Krise als Chance

Die Kinderhilfsorganisation Unicef erlebt derzeit eine der größten Krisen ihrer Geschichte. "Sie ist auch eine Riesenchance für uns", sagt die Leiterin der Unicef-Arbeitsgruppe Trier, Renate Junk.

Trier. (QO) Negativ-Schlagzeilen über das vor mehr als 60 Jahren gegründete Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen tauchen seit Wochen immer wieder in den Medien auf: Externe Berater sollen zu großzügig honoriert worden sein, Verschwendung und Misswirtschaft sollen an der Spitze von Unicef Deutschland geherrscht haben. "Der erste Bericht Ende November war ein Riesenschock für uns", sagt Renate Junk, die Leiterin der Trierer Unicef-Arbeitsgruppe. Man steckte mitten im Weihnachtsgeschäft; die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen befürchteten das Schlimmste. Doch Streitgespräche im Laden oder auf dem Weihnachtsmarkt blieben aus. "Unsere Privatkunden waren sehr lieb und verständnisvoll, an den Einnahmen im Grußkartengeschäft hat sich nichts geändert", stellt Junk erleichtert fest. Von den 40 Kommissionsstellen in der Region, von Cochem bis Saarburg, habe bisher eine die Kooperation nach 20 Jahren aufgekündigt. "In der Gruppe wird schon diskutiert, aber ich habe den Eindruck, dass alle weitermachen", sagt Junk. "Wir müssen uns entscheiden, wir können doch die Kinder jetzt nicht im Regen stehen lassen. Ich bin überzeugt, dass es unsere Aufgabe ist, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen." Einsatz für Rechte von Kindern

Von den Einnahmen durch Grußkarten flössen 75 Prozent in Projekte, von den Spendeneinnahmen 90 Prozent. Darüber hinaus setze sich Unicef weltweit für die Rechte der Kinder ein. "Ich denke, es ist eine gute Sache, dafür sitze ich hier", meint auch die Trierer Unicef-Mitarbeiterin Irene Kistella. Gleichzeitig plädiert sie für mehr Transparenz bei Unicef Deutschland. "In den letzten 20 Jahren hat sich Unicef vervierfacht, die alten Strukturen sind nicht mehr zeitgemäß", sagt Renate Junk. "Die Krise ist eine Riesenchance, verkrustete Strukturen zu ändern." Die Leiterin der 45 Jahre alten Trierer Unicef-Gruppe blickt nach vorn, für sie steht nun das Ostergeschäft an. "Wir wollen in Ruhe unsere Karten verkaufen und Spender finden. Ich setz' jetzt auf die Chance."

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