Kommt ein Betreiber, kommt die Markthalle

TRIER. Lange Zeit im Schatten von Hauptmarkt und Brotstraße, entwickelt sich die Palaststraße immer mehr zur Top-Adresse in der Fußgängerzone. Nächstes Großprojekt: Im Haus Wynnenburg soll eine Markthalle entstehen - vorausgesetzt, es findet sich ein Betreiber.

 Architektur-Sammelsurium mit Verfallsdatum: Zwischen Palaststraße und Efeu-gesäumten Garagen im Kesselstattsgarten sollen bald Abrissarbeiten beginnen und anschließend eine Markthalle entstehen.Foto: Roland Morgen

Architektur-Sammelsurium mit Verfallsdatum: Zwischen Palaststraße und Efeu-gesäumten Garagen im Kesselstattsgarten sollen bald Abrissarbeiten beginnen und anschließend eine Markthalle entstehen.Foto: Roland Morgen

"Wir bauen auf jeden Fall", kündigt Brigitte Scheuer, Geschäftsführerin der Trierer Bürgerverein AG (TBV) und der Familiengesellschaft Günther Reh, an. "Über die Nutzung besteht jedoch noch keine Klarheit." Dennoch soll der Abriss noch im Sommer starten: "Die Ausschreibungen laufen." Gotische Säulen und Keller bleiben erhalten

Vieles von dem Gebäudekomplex zwischen Palaststraße und Kesselstattsgarten soll, sofern nicht zum Lebensmittelmarkt BioGate gehörend, von der Bildfläche verschwinden. Vom 1877 erbauten Haus Wynnenburg (Palaststraße 5), das zuletzt im Erdgeschoss den Spielsalon "Monte Carlo" beherbergte, bleiben nur die denkmalgeschützte Fassade, zwei ummauerte Säulen aus dem gotischen Vorgängerhaus von 1480 und der Gewölbekeller erhalten. Das Um- und Neubauprojekt nach Plänen von Consuela Schön (Architekturbüro Werner Schaack) sieht in den Obergeschossen 750 Quadratmeter Büro- und 350 Quadratmeter Wohnflächen vor sowie im Erdgeschoss rund 800 Quadratmeter für eine Markthalle. Freilich steht dieses allseits begrüßte und laut Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch "wichtige Vorhaben, das die Einkaufsstadt Trier noch attraktiver macht", derzeit auf wackligen Füßen. "Wir haben noch keinen geeigneten Betreiber, der die Beschicker und Standleute aussucht", schildert Brigitte Scheuer das Problem. Ex-Karstadt-Geschäftsführer Otti Büsching, vor einigen Monaten als heißer Kandidat gehandelt, steht nicht mehr zur Verfügung, weil er inzwischen als Gastronomieleiter von Schloss Machern fungiert - ebenfalls in Diensten von Günther Reh. Obst, Gemüse, Käse und Fisch nach französischem Vorbild frisch aus dem Herzen der Altstadt - sollte sich dieses Leib- und Magen-Projekt des investitionsfreudigen 75-jährigen mit Faible für historische Immobilien (Steipe) nicht realisieren lassen, stünde die Fläche für andere Einzelhandels-Nutzungen zur Verfügung. Brigitte Scheuer: "Wir stellen schon einmal den Hohlkörper her. Wer ihn nutzt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Investitionssumme: rund 2,5 Millionen Euro, Bauzeit: etwa ein Jahr. Damit nicht genug der Projekte, die Rehs diverse Familien- und Beteiligungsgesellschaften in Palaststraße und direkter Umgebung planen. So sollen in dem aufgegebenen Herrenhaus des Modehauses Marx nach Innenumbau künftig zwei Geschäfte Platz finden. Brigitte Scheuer: "Wir verhandeln mit potenziellen Mietern." Gleiches gilt für das ebenfalls verwaiste frühere Herrenbekleidungs-Haus Hubertus (Ecke Konstantinstraße/Am Breitenstein). Vermutlich gehen dort künftig keine Textilien mehr über den Tresen: "Uns schwebt ein Möbelgeschäft oder Einzelhandel vor. Für Interessenten sind wir offen." Straße mit Vorbildfunktion

Einschließlich der vergangene Woche begonnenen Aufstockung des Wohn- und Geschäftshauses gegenüber Pizzeria "Da Franco" und Haus Wynnenburg bietet die Palaststraße der darbenden Baubranche in den nächsten Monaten reichlich Beschäftigung. Baudezernent Peter Dietze begrüßt die anstehenden Veränderungen: "Eine Stadt ist ein Organismus, der sich weiterentwickeln muss. Die Palaststraße nimmt eine Vorbildfunktion ein." Und sie bleibt eine Straße der kurzen Wege. Die geplante Schließung der C&A-Passage zwischen Konstantin- und Palaststraße hat die Stadt wieder abgeblasen.

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