Konstantin geht, die Kosten bleiben

TRIER. Mehr Fläche, mehr Aufwand, mehr Kosten. Eigentlich eine logische Konsequenz. Dennoch schlug vielen Stadtratsmitgliedern die Ausgaben-Rechnung auf den Magen, die ihnen Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (CDU) für die künftige Arbeit des Städtischen Museums Simeonstift präsentierte.

Wer - blauäugig - geglaubt hatte, Trier erhielte mit großzügiger Landesunterstützung ein schickes runderneuertes und erweitertes Stadtmuseum und könne dieses zu Konditionen wie anno dazumal betreiben, den belehrte Kulturdezernent Holkenbrink in der Stadtratssitzung eines Besseren. "Das ist ja ein dicker Brummer, der da auf uns zukommt", schluckte Ignaz Bender (CDU). Und UBM-Kollege Hermann Kleber sprach von "erschreckenden Mehraufwändungen". Die Beschlussvorlage "Städtisches Museum Simeonstift - Betrieb während der Bauzeit und nach der Fertigstellung" hatte es in sich.Das Stadtmuseum war ein Zuschussbetrieb und wird erst recht einer bleiben. Rund 510 000 Euro betrug im Betriebsjahr 2004 die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Wenn nach Abschluss des vor einem Jahr begonnen Aus- und Umbauprojekts in 13 Monaten wieder Leben ins Simeonstift zurückkehrt, wird es deutlich teurer: Auf gut 1,3 Millionen Euro beziffert Holkenbrink den Zuschussbedarf für 2007.

Die Gründe liegen auf der Hand. Sanierung, Erweiterung und Modernisierung des Simeonstifts bringen einen Raumgewinn von 700 Quadratmetern (insgesamt künftig rund 1500) und Folgekosten, die mangels Masse bislang nie anfielen. Erstmals schlagen zum Beispiel Reinigungskosten für Besuchertoiletten und die Wartung eines Aufzugs zu Buche.

Heizung läuft mit Erdwärme

Zudem braucht das Museum mehr Personal. 6,8 Stellen waren es 2004. 11,4 werden es ab 2007 sein, denn schon aus versicherungstechnischen Gründen benötigt jede Etage im Alt- und im Neubau je einen Aufseher. Auch 2006, wenn das Museum wie in diesem Jahr baustellenbedingt geschlossen ist und die Belegschaft im "Exil" in der Thyrsusstraße arbeitet, fallen höhere Kosten als zuletzt an: knapp 770 000 Euro. Diese Ausgaben dienen der wissenschaftlichen Vorbereitung der Dauerausstellung und des städtischen Parts der Konstantin-Landesausstellung, die vom 2. Juni bis 4. November 2007 im Neubau auf dem Simeonstiftplatz über die Bühne geht. Allerdings: Alle Eintrittsgelder der Großschau werden zentral bei der Ausstellungs-GmbH verbucht und erst 2008 anteilig ans Stadtmuseum zurückfließen, was für das Rathaus die Kalkulation erschwert.

Holkenbrink und OB Schröer warben beim Stadtrat mit Engelszungen und dem Hinweis, ein "inhaltlich qualifiziertes" Museum mache Trier auf kulturellem Sektor "noch wettbewerbsfähiger", um die Absegnung des Zuschussbudgets. Die Stimmen von CDU, UBM und FDP brachten schließlich die notwendige Mehrheit. Der Abstimmung voraus ging jedoch eine heftige Diskussion. Peter Spang (SPD) kritisierte, der Rat werde mit einer inaktzeptablen Vorlage zu einer unzumutbaren Vorfestlegung gedrängt. Dominik Heinrich (Grüne) vermisste "jeglichen Einsparwillen". Einzig Karl-Josef Gilles (FDP) zeigte sich "froh über die Vorlage. Denn das Museum braucht Planungssicherheit". Der Mann spricht aus Erfahrung: Er arbeitet beim Landesmuseum.

Kleiner Trost für alle, die fürchten, im Simeonstift würden künftig horrende Heizkosten anfallen: Die Temperaturen im Neubau und - soweit technisch möglich - in Teilen des Altbaus werden mit Erdwärme aus 100 Metern Tiefe gesteuert.

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