Krimi-Zeit im Rathaussaal

TRIER. Am Anfang stand eine faustdicke Überraschung, dann schaukelten sich die Emotionen hoch, und schließlich nahm die Debatte um die Südbad-Sanierung eine unvorhergesehene Wendung.

 Demo für das Südbad im Sommer 2005: Die Zukunft der beliebten Anlage auf der Weismark ist nach dem Stadtratsbeschluss vom Donnerstag weiter offen. TV-Foto: Archiv/Jörg Pistorius

Demo für das Südbad im Sommer 2005: Die Zukunft der beliebten Anlage auf der Weismark ist nach dem Stadtratsbeschluss vom Donnerstag weiter offen. TV-Foto: Archiv/Jörg Pistorius

Spannender als das, was sich am Donnerstagabend im Trierer Stadtrat abspielte, könnte auch ein Polit-Krimi im Fernsehen kaum sein. Das erste Mal hielten die Zuschauer im Rathaussaal gleich zu Beginn der Debatte um die Südbad-Sanierung die Luft an: CDU, UBM und Grüne kündigten überraschend an, die Vorlage abzulehnen - nachdem das Land als Zuschussgeber dem Ansinnen des Rates nicht nachgekommen war, noch einmal über die Vorgaben zur Reduktion der Wasserfläche nachzudenken. "Wird der vorliegende Plan umgesetzt, eröffnet das Südbad nach einjähriger Baupause ohne jede Attraktion wieder, während die Besucher festgestellt haben, dass es auch anderswo schön ist", sagte Norbert Freischmidt von der CDU. Er befürchtet weniger Besucher und damit steigenden Zuschussbedarf. "Eine Ablehnung kann dagegen neue Möglichkeiten eröffnen", sagte Freischmidt und forderte Nachverhandlungen in Mainz. "Von der Mehrheit der Bürger nicht gewollt"

"Der Rat soll heute einem Entwurf zustimmen, der von der Mehrheit der Bürger nicht gewollt wird", erklärte Manfred Becker von den Grünen. Er nannte den Sanierungsplan einen "unbeliebten Torso" und kritisierte zahlreiche Unzulänglichkeiten. So sei nie ernsthaft über Alternativen gesprochen worden. "Die Fronten sind verhärtet. Wir brauchen neue Impulse von außen." Hans-Alwin Schmitz von der UBM ging noch weiter: "Mainz will unser Bad massakrieren", schimpfte er und fragte: "Wollen wir uns für die Zuschüsse unser Bad dauerhaft verhunzen lassen?" Das Land habe im Umgang mit den Kommunen einen Stil entwickelt, der an Pokerspiele erinnere. "Wir pokern heute hier auch", hielt Thomas Egger (FDP) dagegen. "Und ich habe das Gefühl, dass der Rat dieses Spiel verliert." Wer den vorliegenden Entwurf ablehne, riskiere das endgültige Aus des Südbads, warnte er. SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger betonte: "Wir sind auf den Landeszuschuss angewiesen. Die Stärke, die wir zeigen wollen, zeigen wir aus einer Position der Schwäche heraus." Er verstehe, dass der Entwurf allen Fraktionen Bauchschmerzen verursache. "Aber eine Zustimmung ist verantwortungsvoller als eine Ablehnung." Auf dem Höhepunkt der Debatte folgte dann die für einen guten Krimi obligatorische unvorhergesehene Wendung. Nachdem UBM-Chef Manfred Maximini seine SPD- und FDP-Kollegen als "Befehlsempfänger der Landesregierung" tituliert hatte, schlug er vor, die Abstimmung zu verschieben und neue Gespräche in Mainz zu führen - und zwar mit Ministerpräsident Kurt Beck persönlich. "Das sollte bei einer so wichtigen Entscheidung möglich sein." Da schaltete sich OB Helmut Schröer ein: "Wenn wir heute nicht zustimmen, gefährden wir das Südbad insgesamt." Er habe wenig Hoffnung, dass eine Vertagung Änderungen bringe. CDU-Fraktionschef Bertrand Adams sagte jedoch: "Wir können den UBM-Vorschlag mittragen, wenn klar nach Mainz signalisiert wird, dass wir die Vorlage so ablehnen werden." Becker erklärte, auch die Grünen stimmten zu, wenn Änderungsvorschläge ermöglicht würden. Der Krimi endete mit der Zustimmung von CDU, UBM und Grünen zu der Vertagung. Die FDP stimmte dagegen, die SPD enthielt sich. Die Fortsetzung der spannenden Reihe aus dem Trierer Stadtrat folgt im Februar: Dann berät das Gremium das Ergebnis der neuen Gespräche in Mainz.

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