Krieg und Frieden à la Offenbach

TRIER. Die in Vergessenheit geratene Offenbach-Oper "Les Fées du Rhin" (Die Rheinnixen) wird erstmals in Deutschland aufgeführt. Die Anti-Kriegs-Oper in deutscher Sprache lässt den Komponisten in ganz neuem Licht erscheinen. Diesen Eindruck gewannen jedenfalls die vielen Besucher beim Operncafé im Foyer des Stadttheaters.

Zart und heiter tönt es vom Klavier im Foyer des Stadttheaters. Wer sich sicher wähnt, gerade die berühmte "Barcarole" aus der Oper "Hoffmanns Erzählungen" zu hören, liegt daneben. Denn es sind Klänge aus der Ouvertüre der 17 Jahre früher komponierten und ganz in Vergessenheit geratenen Oper "Les Fées du Rhin". In Wien wurde die Oper 1864 uraufgeführt, verschwand danach jedoch schnell aus dem Gedächtnis des Publikums. Der Trierer Musikdramaturg Peter Larsen nennt den Grund: "Weil Offenbach in dieser Oper den Wahnsinn des Krieges offen gelegt hat, ist die Oper in Vergessenheit geraten." Werk geht kritisch mit Kriegsbegeisterung um

"Les Fées du Rhin" geht kritisch mit der Kriegsbegeisterung des 19. Jahrhunderts um. Die Oper spielt im Hunsrück, in der Nähe von Rheinböllen. In dem Dorf wird geplündert, Armgard, ein Mädchen, das ohne Vater groß geworden ist, wird von Soldaten vergewaltigt und stirbt. Durch diese schrecklichen Erlebnisse verändert sich die Wahrnehmung der trauernden Mutter Hedwig. In ihrer Vorstellung taucht ihre Tochter Armgard als Fee in einem Traumland auf. Die Feen stehen bei Offenbach für die weibliche Heilung in einer kriegerischen und gewalttätigen männlichen Welt. Im Reich der Feen entsteht so die Hoffnung auf Frieden, Versöhnung und die Einheit Deutschlands. Erst vor wenigen Jahren wurde diese pazifistische Oper wieder entdeckt. Der Musikverlag investierte einen fünfstelligen Betrag, um die Oper wieder zugänglich zu machen. Regisseur Bruno Berger-Gorski arbeitete eineinhalb Jahre am Regiekonzept für die Trierer Inszenierung. Musikdramaturg Larsen nennt es eine "Sensation", dass die 1864 entstandene Oper in Trier nun ihre deutsche Erstaufführung erlebt. Der Regisseur kündigt einen "brutalen ersten Akt" auf der mit Stacheldraht ausstaffierten Bühne an und weist auf eine Multimedia-Arbeit hin, die auf der Bühne die inneren Zustände Hedwigs bei der Bewältigung ihres Kriegstraumas darstellt.Niemand aus dem Publikum singt "Vaterlandslied" mit

Neugierig auf die Musik der unbekannten Oper machen die Sängerinnen Evelyn Czesla (Armgard), Vera Wenkert und Eva-Maria Günschmann (Hedwig) sowie Bariton Andreas Scheel beim Theatercafé mit Kostproben der Trauerarie, des Racheduetts und eines Walzer, der immer gespenstiger wird. Der Aufforderung von Generalmusikdirektor István Dénes, zum Schluss das "zärtliche Vaterlandslied" mitzusingen, kommt von den Besuchern jedoch keiner nach. Vielleicht wirken die Textzeilen "Du liebes Land, Du schönes Land, Du schönes, großes deutsches Vaterland" zu fremd. Die Premiere der Offenbach- Oper "Les fées du rhin" findet am Freitag, 15. April, 19.30 Uhr, im Großen Haus des Theaters Trier statt. Kartentelefon: 0651/718-1818.

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