöhnlichen Wegen Geld für die himmlischen Klänge zu sammeln. Bei den Künstlern, die für die Auktion "Klangfarben" malten, haben sie Eindruck gemacht: "Hier engagieren sich einmal Leute privat für Kultur", lobt Maler Slawa Prischedko. Weil Orgelmusik, Malerei und Kunst auch Geld und Hilfe bedürften, seien er und seine Frau dabei - und zufrieden, obwohl alle Werke der Beiden zum auktionsfördernd niedrig angesetzten Mindestgebot verkauft wurden. Bieter Alexander Stehle begutachtet sein Schnäppchen: Das handliche Motiv mit Orgelpfeifeneinfluss von Helmut Rosenbaum für 180 Euro, wird mit ihm, der ursprünglich aus Trier-Süd stammt, nach Regensburg ziehen. Die ambitionierte Idee zur kulturellen Nachbarschaftshilfe hatte auch Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink zum Hammer greifen lassen: "Der Klang aus der Kirche soll herausgetragen werden ins Viertel", erklärt der Aushilfsauktionator. Informationen zum Verein gibt es im Internet unter: www.sebald-orgel-trier.de

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