Kneipen-Verbot für Porzen ohne Lizenz

In Trier sorgt das wohl traditionellste einheimische Trinkgefäß, die Viez-Porz, mal wieder für Ärger: Das Landes-Eichamt hat einer Handelsagentur den Weiterverkauf ihrer Porzen untersagt. Grund: eine fehlende Lizenz.

 Walter Pleins traditionelle Viez-Porzen bekommen in letzter Zeit vermehrt Konkurrenz. TV-Foto: Archiv/Rolf Seydewitz

Walter Pleins traditionelle Viez-Porzen bekommen in letzter Zeit vermehrt Konkurrenz. TV-Foto: Archiv/Rolf Seydewitz

Trier. In Deutschland hat alles seine gute Ordnung. Wer ein Bierglas verkauft, das anschließend in der Kneipe vollgezapft werden soll, benötigt dazu indirekt die Zustimmung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Nur die PTB vergibt nämlich das sogenannte Schankgefäße-Herstellerzeichen. Ohne dieses Herstellerzeichen samt waagerechtem Füllstrich, Angaben zur Füllmenge und Maßeinheit darf ein Bierglas in der Kneipe nicht über den Tresen gehen.Formal keine Schankgefäße

Was fürs Bierglas gilt, gilt selbstverständlich auch für Wein- oder Schnapsgläser - und natürlich auch für das urtrierischste aller regionalen Trinkgefäße, die Viez-Porz. Bis vor einiger Zeit wurde der schnörkellos-funktionale 0,4-Liter-Porzellanbecher nur von einem kleinen Handwerksbetrieb in der Eifel hergestellt: den Kunstkeramischen Werkstätten Gebrüder Plein im Töpfer-Ort Speicher.Doch neuerdings macht immer häufiger unliebsame Konkurrenz dem einstigen Porz-Monopolisten zu schaffen. So tauchten auf dem regionalen Porz-Markt in jüngster Vergangenheit Kopien aus China oder Rumänien auf (TV vom 17. September 2007). Letztere zeichneten sich neben dem etwa ein Viertel günstigeren Einkaufspreis vor allem dadurch aus, dass in die Porz mehr Viez "passte" (knapp 0,5 Liter) als der Füllstrich vorgaukelte (0,4 Liter). Schlecht für den Wirt, gut für den Viez-Trinker. Allerdings hätten die ungeeichten Porzen erst gar nicht in der Gastronomie landen dürfen, allenfalls an Otto-Normalverbraucher verkauft werden dürfen.Gleiches gilt auch für die neuesten Porz-Immitate, die über eine Handelsagentur vertrieben werden. Die Porzellanbecher stammen zwar aus deutscher Produktion, haben allerdings nicht das erforderliche Herstellerzeichen. Ein Fall für das Bad Kreuznacher Landesamt für Mess- und Eichwesen. Die dem Mainzer Wirtschaftsministerium untergeordnete Behörde verbot der Handelsagentur jetzt kurzerhand den Verkauf der Porzen an die Gas tronomie. Begründung: "Das sind formal keine Schankgefäße", sagte ein Sprecher dem TV. Ohne dieses Zeichen dürften die Viez-Becher zwar an Privatleute verkauft werden. "Nur für den gewerblichen Ausschank sind sie tabu."Über das verhängte Gastronomie-Verbot dürften sich vor allem die Original-Porz-Produzenten aus der Eifel freuen. Erst Ende letzten Jahres gewann Firmen-Chef Walter Plein mit der Trierer Tourist-Information einen neuen lukrativen Kunden. Deren regionaler Verkaufsschlager - Viez-Porzen - kamen zuvor aus chinesischer Produktion.

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