Kleiner Piekser gegen großes Unwohlsein

TRIER. Alle Winter wieder: Trier schnieft und keucht. Auch wenn schon viele Menschen flachliegen: Die Grippe-Welle ist erst im Anmarsch. Experten raten zur Schutzimpfung.

Die Epidemie kommt von Süden. In Bayern hat sich die Grippe zuerst ausgebreitet, dann stecke sich Baden-Württemberg an, und nun erwischt es das Saarland. Nach dem Domino-Prinzip folgt das Trierer Land. "Nichts ungewöhnliches", weiß Harald Michels, Chef des Gesundheitsamtes Trier/Trier-Saarburg. "Neu ist aber in diesem Jahr, dass die Welle so spät kommt." Den üblicherweise nach den Weihnachtsferien tobenden Influenza-Höhepunkt erwartet Michels erst in den nächsten Tagen.15 Prozent der Schüler sind malad

Oh je, noch schlimmer? Wo der Laie doch jetzt schon den Eindruck hat, die Seuche grassiere auf Hochtouren. Kaum ein Betrieb, in dem nicht mindestens ein Kollege mit Erkältung flach liegt, keine Menschenansammlung, in der nicht irgendwer unentwegt hustet oder niest (besonders im Kino und beim Konzert eine sichere Methode, die Aufmerksamkeit der Mitmenschen auf sich zu ziehen). Heftig betroffen sind - außer Kindergärten - Schulen. Beispiel Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier (FWG): "Über den Daumen gepeilt waren diese Woche fast 15 Prozent unserer rund 900 Schüler krank", bilanziert FWG-Leiter Herbert Thommes. In einer Klasse habe zeitweilig ein Drittel der Schützlinge wegen Grippe gefehlt. Eine geplante Kursarbeit sei abgeblasen worden. Kinder trifft die Krankheit häufiger, Erwachsene zeigen sich widerstandsfähiger. Beim FWG waren alle Lehrer an Bord, wenn auch laut Thommes "einige etwas angeknackst wirkten". Das Gymnasium Hermeskeil meldet zwei Grippe-bedingte Lehrer-Ausfälle. Je leerer die Schulen und Büros, desto voller die Wartezimmer. "Zu uns kommen täglich rund 20 Grippe-Patienten", berichtet Klaus Meiners, Praktischer Arzt in Trier. Wie gut, dass die Sprechstundenhilfe, die vergangene Woche selbst an Grippe laborierte, wieder zum Dienst erscheinen kann: "Wir haben hier alle Hände voll zu tun." Wie Gesundheitsamts-Kollege Harald Michels rät Meiners unbedingt zur vorbeugenden Schutzimpfung. Obwohl "Grippe nicht gleich Grippe" ist, schätzt Michels den Anteil der am Standard-Virus Erkrankten auf 95 Prozent. "AH 3 N 2" heißt das Mikro-Biest, das die Menschen mit Kopf- und Gliederschmerzen und natürlich Fieber außer Gefecht setzt. Dagegen hilft die Spritze in den Oberarm. Die lässt man sich normalerweise Ende Oktober setzen, doch auch eine Impfung in den nächsten Tagen beim Haus- oder Kinderarzt kann noch vor Grippe bewahren. Insbesondere den Angehörigen von Risikogruppen legen Mediziner die Schutzimpfung nahe: Kindern, über 60-Jährigen, chronisch Kranken und Menschen mit häufigem Personenkontakt (Busfahrer, Pflegekräfte). Die Kosten übernehmen in aller Regel die Krankenkassen. Die in früheren Jahren oft gestellte Frage, ob ein Impfwilliger tatsächlich zum gefährdeten Kreis gehört, interessiert heute nicht mehr. Erfolgreiches Vorbeugen schützt die Kassen vor viel höheren Folgekosten im Krankheitsfall.Nikotin und Alkohol schwächen Abwehrkräfte

Michels schwört aufgrund eigener Erfahrung auf die Grippe-Schutzimpfung. "1986, als ich noch Amtsleiter in Prüm war, bekam ich eine ganz schwere Grippe. Seither lasse ich mich jedes Jahr impfen - und habe Ruhe", berichtet der 57-Jährige. Auch wer den Piekser scheut, kann vorbeugen. Wichtig: Möglichst viel frische Luft tanken, reichlich Flüssigkeit (Wasser, Tee, Säfte) und Vitamin C (Ascorbinsäure) zu sich nehmen. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum schwächen die Abwehrkräfte, Aufenthalt in großen Menschenansammlungen erhöhen das Ansteckungs-Risiko. Deshalb befürchtet Michels für die bevorstehende heiße Karnevals-Phase Schlimmes. Könnte sein, dass mancher Kater zu einer schweren Grippe mutiert. Fragen zum Thema Grippe? Antworten gibt es montags bis freitags zu den üblichen Büro-Zeiten beim Gesundheitsamt, Telefon 0651/715-541.

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