Krematorium schnell beerdigt

SPEICHER. Überraschende Wende in Speicher: Das geplante Krematorium kommt doch nicht. Investorin Karin Plein hat ihren Plan aufgrund massiver Bedenken von Bürgern aufgegeben.

Ein sachlich, kurz und bündig formuliertes Fax hat die TV-Redaktion am Mittwoch erreicht. Auf wenigen Zeilen verabschieden sich Karin und Heinz Plein von einem Vorhaben, das knapp zwei Wochen lang die Diskussionen im Kreis beherrscht hat: "Obwohl wir nach wie vor von der ordnungsgemäßen Funktionsweise und der Sicherheit der modernen Kremationstechnik unter Berücksichtigung der in Deutschland gültigen gesetzlichen Auflagen überzeugt sind, haben wir uns entschlossen, auf den Bau eines Krematoriums in Speicher zu verzichten." Zu viele Bürger aus Speicher und umliegenden Orten hätten das Ehepaar mit ehrlicher Angst angesprochen. Diese Angst sei zwar unbegründet, doch keine noch so offen geführte Aufklärung und Diskussion könne sie den Menschen nehmen. Karin Plein hat ihren Antrag auf Umnutzung einer Halle im Industriegebiet Speicher auch offiziell zurückgezogen. Ihr Plan war in der Öffentlichkeit auf Sympathie, aber auch auf entschiedene Ablehnung gestoßen. Die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm als Genehmigungsbehörde hatte in einer ersten Einschätzung keine Einwände gegen den geplanten Standort. Auch im Ortsgemeinderat Speicher zeichnete sich eine positive Grundtendenz ab. Krematoriums-Gegner machten in einem dramatisch formulierten Flugblatt auf mögliche Gefahren aufmerksam. Zu den schädlichen Emissionen bei Feuerbestattungen zählen unter anderem Kohlenmonoxid, Dioxine und Furane. Den Ausschlag für den Rückzug gaben letztlich persönliche Gespräche zwischen Bedenkenträgern und dem Ehepaar Plein. Die ins Auge gefasste Unterschriftensammlung der Gegner wird damit ebenso hinfällig wie die für den 7. September angekündigte Informationsveranstaltung der Investorin. Bürgermeister Rudolf Becker, Ortsbürgermeister Erhard Hirschberg (beide CDU) und die Speicherer Ratsfraktionen sind über die neue Lage informiert. "Ich kann die Entscheidung verstehen und respektiere sie", sagt Hirschberg. "Der öffentliche Druck ist damit weg. Ich hoffe, dass dadurch wieder Frieden im Dorf einkehrt." Als bekennender Krematoriums-Gegner freut sich Alfred Bretz sehr über die Nachricht: "Mit fällt ein Stein vom Herzen. Vorher habe ich nächtelang nicht geschlafen." Die Aufklärung der Bürger habe wohl dazu geführt, dass sich die Investorin Gedanken machte.

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