Klimawandel = zu viel Alkohol

Der Klimawandel wirkt sich auch auf den Wein aus - und das eher schlecht. Er lässt den Alkoholgehalt ansteigen. Mit diesem Thema beschäftigten sich 170 Experten aus Weinwissenschaft und -wirtschaft.

Trier. Monika Christmann hat ihre Doktor-Arbeit in den 80er-Jahren geschrieben und sich damals damit beschäftigt, wie der Alkoholgehalt in Wein gesenkt werden könnte. Nachdem sich aber heraus gestellt hat, dass die Nachfrage nach alkoholreduziertem Wein verschwindend gering war, wanderten die Unter lagen wieder in die Schublade."Jetzt ist es aktueller denn je. Wir sind gerade dabei, die Unterlagen von damals wieder zu sichten", erzählte die Mitarbeiterin des Campus Geisenheim, einer der ältesten Forschungseinrichtungen des Wein- und Gartenbaus in Deutschland. Zwar gehe der Trend wieder hin zu weniger Alkohol, doch vordergründig sei der Klimawandel der ausschlaggebende Punkt zu diesem Sinneswandel. Wissenschaft und Weinwirtschaft

Denn steigende Temperaturen ließen den Alkoholgehalt in dem Maße (bis zu 16 Prozent) ansteigen, dass der Wein nicht mehr genießbar sei. Ein Szenario, das noch Zukunftsmusik ist, doch schon in den nächsten Jahren Realität werden kann.Mit dem Thema "Alkoholmanagement im Wein" beschäftigten sich 170 Teilnehmer aus Wissenschaft und Weinwirtschaft in der Europäischen Rechtsakademie im Rahmen der "internationalen Vereinigung für Oenologie und Weinmarketing". "Uns ist in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich vor Augen geführt worden, dass bestimmte Klima-Bedingungen den Wein und seine Inhaltsstoffe verändern. Passiert das dauerhaft, müssen wir uns damit beschäftigen", sagte Friedhelm Leimbrock vom Ministerium für Weinbau. Gentechnik könnte Lösung bieten

Zustimmung erhielt er von Gerd Scholten vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR): "Mussten wir im Norden früher noch mit Alkohol anreichern, so wird sich dies in den kommenden Jahren deutlich ins Gegenteil verändern." Im Geschmack verliere der Wein, und auch gesundheitliche Folgen seien zu erwarten.Neben Christmann, die als Vertreterin der Technologie verschiedene, zum Teil sehr teure Verfahren vorstellte, zeigte auch Mikrobiologe Manfred Großmann, ebenfalls aus Geisenheim, Lösungsansätze auf. Zwar glaubt er, man dürfe das Problem nicht überbewerten. Er machte aber trotzdem deutlich, dass je nach Verfahren schon recht einfache Eingriffe zu einer Lösung führen. "Allerdings tangieren wir das Thema Genmanipulation, was Gesetzesänderungen erst erlauben müssten", so Großmann.Sein Kollege Hans Schultz machte deutlich, wie durch Beschnitt am Rebstock weniger Zucker - und damit weniger Alkohol - in der Traube entstehen kann.

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