LGS im Clinch mit Einzelhändler

TRIER. Ärger bei der Landesgartenschau: Ein Gutschein, der nie als solcher gedacht war, sorgt zwischen der LGS GmbH und einem Trierer Einzelhändler für Streit.

Kein gutes Haar lassen der Sponsoren-Betreuer der LGS, Winfried Blass, und der Trierer Einzelhändler Wolfgang Willems aneinander. Der Grund für den Zwist: Ein 10-Euro-Gutschein für Willems Kindermodengeschäft, der der LGS-Power-Dauerkarte beigefügt ist. "Ich habe nie mit einem Gutschein bei der Powerkarte mitmachen wollen", sagt Willems. "Willems hat die Hosen voll", hält Blass dagegen.Ein Vertrag und mündliche Details

Für die Powerkarten-Aktion suchte die LGS im Sommer vorigen Jahres Geschäftsleute, die ihre Leistungen potenziellen Powerkarten-Besitzern zur Verfügung stellen wollten. Willems, Inhaber des Geschäfts "boys&girls" in der Nagelstraße, wollte dabei sein. "In einem ausführlichen Gespräch habe ich mit Herrn Blass geklärt, dass ich zu einer Rabattaktion bereit sei", sagt Willems. Bei einem Einkaufswert von 100 Euro wollte Willems zehn Euro Rabatt gewähren. "Echte" Gutscheine seien für ihn nie in Frage gekommen. "Es war eine Auflage von weit über 10 000 Powerkarten geplant. Gutscheine über zehn Euro hätten bedeutet, dass ich möglicherweise Ware für 100 000 Euro hätte verschenken müssen", sagt der junge Einzelhändler. "Das hätte ich niemals schultern können." Im Vertrag, den Blass nach dem Gespräch aufsetzt, heißt es: "Der Inhaber der Power-Dauerkarte ist berechtigt, den Einkaufsgutschein im Wert von 10 Euro bei boys&girls einzutauschen." Willems wundert sich über die Formulierung, unterschreibt aber trotzdem. Denn im Vertrag steht weiter, dass Details mündlich mit dem LGS-Vertreter abgesprochen seien. "Für mich war klar: Mit den mündlichen Details war die Absprache mit Herrn Blass über die Rabatt-Aktion gemeint." Als auch im Vordruck der Werbebroschüre für die Powerkarte, der Willems zur Korrektur vorgelegt wird, nicht die Rede von einer Rabatt-, sondern von einer Gutscheinaktion ist, wird Willems stutzig. "Ich habe sofort Herrn Blass angerufen und ihn über den Fehler aufgeklärt", sagt er. Blass habe ihn beruhigt und gesagt, die Rabatt-Konditionen würden auf den Gutscheinen zu lesen sein. "Darauf habe ich mich verlassen", sagt Willems. Als der Vorverkaufstermin für die Powerkarte immer näher rückt, ruft Willems bei der Werbeagentur in Düsseldorf an, die die Gutscheine in Druck geben soll. "Doch da sagte man mir, die Zehn-Euro-Gutscheine seien bereits gedruckt." Willems berichtet, er habe sofort Blass angerufen. "Er sagte mir, sie würden sich etwas einfallen lassen, um den Fehler zu beheben." Bei der LGS sieht man die Sache derweil völlig anders. "Die Absprachen waren ganz klar", sagt Blass. "Eine Rabatt-Aktion wäre für uns nie in Frage gekommen. Das habe ich Herrn Willems auch im Vorgespräch deutlich gesagt." Vielmehr habe Willems jetzt "die Hosen voll". "Er hat wohl nicht richtig kalkuliert, auf was er sich eingelassen hat und will jetzt im Nachhinein die Bedingungen ändern und uns die Schuld in die Schuhe schieben.""Entschuldigen Sie dieses peinliche Missgeschick"

An eine telefonische Beschwerde von Willems über die Beschreibung der Aktion in der Broschüre kann Blass sich nicht erinnern. In der Düsseldorfer Werbeagentur weiß man jedoch sehr wohl von einem Anruf von Willems. "Es sei etwas falsch gelaufen, sagte er", erinnert sich die dortige LGS-Verantwortliche Britta Schnaack. "Aber da waren die Gutscheine schon im Druck, und wir konnten nichts mehr ändern." Die LGS vermag gegenüber dem TV keinen Fehler ihrerseits zu erkennen, doch Willems stellte sie im März ein Schreiben aus. In dem Brief - unterschrieben von Winfried Blass - heißt es: "Wir bedauern sehr, dass sich in Ihrem Einkaufs-Gutschein unserer Power-Dauer-Card ein gravierender Fehler eingeschlichen hat. Bei der Korrektur in der Druckerei wurde irrtümlich die im Manuskript stehende Zeile "beim Einkauf von 100 Euro (..)" übersehen (...). Bitte, entschuldigen Sie dieses peinliche Missgeschick." "Blass sagte mir, dass ich damit meine Kunden über die Sachlage informieren könne", erklärt Willems. Das Schreiben sei jedoch kein Schuldeingeständnis, meint Blass. "Den Brief haben wir nur geschrieben, um Willems aus seiner selbst verschuldeten Misere zu helfen", behauptet er. Und: "Wir hatten einen Nachdruck geplant. Und bei diesem Nachdruck wollten wir den nachträglichen Wünschen von Herrn Willems nachkommen." Bei den Druckfahnen zu diesem Nachdruck sei der entsprechende Satz jedoch vergessen worden, der Druck sei nicht mehr aufzuhalten gewesen. "Zu dem Nachdruck ist es dann aber doch nicht mehr gekommen", macht Blass die Verwirrung perfekt. Denn Britta Schnaack von der Agentur in Düsseldorf ist von einem Auftrag zu einem Nachdruck nichts bekannt.Brief mit Regressdrohung

Wie es abgesprochen gewesen sei, legte Willems seinen Kunden den LGS-Brief vor. "Schließlich möchte ich nicht, dass meine Kunden denken, ich wolle sie über den Tisch ziehen", sagt Willems. Anfang Juli überlegt es sich die LGS jedoch anders: "Aufgrund einer nachträglichen Änderung ihrerseits ist es bei zahlreichen Kunden zu Irritationen gekommen", schreibt Blass an Willems. "Wir haben entgegenkommender Weise gegenüber der Öffentlichkeit die Verantwortung hierfür übernommen. (...) Dies nutzen sie dazu, um gegenüber ihren Kunden über unsere Gesellschaft und Veranstaltung herzuziehen. (...) Wir sind nicht länger bereit, dies hinzunehmen und teilen Ihnen daher mit, dass wir uns Regressansprüche wegen des entstandenen Imageschadens vorbehalten." Die LGS-Offiziellen äußern sich zu dem Vorwurf so: "Wir liegen mit Herrn Willems im Clinch. Aber wir sind sicher, dass unsere Powerkarten-Besitzer bis Oktober ihre Gutscheine wie vorgesehen gegen Ware eintauschen können", sagt LGS-Marketingleiter Wolfgang Rommel. Wolfgang Willems ist nicht der einzige Einzelhändler, der mit dem Vorgehen der LGS bei der Powerkarten-Aktion unzufrieden ist. HINTERGRUND/KOMMENTAR SEITE 8

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