Kritik am neuen Logo und an der Kommunikation: Hochschule Trier hat Mut zur Lücke ... doch das gefällt vielen Studenten nicht

Trier · Die Hochschule Trier hat ein neues Logo und zwar eines, das heftige Diskussionen ausgelöst hat. Während Hochschulvertreter es als mutig und zukunftsweisend ansehen, empfinden es viele Studenten als unleserlich und fatal in der Außenwirkung.

Antriebslos, uninteressiert, vielleicht sogar schlichtweg egoistisch - Studenten von heute haben mitunter mit allerlei Vorurteilen zu kämpfen. Während sie vor gut 40 Jahren gegen das Establishment protestierten, zählt heute nur noch eines: dank gut dotiertem Job genau dort dazuzugehören. Oder?

Von wegen, Studenten von heute interessieren sich für nichts: Zu kaum einem anderen Thema hat die TV-Redaktion in den vergangenen Wochen so viele Nachrichten von Studenten erreicht wie zum neuen Logo der Hochschule Trier. Namentlich genannt werden wollen die Absender nicht. Der Tenor der Beschwerde: Das neue Logo sei unverständlich und unattraktiv - und das nach einer Entstehungszeit von einigen Jahren. Mehr noch: Man müsse sich - vor allem als Student des Fachbereichs Gestaltung - schämen, sich mit dem Abschlusszeugnis zu bewerben, sollte das Emblem dort erscheinen.

Das Logo, das Bestandteil eines neuen Corporate Designs, also eines einheitlichen Erscheinungsbildes, ist, beinhaltet zunächst einmal vor allem eines: Lücken (siehe Illustration).

Diese sind, wie der unbedarfte Betrachter auf den ersten Blick vermuten könnte, nicht willkürlich gewählt. Um das zu verstehen, bedarf es für die meisten allerdings erst eines Blickes ins Design-Manual der Hochschule, das dem TV vorliegt. Dort wird erklärt, welche Intention hinter dem Logo steckt.

Professor Dr. Andreas Künkler, Vizepräsident der Hochschule, erläutert den Mut zur Lücke auf TV-Nachfrage: "Hinter der bewegten Wortmarke steckt eine ganz klare Idee: Die Verdreifachung der Buchstaben zur Visualisierung des Drei-Campus-Modells der Hochschule. Im weiteren Schritt wurden die überschüssigen Buchstaben entfernt, denn es handelt sich um EINE Hochschule, (…)."

Genau da liegt für die Kritiker aber das Problem, sie bemängeln vor allem die schlechte Lesbarkeit: "Wir haben uns mittlerweile schon fast daran gewöhnt, aber das Logo dient ja vor allem dazu, die Hochschule nach außen zu tragen. Und die Außenwirkung ist katastrophal", sagt Jan Schöbel vom Fachbereich Maschinenbau, Sicherheits- und Wirtschaftsingenieurwesen.

Die Hochschulleitung ist derweil davon überzeugt, dass mit der Zeit auch Akzeptanz kommt. Vizepräsident Künkler: "Bei der Logogestaltung hat man sich bewusst für eine neuwertige, sehr zeitgemäße Lösung entschieden. Das Neue, Unbekannte hat anfangs bekanntlich mehr Feinde als Befürworter. Nicht nur das Design ist ein langer und komplexer Prozess - auch die Etablierung eines neuen Zeichens in den Köpfen seiner Betrachter." Er gibt zudem zu bedenken: "Die Beurteilung der Gestalt des Logos ist eine weitgehend persönliche Empfindung."

Doch für viele Studenten geht es um weit mehr als den persönlichen Geschmack: Sie prangern vor allem mangelnde Kommunikation zwischen Hochschulleitung und Studierendenschaft an. So sei den Kritikern laut des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) vom Hochschulpräsidenten Professor Dr. Norbert Kuhn signalisiert worden, in einer Arbeitsgruppe geeignete Änderungen am Logo erarbeiten zu können - Vizepräsident Künkler spricht gegenüber dem TV von möglichen "marginalen Änderungen".Designerin will nichts sagen

In der jüngsten AStA-Pressemitteilung macht sich allerdings Enttäuschung breit: "Das Ergebnis des Arbeitskreises belief sich darauf, dass zwei Studierende in das Gremium, welches spätere kleinere Anpassungen an dem Logo beziehungsweise hauptsächlich Corporate Design macht, aufgenommen werden. Dies entspricht jedoch nicht dem, was auf dem ersten Termin mit Professor Dr. Kuhn abgesprochen worden war. Dies wird auch aus dem Protokoll des gemeinsamen Treffens ersichtlich."

Die Designerin des Logos, eine Absolventin der Hochschule, wollte sich nicht zum Wirbel um ihr Werk äußern und verwies auf ihren Auftraggeber.

Der wiederum widerspricht der Darstellung, dass das Logo an den Studenten vorbei entwickelt worden sei. So hat laut Professor Künkler der Senat der Hochschule im Januar 2015 der Gestaltung des Logos zugestimmt. "Studierende, die selbstverständlich auch im Senat und in den Fachbereichsräten vertreten sind, waren daher ebenfalls in den Prozess involviert." Das gelte auch für den AStA, sagt Jutta Straubinger, an der Hochschule für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Und der Senat treffe Entscheidungen, "weil wir nun mal nicht 8000 Studierende einzeln befragen können".

Für die Beschwerdeführer ändert das nichts an der Tatsache, dass sie sich "nicht ernst genommen fühlen". So habe Professor Künkler kundgetan, dass es wirklich Wichtigeres gebe an einer Hochschule als die Gestaltung des Logos.
Dem widerspricht unter anderem Maximilian Kurth (AStA): "Die Identität gehört zur Persönlichkeit, jeder Mensch hat etwas, mit dem er sich identifiziert. Deshalb ist das wichtig und ernstzunehmen für die Studierenden. Wir müssen uns als Studierende einer Hochschule erkennen und zusammenhalten. Deshalb betrifft uns dieses Logo persönlich."
Und wie geht's jetzt weiter im Lücken-Logo-Disput? "Wir haben wenig Hoffnung auf eine Änderung des Logos, obwohl das wünschenswert wäre. Aber wir erhoffen uns, dass die Kommunikation in Zukunft verbessert wird", sagt Kurth. Aufgeben wollen die Studenten nicht: "Der AStA wird nun intern das weitere Vorgehen besprechen und planen. Wir resignieren nicht."Meinung Pro/Kontra

Kontra: Weniger Vision, mehr Verständlichkeit

Von Rebecca Schaal

Selbstbewusstsein und Individualität soll es ausstrahlen, das neue Logo der Hochschule Trier. Dagegen ist nichts einzuwenden. Schwierig wird es aber, wenn diese Botschaft beim Betrachter erst gar nicht ankommt, weil die Bedeutung schlichtweg nicht erkennbar ist - oder erst nach einem Blick ins Handbuch. Deshalb wären in diesem Fall weniger Vision, dafür mehr Verständlichkeit und Lesbarkeit angebracht. Für die Hochschule gilt nun: weiter das Gespräch suchen und die Belange ihrer Studenten ernstnehmen, auch wenn die entgegengesetzter Meinung sind. Denn wenn Lehre und Forschung eines brauchen, dann sind es kritische Geister. r.schaal@volksfreund.de

Pro: Weniger Aufregung, mehr Gelassenheit

Von Michael Schmitz

Meine Güte, ganz schön piefig! Ausgerechnet an einer Hochschule, die sich zu Recht viel auf ihre Kreativen einbildet, gibt es Aufregung wegen eines neuen Logos. Dabei hat das mit dem ungewöhnlich gesetzten Text genau seinen Zweck erfüllt: Es ist ein Hingucker. Es regt zum Nachdenken an, weil man über die Gestaltung stolpert. Es wird darüber diskutiert. Und das Logo zeigt direkt, dass es sich bei der Hochschule nicht um einen verstaubten Verwaltungsbetrieb handelt, sondern um eine kreative, offene, zukunftsorientierte Talentschmiede. Ein Logo muss nicht allen gefallen. Etwas mehr Gelassenheit wäre daher angebracht. m.schmitz@volksfreund.de

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