Kurzschluss für die Leber

TRIER. (red) Mediziner der Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen haben mit "TIPS" eine neue Methode der Behandlung von Leberzirrhose eingeführt, die innerhalb der Leber zu einem Kurzschluss führt. Patienten aus der Region können nun vor Ort behandelt werden.

Viele chronische Lebererkrankungen bewirken die Schädigung und das Absterben von Leberzellen. Trotz einer großen Fähigkeit zur Regeneration kann die Leber ab einem bestimmten Zeitpunkt das absterbende Gewebe nicht mehr ersetzen, es bildet sich statt dessen Bindegewebe. Diesen Zustand bezeichnet man als Leberzirrhose. "In dieser Situation kann das Blut nicht mehr so leicht durch die Leber hindurch fließen, denn die Leber selbst wirkt als eine Art ‚Staudamm', und das Blut muss sich einen anderen Weg an der Leber vorbei suchen", erläutert Dr. Erwin Rambusch, Leitender Oberarzt der Abteilung Innere Medizin II der Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen. "Dies sind dann die Krampfadern im Magen und der Speiseröhre, die auf Grund ihrer Lage leicht anfangen können zu bluten." Eine solche Blutung ist für den Patienten nicht nur ein sehr erschreckendes Erlebnis, sondern häufig auch lebensbedrohlich. "Mit der neuen Methode des Kurzschlusses wird nun der Staudamm in einem Bereich der Leber durchlässig gemacht", erklärt Dr. Georg Scharfenberger, leitender Oberarzt der Radiologie. ",TIPS' ist die Abkürzung für ,Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt', einfach ausgedrückt ist dies eine Überbrückung des Staudamms. Der TIPS stellt eine Verbindung zwischen Pfortader und Lebervenen her. Hiermit verbinden wir die beiden Blutgefäße, die ursprünglich getrennt verliefen." Steuerung mit Röntgen

Durch diesen Kurzschluss wird der Blutfluss innerhalb der Leber wiederhergestellt und der Druck vor dem Staudamm verringert. "Dies geschieht von der Halsseite aus innerhalb der Venen und wird mit Röntgen und Ultraschall gesteuert", so der Gastroenterologe Erwin Rambusch zur Technik der neuen Methode. "Zum Offenhalten dieser neuen Verbindung wird ein Metallgittergeflecht, wie es zum Beispiel auch bei den Herzkranzgefäßen durchgeführt wird, implantiert." Durch die Umleitung innerhalb der Leber werden die Gefahren einer Leberzirrhose verringert. Für die Patienten aus der Region Trier bietet das Verfahren zahlreiche Vorteile. "Bislang mussten die Patienten für derartige Eingriffe an eine Universitätsklinik wie Mainz, Heidelberg, Freiburg oder Essen verwiesen werden. Diese zum Teil gefährlichen und teuren Notfallverlegungen mit dem Hubschrauber können nun vermieden werden", berichtet Erwin Rambusch. "Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Operation durchgeführt werden muss. Außerdem können so auch Patienten mit einer Bauchwassersucht therapiert werden."

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