Kulturfrau mit sozialem Herz

EHRANG-QUINT. Die Entwicklungsgeschichte des Familienbildungszentrums Remise in Quint ist mit dem Einsatz vieler Menschen verbunden. Mit dazu gehört Waltraud Endres-Thul, die seit Jahren Ausstellungen und Musikveranstaltungen auf die Beine stellt.

Sucht man eine Bezeichnung für Waltraud Thuls Tätigkeit in der Remise, dann ist der Begriff "Kulturbeauftragte" sicher nicht falsch. Etwa sieben Ausstellungen pro Jahr organisiert sie in der Remise - wie die Vernissage mit Mosellandschaften und Aktmalerei. Dazu kommen die Tage der offenen Tür und etliche Musikveranstaltungen. Dass aus dem Katholischen Familienbildungszentrum Remise Trier-Ehrang auch eine Kulturstätte wurde, hängt maßgeblich mit dem Namen Waltraud Thul zusammen. Vom damaligen Pastor Bernd Bohr auf eine mögliche Mithilfe für das Stadtteilprojekt angesprochen, "bin ich direkt darauf zugegangen nach dem Motto: Mal gucken, was dabei herauskommt".Heimisches Atelier

Die Juristin, verheiratet mit einem Richter, brachte nützliche Büro-, Computer- und Jurakenntnisse in den 1991 gegründeten Trägerverein mit ein - das erste Programmheft erschien 1992. Nach zahllosen Gesprächen und Verhandlungen bezog das Bildungszentrum die sanierte Remise in der Nähe des Quinter Schlosses. "Bei der Gestaltung des Hauses dachte ich mir, dass irgendwas an die Wände kommen muss", erinnert sich das langjährige Vorstandsmitglied Thul. Dies war die Initialzündung für viele Ausstellungen. Die erste organisierte die heute 50-Jährige mit dem ehemaligen Grundschulrektor Hermann-Josef Blang 1997. Fotos und Drucke des Quinter Eisenhüttenwerks wurden gesammelt und ausgestellt: Ehemalige Werks-Mitarbeiter kamen auch von weit her angereist. Der "Ur-Ausstellung" folgten Ausstellungen von Hobbykünstlerinnen, die das Ergebnis ihres Kurses vorstellten, sowie renommierter Künstler wie Klaus Swoboda, Guido Bidinger oder Hiltrud Fassbender. "Dahinter steckt die Idee, dass den Kursteilnehmern aufgezeigt wird, wie der Weg vom Anfänger bis zum reifen Künstler sein kann", berichtet Thul. Die Organisation mache viel Arbeit, sagt sie und korrigiert schmunzelnd den unreflektierten Gedanken der Fragestellerin, dass die Bilder doch nur an den Nagel gehängt werden müssen. Denn einer Ausstellung gingen Gespräche mit dem Künstler und die Auseinandersetzung mit der Botschaft seiner Werke voraus. Bei der Ausstellung sorgt Thul für die Dekoration, das Zurechtstellen von Gläsern und die Ausstellungseinführung der bis zu 100 Gäste - alles ehrenamtlich übrigens. Die Exponate rückt Thul selbst in das richtige Licht, achtet auf ein harmonisches Wechselspiel von Raum und Bild. Woher hat die Juristin Waltraud Thul den Blick für Arrangements und das fachliche Urteilsvermögen, das ihr qualifizierte Eröffnungsreden bei Vernissagen ermöglicht? "Das Malen hat mich immer interessiert", sagt sie und erfüllte sich irgendwann einen Traum. Als sie nämlich bei dem Dozenten Guy Toso Zeichnen und in Kursen an der Europäischen Kunstakademie auch Aquarellmalerei erlernte. Seitdem gibt sie ihr Wissen in fünf Kinder- und zwei Erwachsenenkursen wöchentlich in der Remise weiter, unterrichtet privat in Acrylmalerei und pflegt ihr Faible im heimischen Atelier. Bleibt da Zeit für weitere Ideen? "Am liebsten würde ich mit Behinderten und dort mit Malerei arbeiten. Wenn ich dann noch die juristischen Kenntnisse einbringen könnte, wäre das toll", sagt die Frau, die elf Jahre lang alte Menschen ehrenamtlich betreute.

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