Kunden zurückgekehrt

TRIER. Von Sonntag keine Spur: Zum traditionellen "Mantelsonntag" drängelten sich die Menschen in der Trierer Innenstadt - und ließen in den Geschäften die Kasse klingeln. Gleichzeitig stellte ein Kommunikationsdesign-Student der Fachhochschule sein Konzept vor, um leerstehende Ladenlokale für Kunstprojekte zu nutzen.

Das Thermometer scheint zu lügen: Plus zehn Grad zeigt es an, der Wind aber zieht kalt durch die Simeonstraße. Kurz vor Verkaufsbeginn rückt ein Händler noch einen Ständer mit Wollhandschuhen vor sein Geschäft, einige der bunten Handschuhe purzeln dabei auf das Pflaster. Pünktlich zum "Mantelsonntag" zeigt sich der Herbst von seiner kalten Seite. An dem verkaufsoffenen Sonntag kommen traditionsgemäß die Menschen aus der Region nach Trier, um sich mit warmer Kleidung für den Winter einzudecken.Händler werben mit Sonderaktionen

Pünktlich um 13 Uhr öffnen die meisten Geschäfte in der Fußgängerzone und im Alleencenter ihre Türen. Manche locken mit Sonderaktionen die Kunden. "20 Prozent Rabatt auf alles", wirbt etwa "Biogate". Mit einer Tanz-Modenschau versuchen die Inhaber des Schuhgeschäfts, "Step by Step" die Menschen in den Laden zu locken. An den Kleiderstangen hängt das, worauf es ankommt: warme Mäntel, Jacken und Pullover. Bis auf den letzten Platz zugeparkt sind die Straßen im Domviertel. In kleinen Gruppen kommen die Menschen vom Alleencenter. Eltern mit Kinderwagen, Rentner und Jugendliche nutzen den Tag gleichermaßen zum Shoppen. Eine junge Frau mit rosa Haaren und hellblauen Turnschuhen hebt sich ab von der überwiegend in herbstlich dunklen Tönen gekleideten Menge. Hand in Hand mit ihrem Freund strebt sie in Richtung Fußgängerzone. Orange leuchten die Sträuße und Gestecke der Blumenhändler auf dem Hauptmarkt. Tannengrün und herbstliche Blumen haben sie verarbeitet, hier und da leuchtet ein Kürbis. Während die Menschen sich für die kalte Jahreszeit eindecken, nutzt Fachhochschul-Student Stephan Zender den verkaufsoffenen Sonntag, um für sein Konzept zur Aufwertung von leerstehenden Ladenlokalen zu werben. In den ehemaligen Geschäftsräumen des Möbelhauses Reiter in der Paulinstraße 3 präsentiert er eine Ausstellung mit Werken von FH-Studenten, die ein Vorbild für ähnliche Aktionen sein kann. "Kunstmoment" nennt sich die Aktion, das Logo hat der Kommunikationsdesigner in Form einer großen Klingel gestaltet. "Wir wollen Kunst ein Zuhause geben", erklärt er. Wenn sich die Idee durchsetze, könnten Kulturinteressierte sich an dem Logo orientieren und von Objekt zu Objekt gehen. "Leerstände sind in ganz Deutschland ein Problem", erklärt der Student, der das Konzept im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt. "Das Konzept soll nicht nur die Kunst und die Kultur fördern, es soll auch Leerflächen ein Corporate Design geben." Die Eigentümer sollen die Ladenlokale kostenlos zur Verfügung stellen. "Die Immobilie hat ihren Wert, Kunst hat auch ihren Wert", betont er. "Ein Hausbesitzer und ein Künstler sollen sich finden wie Mieter und Vermieter." In einer Vereinbarung sollen die Partner die Details festhalten - Zender lässt gerade einen Mustervertrag ausarbeiten. Gegen Ende des Nachmittags ziehen die Händler eine positive Bilanz. "Ich denke, dass die Kauflust der Kunden zurückgekommen ist", berichtet etwa Karin Kaltenkirchen, Geschäftsführerin von Modehaus Marx. "Es sind wirklich sehr viele Jacken und Mäntel gekauft worden." Hochzufrieden ist auch Hans P. Schlechtriemen, Vorsitzender der City-Initiative und Geschäftsführer der Galeria Kaufhof in der Simeonstraße. "Ich war gerade an der Kasse und hab' mitgeholfen, einzupacken", berichtet er am Telefon. "Die Stadt ist picke-packe voll." Besonders gut habe sich Damen- und Herrenoberbekleidung verkauft. "Wollmäntel, Steppmäntel, Cordmäntel, Stepp- und Daunenjacken sind die großen Renner." Offenbar denken zahlreiche Menschen auch schon an Weihnachten - auch Uhren und Schmuck verkauften sich sehr gut. Der "Mantelsonntag" ist die erste Aktion der City-Initiative, seit Hans P. Schlechtriemen den Vorsitz der City-Initiative übernommen hat.Weitere Infos und Bilder im Internet unter www.intrinet.de/clickme und auch in unserer Dienstag-Ausgabe.

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