Klassisch und modern

TRIER. König David stand im Mittelpunkt eines Abends des Speechores in der Pfarrkirche Heiligkreuz. Es sollte, ganz wunschgemäß, ein großes Konzert werden.

Die Psalmenkantate "Davidde penitente", KV 469, aus dem Jahre 1785, größtenteils basierend auf der großen Missa in c-Moll, hatte der Trierer Speechor für sein letztes Konzert, das sich mit Wolfgang Amadeus Mozart als Zentralfigur beschäftigte, ausgewählt. Dieser klassischen Reverenz an den großen König des Alten Testamentes stellte er Arthur Honeggers "Le roi David" gegenüber. Speechorleiter Martin Folz entschied sich hier für eine Verquickung der beiden Fassungen aus den Jahren 1921 und 23, indem er die ältere kleine Besetzung des Orchesters wählte, aber auf die szenischen Darstellungen verzichtete, die der Komponist bei der Umgestaltung durch einen Sprecher ersetzt hatte.Äußerste Konzentration

Folz wünschte im Programmheft dem Publikum ein "großes Konzert" und dieser Wunsch sollte auch in Erfüllung gehen. Honeggers Oratorium, das die gesamte Lebensgeschichte vom kleinen Hirtenjungen bis hin zum viel geprüften israelitischen Monarchen erzählt, stand am Anfang eines Abends, bei dem der Speechor in glänzender Verfassung sein Publikum erfreute. Kaum eine Situation, in der der Chor für das Publikum erkennbare Schwierigkeiten hatte. Äußerste Konzentration für das alleine schon zeitlich sehr anspruchsvolle Programm zeichnete das Konzert aus, getragen von großer Intonationsreinheit, präzisen Einsätzen und exakter Umsetzung der musikalischen Vorstellungen von Folz. Gleiches galt vor allem für das Instrumentalensemble bei der Mozart'schen Kantate, das sich bei den Streichern vor allem aus Orchestermitgliedern des Saarländischen Staatstheaters zusammensetzte. Honegger erforderte einen Klangapparat, der sich aus Bläsern und Schlagzeug formierte. Die hier engagierten Mitglieder des Sinfonischen Blasorchesters Wemmetsweiler konnten zwar nicht ganz so überzeugen wie ihre streichenden Kollegen, aber auch sie trugen wesentlich zum Erfolg des Abends bei. Für die beiden Sprecherrollen in Honeggers David war Folz kein Risiko eingegangen. Gunnar Pietsch als Erzähler wusste das Publikum sicher durch die Geschichte zu führen und Anke Kramer als "Seherin von Endor" gestaltete ihre kurze, aber sehr wichtige Rolle fast schon gespenstig. Bei den Gesangssolisten zeigte sich ein nicht so einheitliches Bild. Sabine Zimmermann übernahm bei Honegger die Altpartie und wechselte bei Mozart zum ersten Sopran. Ihre wandlungsfähige Stimme, mit der sie problemlos den Raum auf äußerst anrührende Art füllte, konnte nur begeistern. Mit klarem Strahlen, ohne jede falsche Pathetik gestaltete sie ihre Rollen. Eine Überraschung war die junge Mathilde Sevrin, deren Sopran nahezu nahtlos an den von Zimmermann anschloss. Nur marginal war hier die größere Erfahrung Zimmermanns festzustellen. Anders gestaltete es sich beim ebenfalls noch jungen Tenor Michael Siemon, dessen Stimme für die große Kirche vielfach zu klein war und der darüber hinaus insbesondere bei Mozart im Gegensatz zu seinen Partnerinnen sein Vibrato viel zu stark einsetzte. Ein kleiner Schwachpunkt, der einem großen Abend keinen wirklichen Abbruch tat.

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