Kunst um der Kunst willen

TRIER. (cofi) "L’art pour l’art", sagt Guido Bidinger. "Ich habe keine Absicht in meiner Malerei, weder eine politische, noch eine erzieherische." Sein Werk und seine Denkprozesse hat er frei von Einflüssen wie Kundenmeinungen gehalten, "jede Auftragskunst habe ich so weit wie möglich abgelehnt". Bidinger hat sich Zeit seines Lebens der Kunst um der Kunst willen verschrieben.

"Natürlich sollte jeder Künstler ein Kind seiner Zeit sein", sagt der Maler. Ein ausgesprochen politischer Künstler, wie zum Beispiel Alfred Hrdlicka, wolle er aber nicht sein. Was er auszudrücken sucht, beschreibt der 85-Jährige heute als "Lebensfreude, das Positive und die schönen Seiten des Lebens". Das liege ihm mehr, "als den Finger auf Wunden zu legen" und ihn moralisch mahnend zu erheben. Substanzlos ist sein Schaffen im Umkehrschluss jedoch keineswegs. Wenn Bidinger vor der Leinwand steht, gebe er sich ganz seinem Malprozess hin, der oft ganz unbeabsichtigte Wege nehme. Das Bedürfnis, künstlerisch tätig zu sein, habe er schon immer verspürt. Über seine Vita will er aber nicht mehr sprechen, obwohl sehr prägende Erlebnisse, wie der Zweite Weltkrieg, die russische Kriegsgefangenschaft, Lehraufträge und verschiedene Aufenthalte im Ausland seinen Weg bestimmt haben. Seinen Lebenslauf könne man ja auch in einigen Publikationen nachlesen, gibt er zu verstehen. "Es gibt bei mir keine Brüche, sondern nur Anlässe", sagt er und hakt das Thema Vergangenheit ab. "Ich habe eine Menge Skizzenbücher unterwegs gemacht, die mir Stoff für meine Malerei bis ans Lebensende liefern", sagt Bidinger. Doch an ein Ende seiner Schaffenszeit ist bei dem 85-Jährigen noch lange nicht zu denken. Denn die "Beschäftigung mit Malerei bedeutet für mich Lebensqualität", ja, sie sei sogar sein "Lebenselixier". So ist er erst vor wenigen Wochen von einer Reise aus Nordfrankreich zurückgekehrt, auf der er mit seinen Schülern Inspiration gefunden und Skizzenbücher gefüllt hat. "Es ist nicht mehr notwendig, abbildhaft vor der Natur zu arbeiten. Das war ja nie meine Sache." Doch die Auseinandersetzung mit der Natur und vor allem dem Menschen prägt Guido Bidingers Werk. Seine Motive sind der Natur entnommen, aber durch seine "künstlerische Umwandlung", durch "meine Mittel und mit meiner Sprache umgesetzt", in die ihm eigene Formensprache übersetzt. Wichtige Quelle sei für ihn, "das Exotische, die fremden Völker, das Unbekannte zu erkunden". Gesucht und gefunden hat er das im gesamten Mittelmeerraum, "von Marokko bis zur Türkei, von Bali bis Bangkok, von China bis Japan". Für seine Arbeit spiele sein Umzug in den Schwarzwald weniger eine Rolle, auch wenn er immer wieder gefragt werde, wie er Trier verlassen könne. Natürlich hänge er an seiner Geburtsstadt, der er nur während des Zweiten Weltkrieges den Rücken kehrte und in die er auch von seinen zahlreichen Reisen mit Frau Kläre und seinen Schülern immer wieder zurückkehrte. Das Alter aber veranlasse ihn und seine Frau nun, seinen Wohnort im Herbst in die Nähe seiner Tochter zu verlegen. Zurück lässt Bidinger seine Schüler, von denen ihn einige seit 25 Jahren begleiteten und zu denen es enge persönliche Bindungen gibt. Ihnen wünscht der 85-Jährige, dass sie "Anschluss finden und ihr Leben weiter mit der Malerei gestalten können". Um sich vom Trierer Publikum zu verabschieden, laden Guido und Kläre Bidinger zum offenen Atelier am 16. und 23. Juli, jeweils zwischen 14 und 18 Uhr, in Atelier und Keramikraum in der Olewiger Straße 34 ein. Um telefonische Anmeldung wird gebeten unter 0651/74416.

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