Konz sucht Konzepte für freie Flächen im Zentrum und für bezahlbaren Wohnraum

Konz · Die Stadt und die Verbandsgemeinde reißen zwei ihrer bekanntesten Schrottimmobilien ab. Während für eine frei werdende Fläche schon eine Idee kursiert, ist bei der anderen alles offen. Auch wie neuer sozialer Wohnraum geschaffen werden soll, steht noch nicht fest.

 Das ehemalige Gasthaus Sorgen soll abgerissen werden.

Das ehemalige Gasthaus Sorgen soll abgerissen werden.

Foto: Friedemann Vetter

Der Abriss des ehemaligen Gasthauses Sorgen in der Karthäuser Straße 3 wird am Donnerstag, nach der nächsten Sitzung des Verbandsgemeinderats (18 Uhr im Kloster Karthaus), beschlossene Sache sein. Das Gremium vergibt dann den Auftrag für die entsprechenden Arbeiten, die laut der Konzer Verwaltung schon eine Woche später beginnen könnten. Das städtische Gebäude in der Saarstraße 26 ist inzwischen nach mehrwöchigen Arbeiten komplett abgerissen.

Beide Adressen standen bisher für Armut und soziale Ungleichheit. Lange haben in den beiden Häusern Wohnungslose und sozial benachteiligte Menschen gelebt - oft ungewollt und teils unter widrigen Umständen, mit Schimmel in der Wohnung oder defekter Heizung.

Zum Teil wollten die Bewohner ihr Schicksal nicht akzeptieren. Ein Mann, der in der Karthäuser Straße?3 wohnte, hat zum Beispiel darüber gehadert, dass die Verwaltung in Konz ihn als Obdachlosen sah, obwohl er jahrelang erfolglos nach einer Sozialwohnung gesucht hatte (" Der Obdachlose, der keiner sein will ", TV vom 21. Januar 2015).

Ein blinder, auf Dialyse angewiesener Mann, der in der Saarstraße 26 wohnte, wollte in dem Haus bleiben, obwohl seine Wohnung zum Teil verschimmelt und deshalb nicht geeignet für ihn war (" Blind, krank und allein: Ein Leben in der Abrissbude ", TV vom 28. August 2016). Letztendlich hat die Verwaltung ihm eine Wohnung in Karthaus besorgt. Dort betreuen ihn nun Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes.

Die Geschichten der beiden Schrottimmobilien und ihrer Bewohner haben dazu geführt, dass die Kommunalpolitik über den Zustand öffentlicher Wohnungen und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums diskutiert hat.

Zehn Monate danach versichert Michael Naunheim, Pressesprecher im Konzer Rathaus: "Die Verwaltung hat alle ehemaligen Bewohner bei der Wohnungssuche und dem Umzug unterstützt." Alle ehemaligen Mieter seien in unterschiedlichen Objekten untergebracht worden. Für Obdachlose hat die Verwaltung mehrere temporäre Unterkünfte geschaffen - zum Beispiel in einer ehemaligen Sportsbar in Karthaus. Ziel sei es, die Menschen dauerhaft und individuell unterzubringen, sagt Naunheim.

Die leeren Grundstücke kommen für die Schaffung günstigen Wohnraums wohl nicht infrage. Dort sieht die Verwaltung vor allem eines: Entwicklungsraum. Für die Karthäuser Straße ist der Bau eines Parkplatzes im Gespräch, den Berufspendler nutzen könnten, um vom Auto am Haltepunkt Kreuz Konz in den Zug umzusteigen. Beschlossen ist noch nichts.

Das gilt auch für das Gelände in der Saarstraße. Der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden hat diesbezüglich betont, dass es sich um eine sehr schöne Lage handele. "Neben der Schaffung von Wohnraum könnten auch gewerbliche oder touristische Nutzungsmöglichkeiten gegeben sein", sagt Naunheim. "Dafür gibt es aber derzeit noch keine Pläne oder Beratungen - auch im Haushalt wurden hierzu bisher keine Mittel eingeplant."

Bei der Schaffung von neuem bezahlbaren Wohnraum setzt die Verwaltung auf die Hilfe der Konzer-Doktor-Bürgerstiftung und der privaten Wohnungswirtschaft. Bei der Schaffung neuer Wohngebiete würden auch Flächen für sozialen Wohnungsbau berücksichtigt, verspricht Naunheim.

Für ein mögliches Wohnungsbauprojekt der Bürgerstiftung lägen den Fraktionen die Unterlagen vor. Sie müssen entscheiden, ob die öffentliche Hand ein passendes Grundstück zustiftet. Das werde bald Thema in den zuständigen Gremien sein.

Die Stadt Konz will Bauland am Canet und am Berendsborn erschließen. Sobald es soweit sei, werde Raum für sozialen Wohnungsbau vorrätig gehalten, verspricht die Verwaltung. Sie wolle bei der Schaffung sozialen Wohnraums gesamtstädtisch und integrativ vorgehen. Das heißt: Sie will die Zusammensetzung der Bevölkerung sozial durchmischt halten. Pressesprecher Michael Naunheim: "Sobald konkret ein Neubau ansteht, werden wir auch die Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft wieder aufgreifen."Meinung: Platz für gute Ideen

 Das ehemalige Gasthaus Sorgen wird abgerissen.

Das ehemalige Gasthaus Sorgen wird abgerissen.

Foto: Friedemann Vetter
 Diese Fläche ist leer. Einen Plan für das Grundstück in der Konzer Saarstraße gibt es noch nicht.

Diese Fläche ist leer. Einen Plan für das Grundstück in der Konzer Saarstraße gibt es noch nicht.

Foto: Friedemann Vetter
 Die Baufirma hat etwa vier Wochen gebraucht, um das Gebäude in der Saarstraße abzureißen.

Die Baufirma hat etwa vier Wochen gebraucht, um das Gebäude in der Saarstraße abzureißen.

Foto: Friedemann Vetter

Die Stadt Konz sucht Ideen für die attraktive freie Fläche in der Saarstraße. Das Grundstück liegt unweit des Saarufers, das attraktiver gestaltet und besser ans Zentrum angebunden werden soll. Genau deshalb ist es für eine touristische oder gastronomische Nutzung interessant. Da braucht die Stadt Zeit und einen zuverlässigen Investor mit einem tragfähigen Konzept. Den Erlös aus dem möglichen Verkauf des Grundstücks, sollte sie wiederum in ihre maroden Wohnungen oder die Schaffung neuen sozialen Wohnraums investieren. Schließlich fallen durch die Abrissarbeiten günstige Wohnungen weg.
c.kremer@volksfreund.de

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