Krönung für den Kamm-Molch

TRIER. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat das Naturschutzgebiet Mattheiser Wald in Trier als Flora-Fauna-Habitat-Bereich (FFH) ausgewiesen. Damit zählt das knapp 450 Hektar große Areal zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Ein großer Erfolg auch für den "Förderverein Mattheiser Wald".

Der Forst hat es in sich: Hoch über den Dächern der Stadt spenden Hainbuchen, Zitterpappeln und Salweiden frische Luft und Schatten. Mausohr- und Bechstein-Fledermaus drehen in der Dämmerung ihre Runden, Hirschkäfer krabbeln durchs Labkraut. In kleinen Tümpeln und Wagenradspuren tummelt sich derweil die höchst seltene Gelbbauchunke, eine Amphibienart, deren Bestand in den vergangenen Jahren anderenorts stark zurückgegangen ist. Die Krönung der Tierwelt im Mattheiser Wald bildet jedoch der Kamm-Molch, ein gefährdetes Wesen der besonderen Art. Nicht zuletzt dank dieses kleinen "Drachens" wurde der Forst jetzt als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen.Mini-Drache im Naturparadies

Die Einstufung als FFH-Bereich stellt eine weitere Aufwertung des erst im Herbst vergangenen Jahres als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Areals dar, das somit ab sofort Teil des europäischen Schutznetzes Natura 2000 ist (siehe Stichwort). Die Ausweisung bedeutet konkret ein "Verschlechterungsverbot für die der Ausweisung zugrunde liegenden Tier- und Pflanzenarten sowie Biotoptypen von gemeinschaftlicher Bedeutung", erläutert Hans-Dieter Gassen, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz. "Bei allen raumrelevanten Vorhaben, die einer Planfeststellung bzw. -genehmigung bedürfen", müsse jetzt eine "FFH-Erheblichkeitsabschätzung oder eine FFH-Verträglichkeitsprüfung erfolgen, die innerhalb der grundsätzlich notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfung abgehandelt" werde. Die FFH-Ausweisung ist Bestandteil einer Änderung des rheinland-pfälzischen Landespflegegesetzes, die jetzt im Gesetz- und Verordnungsblatt des Landes verkündet wurde. Der Mattheiser Wald "hat für die Stadt Trier eine herausragende Bedeutung aus stadtklimatischer Sicht und für eine umweltverträgliche Naherholung", so SGD-Präsident Gassen. Freude über die behördliche Beförderung des Naturschutzgebietes herrscht auch beim kürzlich gegründeten "Förderverein Mattheiser Wald e.V.". Schließlich sei eines der erklärten Ziele des Vereins die "Erhaltung, Entwicklung und Förderung der Biodiversität nach den Grundsätzen der FFH-Richtlinie", erläutert Gisela Schmidt, Vorsitzende des Vereins. Ein hoffnungsvoller Auftakt also für den noch jungen Verein, der zahlreiche Mitglieder zählt, die schon seit Jahren für die Unterschutzstellung des ehemals militärischen Übungsgeländes kämpfen. Dass die blühenden Landschaften im Mattheiser Wald in jedem Fall ein Gewinn für die gesamte Stadt sind, kann jeder beobachten, der sich auf einen der beiden ausgeschilderten Wanderwege begibt. Wer Geduld und den richtigen Blick mitbringt, kann den scheuen Eisvogel antreffen, der sich bevorzugt an stehenden Wasserflächen im Wald aufhält. Für Leben sorgt auch das viele Totholz der großen alten Traubeneichenbestände: Hier brüten Mittelspechte, und auch der Große Abendsegler weiß diese Wälder zu schätzen. Durch die Ausweisung des Mattheiser Walds als FFH-Gebiet sehen sich Förderverein und Umweltverbände in ihrem Widerstand gegen den geplanten "Handwerkerpark" bestärkt. Dieser soll laut Bebauungsplan unmittelbar an das FFH-Gebiet angrenzen. Man sei nicht gegen einen Handwerkerpark, stellt Gisela Schmidt klar, doch müssten sich Stadt und Handwerkskammer überlegen, ob es nicht sinnvollere und vor allem ökologisch unbedenklichere Standorte im Stadtgebiet gebe. Schmidt nennt den Pi-Park in Euren sowie den Nordosten des Castelnau-Geländes als mögliche Alternativen.

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