Kritiker jubeln, Papa bleibt cool

TRIER/RIVERIS. Salome Sanchez-Suska ist neun Jahre alt. Ihre Freunde heißen Bach, Beethoven und Mozart. Sie trifft die Herren täglich am Klavier und verbringt Stunde um Stunde mit ihnen. Ein liebevolles Verhältnis, das der Viertklässlerin aus Riveris in Luxemburg vergoldet wurde. Beim "Europäischen Wettbewerb für Klavier und Schlagzeug" erspielte sie sich eine Goldmedaille und viel Lob von den Preisrichtern.

Das klingt wie der Anfang einer dieser klassischen Wunderkindgeschichten. Doch das ist er nicht. Denn Salome ist kein Wunderkind. "Sie ist begabt - mehr nicht", sagt Vater Rolando. Er spricht von ihr als junger Pianistin, die neben einer nicht zu leugnenden Portion von Talent und Spaß an der Musik ihr Kindsein nicht verloren hat. Sie ist ein begabtes Kind am Klavier, das am Konservatorium in Luxemburg die Ausbildung in der Hälfte der üblichen Zeit absolviert und mittlerweile mehrstimmige Inventionen spielt. Wer jemals versucht hat, ein solches Werk zu spielen, weiß um die Schwierigkeit.Höchste Punktzahl für jüngste Preisträgerin

Salome verharrt nicht im Stadium des Versuchens. Sie schlägt das Notenbuch auf, setzt sich vor das schwarz-glänzende Klavier, nimmt Haltung an, wie es sich für eine ordentliche Pianistin gehört, und schon flitzen die Finger über die Klaviatur. Die Neunjährige scheint noch nicht so wirklich zufrieden mit den ersten Takten der Beethoven-Sonate in f-Moll, Opus 2, Nr. 1. Für den Zuhörer allerdings klingt es schon recht beeindruckend, was die kleinen Finger aus dem Instrument heraus zu holen vermögen. Bei geschlossenen Augen vergisst man bereits nach wenigen Augenblicken, dass dort ein Kind musiziert. Ähnlich ist es wohl auch den Juroren beim Wettbewerb in Luxemburg ergangen, bei dem Salome nicht nur mit Abstand die jüngste Preisträgerin war, sondern auch die mit der höchsten Gesamtpunktzahl. Seit gut drei Jahren ist Salome Schülerin am Conservatoire de Musique de la Ville de Luxembourg. Béatrice Rauchs, ihres Zeichens selbst bekannte Pianisten, arbeitet dort mit der Jung-Pianistin zweimal pro Woche. Dienstags stehen anderthalb Stunden auf dem Stundenplan, donnerstags drei. Neben Klavierspielen, wird Salome in Luxemburg in Gesang, Musiktheorie und Gehörbildung unterrichtet. Salome erzählt von dem wöchentlichen Musik-Mammutprogramm eher beiläufig, als wäre es das Normalste der Welt, dabei blättert sie in dem dicken Notenbuch mit den beethovenschen Klaviersonaten. "Die hier, die Sonate ist auch sehr schön", sagt sie und zeigt auf eine Seite des daumendicken Buches. Salome gewinnt mit ihrer Kunst nicht nur Preise, sondern sie hilft auch. Im Sommer dieses Jahres hat die Neunjährige ihr erstes Benefizkonzert gegeben - wie die großen Stars. Im Sommerurlaub in Bolivien, dem Heimatland von Rolando Sanchez und Salomes zweite Heimat, erspielte die Jung-Musikerin gemeinsam mit einem anderen deutschen Pianisten einen stattlichen Betrag für ein Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt La Paz. Zudem erspielte sie sich das Lob einer der Kulturkritikerinnen Boliviens. Teresa Palmero de Soria lobte in der großen Tageszeitung "La Prensa" neben der sauberen Technik besonders die Ausdrucksfähigkeit Salomes. Für ihr junges Alter besitze sie ein feines Gespür für die Musik, das ihr erlaube, unterschiedlichste Kompositionen richtig zu interpretieren. Auch andere Fachleute sagen Salome aus Riveris eine glänzende Zukunft voraus. Vorausgesetzt, Salome will ihr Hobby einmal zu Beruf machen. Das Potential dazu hat sie. "Doch ob ich das möchte, dass weiß ich jetzt noch nicht", sagt die junge Klavier-Virtuosin und schlägt die Beethoven-Sonaten zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort