Kreative Helfershelfer für Ruanda

TRIER. Dr. Alfred Jahn - schon mal gehört? Bei Arte, im ZDF, bei Johannes B. Kerner ist der Kinderchirurg und Straßenkindervater von Ruanda bereits über die Mattscheibe geflimmert. Doch eine eigene Homepage und Infomaterial zu seinem Hilfsprojekt hat er bisher nicht. Mit studentischem Hirnschmalz aus Trier soll sich das jetzt ändern.

Der große Junge überragt sie alle. Bei der Zeugnisausgabe vor der Schule von Kigali in Ruanda sticht Irik lachend zwischen Hunderten von Kindern hervor. Aus seinen Augen sprechen Glück und Hoffnung - dank Alfred Jahn. "Irik ist einer von drei Überlebenden eines 120 Menschen starken Clans. Mutter und Vater hat er verloren. Er ist einer der wenigen Tutsi-Stammesangehörigen, deshalb ist er so groß". Nächstes Bild und weiter - die Kommentare des Ziehvaters bei der Dia-Schau sind kurz und knapp. Es gibt so viele allein gebliebene Kinder, die nach dem Völkermord in Ruanda vor zehn Jahren Jahns Hilfe brauchen. Eines nach dem anderen huschen Lisa, Arestide und all die anderen über die Leinwand der Trierer Designerschmiede am Paulusplatz. Die Studierenden sind vollkommen still. Gebannt beobachten sie die Dokumente aus einer anderen Welt. Nur in den Köpfen rattert es. Praxisübung am lebenden Objekt heißt ihre Aufgabe - in diesem Semester eine besonders verantwortungsvolle. "Für Wirtschaftsunternehmen haben wir schon öfter reale Entwürfe gemacht. Aber PR für ein Produkt, das keins ist und auch keins sein will, ist etwas ganz anderes", erklärt Gestaltungsdozent und Initiator der Kooperationsidee, Boback Asbagholmodjahedin. Zum "Helfershelfer" wurde der junge Dozent, der in der Designer-Szene schlicht als "Boback" firmiert, über den Brief einer Bekannten nach Ruanda. "Welche Hilfe brauchen sie?", hatte Christina Geiger gefragt und nach der Antwort bei ihm angeklopft.Logo, Flyer und Broschüre

"Gerade im sozialen Bereich besteht häufig kein Budget, die Qualität von Kommunikationsmaßnahmen ist laienhaft", weiß der Gestaltungsprofi. "Dabei sollte auch das Gute ein Gesicht haben", findet er - und auch seine Schüler. "Wir waren von Anfang an begeistert, wirklich helfen zu können", erzählt Carmen Rosnus. Die 21-Jährige ist eine von rund dreißig angehenden Kommunikationsdesignern, die sich in den kommenden Monaten für Alfred Jahn den Kopf zerbrechen werden. "Auf jeden Fall sollen ein Logo und eine Website entstehen, vielleicht noch Flyer und Broschüren", skizziert die junge Frau das Ziel-Output der "einmaligen" Realitätsprobe. "Es muss unter Berücksichtigung der Zielgruppe ein Gesamtsystem visueller Präsentation entwickelt werden, hinter dem eine Vision steht", erklärt "Kreativdirektor" Boback die werbetechnische Angriffsstrategie auf Emotionszentrum und Spendensäckel. Bei einem erhofften nächsten Besuch des Kinderhelfers - "vielleicht im Mai" - sollen zwei bis drei umfassende Konzepte der Studierendenteams, "die auch Sponsoren ansprechen können", vorgestellt werden. Keine leichte Aufgabe für die Werbe-Novizen, denn Alfred Jahn ist "kein Typ Medien-Star", wie Boback bemerkt. Das Bescheidene, Unauffällige mache das Charisma seines persönlichen Einsatzes aus, analysiert der Kenner."Außergewöhnliches" Engagement

Wenn der ehrenamtliche Helfer der Straßenkinder sonst etwas spröde wirkt, beim Thema studentischer Einsatz taut er auf: "Außergewöhnlich" sei es, wie die Design-Studierenden "sich so ausführlich mit den Problemen auseinander setzen", obwohl Ruanda momentan neben dem Irak oder Afghanistan in den Medienschlagzeilen verblasse. Vielleicht hilft sein Motivationsmotto aus Ruanda ja auch an Computer und Zeichentisch: "Am besten nicht nachdenken, einfach machen."

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