Kräuterdüfte, Pferdemist und Ziegenkäse

TRIER. Der vom Veranstalter ins Kalkül gezogene Besucheransturm ließ nicht lange auf sich warten beim Bauernmarkt mit Erntedankfest am Samstag. Tausende Besucher drängten sich an den Ständen rund um die Porta Nigra und in der Innenstadt.

Der kräftige Gewitterguss kurz vor Toresschluss tat dem fröhlichen Treiben keinen Abbruch. Die Besucher nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren - und mit heimischen Produkten von Feld und Flur einzudecken. "Die Äpfel aus unserer Gegend schmecken mir am besten, weil sie knackig und frisch sind", sagt Peter Zenzius. Der Mann aus Schweich hat sich mit einem 15-Kilo-Säckchen mit "Rotbäckchen" der Sorte Elstar eingedeckt und legt zwischendurch ein Päuschen ein, um auf dem Erntedankfest mit Bauernmarkt an der Porta Nigra den Worten der Redner zu lauschen."Der Markt hat sich prima entwickelt"

An den Ständen herrscht hektische Betriebsamkeit. Wer einen Bon hat, hat noch lange keine Portion Reibekuchen. Mit einer Engelsgeduld stehen die Leute an. "Dieser Ziegenkäse schmeckt ganz anders als im Laden, ist viel aromatischer", lobt eine Frau Thommes Burbachs Produkte aus Gillenfeld. Vorbehalte von Verbrauchern gegen Fleisch und Würste von Ziegen "mag es vor etlichen Jahren mal gegeben haben", erläutert Carola Weißkopf, doch der Markt habe sich prima entwickelt: "Wir sind sehr zufrieden und kommen gerne." Alexander Bohr vom Bohrshof bei Welschbillig muss ganz schön die Finger rundgehen lassen, will er der beachtlichen Nachfrage nach süßem oder ausgegorenem Viez nachkommen. "Mädel schenke ein", heißt es an dem Stand ein paar Schritte weiter: Federweißer - passend zur Jahreszeit - findet reißenden Absatz. Die Region trifft sich an Triers Stadttor. Hinzu mischen sich unzählige Touristen aus aller Herren Länder. Ob der junge Japaner wirklich weiß, was er mit der futuristisch ausschauenden Flasche und dem bunten Inhalt gekauft hat? Eifeler und Hunsrücker Platt mischt sich mit Trierer Mundart, dazwischen erklingen englische, französische oder spanische Laute. Auf der zentralen Veranstaltung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (sie findet alle zwei Jahre im Wechsel mit Koblenz statt) ist wahrlich was gebacken. Julia Moll ist von wohlriechenden Düften umgeben. Einer Besucherin erklärt die "Kräuterfachfrau" aus Oberschleidweiler den Unterschied zwischen Duftgeranien "Frensham" und "Peppermint". "Schau mal Oma, da kommen ja Pferde", wundert sich ein junges Fräulein. Tatsächlich: Der Erntewagen kommt, gezogen von zwei braven Haflingern. Eugen Justinger muss da gar nicht viel regulieren. "Die kennen das schon", sagt der Mann aus Lampaden. Was der Wagen an Dekoration geladen hat, kann auch an den Ständen gekauft werden: Rotkohl, Kartoffeln, Möhren, Nüsse oder Weinbergs-Pfirsische. Der Festumzug kommt vom Trierer Dom, wo ein Erntedankgottesdienst gefeiert wurde. Auf der Bühne neben der Porta folgt ein kurzer offizieller Teil. Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau berichtet, obwohl das Jahr bislang einige Kapriolen geschlagen habe, seien die Landwirte zufrieden mit der Ernte. Bei den Winzern dauere es noch etwas, denn die Lese habe ja erst begonnen. Die Vorzeichen indes seien viel versprechend, meint Blum. Triers Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch freut sich über die Erntekorne, die einige Wochen das Rathaus schmücken wird. Was, Trier wählt schon wieder? In der Tat: Aber nicht schon wieder den Oberbürgermeister, sondern den "Trierer Apfel 2006" und den "Trierer Viez 2006". Schmecken, testen und abwägen

Ein wahrer Ansturm herrscht am Stand des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Trier. Die Leute schmecken, testen, wägen ab, favorisieren. Das "Wahllokal" schließt um 18 Uhr. Eine Hochrechnung gab es nicht, aber den Hinweis auf eine "sehr hohe Wahl(Schmeck)beteiligung". Franz Josef Scheuer verspricht, das Ergebnis in wenigen Tagen zu liefern (wird im TV veröffentlicht). Jung und alt versuchen sich beim Melken. Jennifer Pova (10) und Laura Weber (10) haben herausgefunden: "Man muss einfach nur fest drücken, dann kommt was raus." Staunen an den Käfigen mit Edel-Hühnern. Peter Tonner aus Trierweiler erzählt, dass die zur "Eierproduktion nicht viel taugen". Tonner verrät: "Je schöner ein Huhn ist, desto schlechter legt es Eier…"

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