Krankengymnastik für Kuscheltiere

TRIER-SÜD. "Eislolli", "heiße Rolle", Wippe, Laufband und Magnetfeld – exotische Hilfsmittel warten bei Krankengymnastin Katja Lange auf verspannte Vierbeiner. Die Physiotherapeutin behandelt in ihren Praxisräumen in der Saarstraße vor allem rekonvaleszente Hunde.

Aufgeregt sucht Terrierin Nera den Blick ihrer Krankengymnastin, hält ganz still, während die ihr Pfötchen biegt und vorsichtig knetet. Nach einer Kreuzbandoperation vor ein paar Wochen humpelt die zehnjährige Hündin, mag nicht mehr laufen. Doch immerhin etwas besser ginge es schon seit Therapiebeginn bei Katja Lange, versichert Besitzer Helmut Hansen aus Saarbrücken. "Bandstrukturen brauchen einfach eine Weile, um zu heilen", kommentiert Lange. "Die Übungen können nur unterstützend wirken und mittelfristig verhindern, dass sich falsche Bewegungsabläufe nach einer Verletzung einspielen." Der erste Weg müsse immer zum Arzt führen.Millimeterarbeit mit Hünding Nera

Helmut Hansen ist fest davon überzeugt, dass der sanft kreisende Druck am Hinterlauf seiner Nera hilft: "Es ist doch wie beim Menschen. Man merkt, wie es ihr gut tut. Was hier professionell gemacht wird, üben wir jeden Tag zu Hause weiter." Bald könne Nera sogar wieder versuchen, mit Hilfestellung Treppen zu steigen, erklärt die Krankengymnastin. Hansen schaut ein wenig skeptisch, während die Therapeutin der Hündin ein langes Handtuch unter den Bauch legt und abwechselnd Vorder- und Hinterbeine in die Höhe hebt. Dann wird noch gedehnt - Millimeterarbeit am lebenden Objekt. "Das ist schon etwas schwieriger", erklärt Kathrin Lange. Es gelte vor allem, den Besitzer anzuleiten. "Immer so, dass klar ist, er kann mit den Übungen - auch wenn sie am Ende nicht ganz richtig ausgeführt werden - nichts schlimmer machen." Seit 15 Jahren arbeitet die 37-Jährige als ausgebildete Physiotherapeutin für Menschen. Im September 2003 fing Lange schließlich an, auch kranke Katzen und humpelnde Hunde zu massieren. Mit einem Masterabschluss vom Royal Veterinary College in London sei sie "auch für Kühe, Ziegen oder Hasen" gewappnet. "Die sind bis jetzt aber noch nicht da gewesen." Zwei Jahre Wochenendstudium, Praktika in England, Belgien und Deutschland hat Lange hinter sich gebracht: "Eine harte Zeit", sagt sie. Um das Geld ginge es ihr nicht in der Hoffnungsnische für besorgte Tierbesitzer, versichert die Frau und streicht Nera übers weiche Fell. Tatsächlich kämen nur zwei chronische Schmerzpatienten dauerhaft zu ihr in die Praxis in der Saarstraße, und das habe auch etwas mit Freundschaft zu tun.Rauhaardackel mit Bandscheiben-Problemen

Ganz tief heruntergebeugt begrüßt die Therapeutin zärtlich ihren ersten und treusten Fall. Vincent leckt ihr quer übers Gesicht. Bandscheiben-Probleme hat der zwölfjährige Rauhaardackel, "und jetzt macht auch noch die Halswirbelsäule Ärger", erklärt dessen Besitzerin Kerstin Bauer. Einmal im Monat fährt sie mit ihrem Hund aus der Nähe von Bernkastel bis nach Trier - seit es Katja Langes Praxis hier gibt. Die nachoperativen Schmerzen an Rücken und Knie hätte sie wunderbar in den Griff bekommen, erzählt Frau Bauer. Und nicht nur das: "Vor der Behandlung ist unser Vincent immer beim Pieseln umgefallen, sein ganzes Leben lang." Mit Hilfe der Tierphysiotherapie funktioniere das plötzlich, sagt sie und schaut noch ungläubig auf den Hundeleib mit den kurzen Stummelbeinchen: "Vincent ist jetzt stolz wie Oscar", sagt sie und strahlt.

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