Kontakt mit der Außenwelt

TRIER. Unter dem Motto "Zusammen leben - zusammen feiern" hat die Evangelische Kirchengemeinde am Freitag zu einem Freundschaftsfest für eine iranische Flüchtlingsfamilie in die Christuskirche eingeladen.

 Arezu Almasi und Nader Aliniea mit Tochter Sadaf, Pfarrer Guido Hepke mit Sohn Nikolai beim Freundschaftsfest der Evangelischen Kirchengemeinde (von links).Foto: Alexander Glodzinski

Arezu Almasi und Nader Aliniea mit Tochter Sadaf, Pfarrer Guido Hepke mit Sohn Nikolai beim Freundschaftsfest der Evangelischen Kirchengemeinde (von links).Foto: Alexander Glodzinski

EineEinfahrt, ein Hof, ein Zimmer - eine Straße oben und eine Straßeunten markieren die Grenze. Der Bewegungsfreiraum derFlüchtlingsfamilie Aliniea/Almasi ist nicht sehr groß, und derAlltag ist trist und eintönig. "Der Flüchtlingsfamilie fällt natürlich die Decke auf den Kopf", erzählt Pfarrer Guido Hepke. Deshalb bringt die Evangelische Kirchengemeinde die abgeschnittene Außenwelt über ein Freundschaftsfest zu der iranischen Familie. Unter dem Motto "Zusammen leben - zusammen feiern" hatte die Gemeinde am Freitag in die Christuskirche eingeladen. Mit einem bunten Kinderprogramm, Tanz und Musik, iranischen Spielfilmen und kulinarischer Begleitung aus iranischer und ägyptischer Küche setzten die Besucher ein Zeichen der Solidarität mit der Flüchtlingsfamilie.

Für Arezu Almasi und ihren Ehemann Nader Aliniea war es ein schöner Tag. "Ich freue mich darüber, mit den Leuten wieder Kontakt zu haben", erzählt Almasi. "Besonders für unsere Tochter Sadaf ist das wichtig. Sie spürt die Ungewissheit und weiß, dass sie nicht heraus kann." Dem 15 Monate alten Mädchen fehlt im Kirchenasyl die Möglichkeit, ihren Entdeckungsdrang auszuleben. Glücklicherweise verbringen die drei Kinder von Pfarrer Hepke viel Zeit mit der Kleinen. "Es ist eine harte Zeit", sagt Hepke. "Die Familie lebt mit der Angst, am Ende doch noch in den Iran abgeschoben zu werden."

Die Unterstützung für die Familie wächst in der Region. Mittlerweile haben sich 1500 Menschen mit ihrer Unterschrift für die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis eingesetzt.

Entscheidungsgrundlage ausweiten

Mit der breiten Solidaritätsbekundung wächst auch der Druck auf die Behörden, eine Lösung zu finden. Pfarrer Hepke plädiert für eine Ausweitung der Entscheidungsgrundlage. In der Ablehnung des Asylverfahrens beruft sich das Verwaltungsgericht Trier auf einen fünf Jahre alten Länderbericht des Auswärtigen Amtes. "Ich halte es für einen Skandal, wenn es möglich ist, Länderberichte in Verwaltungsgerichts-Entscheidungen zu verwenden, die nicht die aktuelle politische Lage widerspiegeln. Ich halte es für notwendig, eine breitere Quellenlage - wie etwa Berichte von Amnesty International oder der UN-Menschenrechtsorganisation - heranzuziehen."

Sollten Zweifel bezüglich der Sicherheit für Leib und Leben der Flüchtlingsfamilie bestehen, dringende humanitäre oder persönliche Gründe gegen eine Abschiebung sprechen, so liegt es im Ermessens-Spielraum der Ausländerbehörde, eine Duldung oder ein Bleiberecht auszusprechen.

"Da die Gefährdung der Familie nicht auszuschließen ist, bitte ich Landrat Richard Groß, seinen Ermessens-Spielraum auszunutzen und im Zweifel für ein Bleiberecht zu stimmen", erklärt Hepke.

Nach der Ablehnung des Antrages der Familie auf Wiederaufnahme des Asylantrages durch das Trierer Verwaltungsgericht, hat die Familie durch ihren Anwalt Widerspruch beim Oberverwaltungsgericht eingelegt.

Darüber hinaus berät der Landtag im Petitionsausschuss über das weitere Schicksal der iranischen Flüchtlingsfamilie. Ein Ende des Kirchenasyls ist vorerst nicht in Sicht, und die Familie ist weiterhin auf das Engagement der Kirchengemeinde angewiesen, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

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