Klasse!-Projekt: Alt und Jung, gemeinsam statt einsam

Bitburg · Was kann entstehen, wenn viele Generationen unter einem Dach leben? Dank KLASSE! und ISB sind Bitburger Schüler nun Wohn-Experten.

 Zwölftklässler des St.-Willibrord-Gymnasiums Bitburg haben sich im Rahmen eines KLASSE!-Workshops der Investitions- und Strukturbank mit dem Thema Mehr-Generationen-Wohnen befasst. TV-Foto: Björn Pazen

Zwölftklässler des St.-Willibrord-Gymnasiums Bitburg haben sich im Rahmen eines KLASSE!-Workshops der Investitions- und Strukturbank mit dem Thema Mehr-Generationen-Wohnen befasst. TV-Foto: Björn Pazen

Foto: Bjoern Pazen (BP) ("TV-Upload Pazen"

Wer im "Casa Generationa" einzieht, hat sich für eine moderne und zukunftsfähige Wohnform entschieden - da sind sich die Zwölftklässler des Bitburger St.-Willibrord-Gymnasiums sicher. In einem Workshop des TV-KLASSE!-Projekts - organisiert vom KLASSE!-Partner Investitions- und Strukturbank Rheinland Pfalz (ISB) - hat sich der Kurs von Lehrerin Margret Beyer-Bretz am Donnerstag mit dem Thema Mehr-Generationen-Wohnen befasst. In mehreren Gruppen haben die Schüler Ideen und Projekte erarbeitet, wie Alt und Jung nicht nur nebeneinander, sondern miteinander leben können.

Als Expertin hatte die Trierer Architektin Ilse-Maria Engel-Tizian die Schüler theoretisch und praktisch in die Materie eingeführt. Sie stellte zum Beispiel das Ur-Vorbild dieser Wohnform, den Beginenhof, vor, in dem schon im Mittelalter meist Frauen gemeinsam lebten und arbeiteten. Auch heute existieren in Großstädten wie Berlin oder München noch solche Beginenhöfe, in denen neben Wohnen auch das Gemeinwohl an oberster Stelle steht. "Bei allen gemeinschaftlichen Wohnformen ist es wichtig, dass es einen Kümmerer für die gemeinsamen Aktivitäten gibt, und dass alle Bewohner hinter der Idee stehen", sagte Engel-Tizian. Ihr eigentliches Spezialgebiet ist das barrierefreie Wohnen und Bauen - und auch diesen Teilaspekt für Mehr-Generationen-Wohnen stellte die Architektin vor.

Die erste Schüleraufgabe war, in Gruppen zu besprechen, wie man in naher und mittlerer Zukunft leben wolle. Fast alle Gruppen entschieden sich für das Einfamilienhaus - speziell für die Zeit nach Ausbildung oder Studium, vorher könnten sich einige auch eine Wohngemeinschaft (WG) vorstellen. Und: Fast alle wollen mittelfristig der Eifel treu bleiben - nicht nur, weil es im Gegensatz zu Ballungszentren hier bezahlbaren Wohnraum gibt. "Wer sich ein Einfamilienhaus baut, sollte an intelligente und variable Grundrisse denken", gab Engel-Tizian den Schülern mit auf den Weg, denn: "Wenn die Kinder aus dem Haus sind, kann man den frei werdenden Raum als Einliegerwohnung für die Eltern nutzen, die dann wieder zur Familie ziehen, weil sie nicht mehr alleine leben können."

Als Alternative zum klassischen Einfamilienhaus informierte die Architektin über Haus- und Wohngemeinschaften gerade für Ältere, aber auch die Möglichkeit, in Mehr-Generationen-Häusern die Aufgaben des täglichen Lebens zu verteilen. Und genau dies griffen die Schüler bei ihren Wohnideen auf. Aufgabe war, ein Wohnprojekt für unterschiedliche Gruppen wie Singles, kinderreiche Familien, Alleinerziehende und Senioren unter einem Dach zu planen - und diesem Projekt dann auch einen Namen zu geben. Neben "Casa Generationa" gab es die Gruppen "Multi-Anni", "MEHR-Wohnen" und "Generationen-Puzzle". Allen Schüler-Ideen war gemeinsam, dass die Jungen den Alten zum Beispiel die Einkäufe erledigen und dafür in der Kinderbetreuung unterstützt werden. Dazu gab es verschiedene Gemeinschaftsflächen wie Grillplätze, Innenhöfe oder Kräutergarten, in denen sich die unterschiedlichen Generationen dann treffen können.

"Da waren einige sehr kreative Ideen dabei", lobte ISB-Vorstand Michael Back, der die Zwölftklässler über die generelle Situation auf dem Wohnungsmarkt, aber auch die Fördermöglichkeiten informierte. "Das Thema gemeinsames Wohnen ist aktueller denn je, das Gemeinschaftsgefühl solcher Projekte das Gegenmodell zu anonymen Städten. Und gerade auf dem Land, wo der Boden noch bezahlbar ist, rücken die Generationen näher zusammen. Aber man muss sich eben auch mit dieser Wohnform identifizieren", sagte Back.

Für die Schüler war der Workshop vor allem deswegen interessant, "weil wir uns damit noch nie befasst hatten. Jetzt bin ich sensibilisiert, welche Wohnformen es für die unterschiedlichen Lebensphasen eigentlich gibt", sagte eine Schülerin. "Ab 50 könnte ich mir so was vorstellen, um selbstständig zu bleiben", sagte ein anderer.

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