Knusprige Meisterwerke im Halbformat

EUREN. Seit vielen Jahren haben Männer und Frauen jeden Alters und unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeit bei ihrem Besuch in Euren nur ein Ziel: das Gasthaus Schütz - Synonym für das Hähnchenlokal schlechthin.

Wer "zum Schütz" geht, willseinen Gaumen mit einem knusprig frittierten "Haustier mit einemBein" verwöhnen. "Der Schütz" steht für leckere Hähnchen - auchwenn sie mittlerweile auch anderswo die Speisekarte bereichern.Das Gasthaus in der Udostraße 74 gilt jedoch als StammzelleTrierer Hähnchenbraterei. Das war nicht immer so. Dort, wo heute bis zu 120 Besucher die urige Atmosphäre und - zu 90 Prozent - die gehälfteten "Flattermänner" genießen, stand bis weit in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine alte, baufällige Scheune. Die riss Grundstückseigner Peter Schütz ab und errichtete an ihrer Stelle ein Gasthaus, das er am Freitag, 15. August 1958, um 18 Uhr eröffnete, wie Ortsvorsteher Hans Schmitz dem Trierischen Volksfreund im Gespräch schwarz auf weiß belegte. Die am Tage zuvor im TV erschienene Anzeige gestattete keinen Hinweis auf Hähnchen: "Außerdem führt die Gaststätte Schütz kalte Küche", lesen wir. Im Ausschank waren damals "Löwenbiere, daneben auch Spirituosen und alkoholfreie Getränke".

Als "besonders erfreulich" wertete der Anzeigentexter, "daß mit dem Bau des Hauses, dessen Frontfenster im Erdgeschoß mit farbigem Glas verziert ist, eine Ruine verschwand, die der Udostraße nicht zur Zierde gereichte".

Mit dem Gespür für neue Mahlzeiten-Präferenzen der Gäste bereicherte Gastronom Peter Schütz ein Jahr später seine Speisekarte um ein Angebot, das ihm schon kurz darauf ein hohes Maß an regionaler Bekanntheit bescherte: Hähnchen.

Anfangs wurde das Geflügel noch im Grill zubereitet. Doch um der wachsenden Nachfrage innerhalb einer den knurrenden Gäste-Magen versöhnlich stimmenden Zeitspanne gerecht werden zu können, sah sich der Gastronom gezwungen, die Zubereitungsart zu ändern, zu beschleunigen. Fortan erhielten die ehemals blassen Mistkratzer in der Fritteuse ihre attraktive Bräune.

Hähnchen-Essen ist bei Schütz nicht nur ein geschmackliches Erlebnis, sondern auch ein haptisches (ein auf dem Tastsinn beruhendes). Denn im Lokal, das sich seinen dörflichen Charakter bis heute bewahrt hat, beschränkt sich der unmittelbare Körper-Kontakt der Genießer mit den der Fritteuse entstiegenen Vögel nicht nur auf Lippen, Gaumen, Speiseröhre und Verdauungstrakt.

Vielmehr sind geschickte Finger am mundgerechten Portionieren der Spezialitäten des Hauses beteiligt. Dem einem wahren sinnlichen Rundum-Genuss im Wege stehenden Ess-Besteck erteilen ambitionierte Anhänger der halbierten Schütz\\'schen Meisterwerke eine glatte Absage. Übrigens: Spitzenreiter unter den flüssigen Essensbegleitern ist Viez vom Fass; der stammt von der Obermosel - aus Nittel.

Der stetig wachsende Zuspruch des Spezialitäten-Lokals blieb nicht ohne bauliche Konsequenzen. Peter Schütz erweiterte sukzessive das Lokal und baute schließlich vor 30 Jahren zudem ein Hotel, das heute 50 Betten zählt.

Harri Bischoff, seit 1994 an dessen Rezeption tätig, bekommt glänzende Augen, wenn er von der - den meisten Trierern unbekannten - Attraktion für dort Übernachtende erzählt: von der riesigen Freizeitanlage, die in südländischem Stil hinter dem Hotel errichtet wurde und ständig ergänzt wird. Liegewiesen, Terrassen, Rundbogen und Springbrunnen verschmelzen mit prächtigen Pflanzen zu einer harmonischen Einheit, die eingebettet ist in eine himmlische Ruhe ausstrahlende Idylle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort