Lärm in Grenzen

Wo Leben ist, verursacht es Geräusch-Emissionen. Nicht umsonst spricht man von "Grabesstille". Wer also Leben in der Stadt haben will, muss Lärm in Kauf nehmen. Natürlich in Grenzen. Aber die kann nicht jeder nach der eigenen Empfindlichkeit definieren, sonst gibt es in absehbarer Zeit keine Sportplätze, keine Feste, keine Konzerte und keine Biergärten mehr.

Auch wenn die Gerichte hierzulande dem individuellen Ruhebedürfnis meist mehr Gewicht zumessen als dem Anspruch auf gesellschaftliches (und geselliges) Leben: Wer am Marktplatz wohnt, wird nicht immer mit offenem Fenster schlafen können, und wer in die Nähe eines attraktiven römischen Bauwerks zieht, hat kein Recht, sich zu beklagen, wenn dort Festspiele stattfinden. Und wer aus dem Häuschen ist, weil seine Nachbarn zwei Mal im Jahr eine Party feiern, darf sich über Missstimmung in der Nachbarschaft nicht wundern. Im Gegenzug gilt allerdings auch: Niemand muss in Kauf nehmen, dass ihm sein Leben durch allnächtliche Sauf- und Grölspektakel auf der Parkbank vor seiner Wohnung zur Hölle gemacht wird. Wer für sich das Privileg wahrnimmt, auf der Straße zu feiern, darf nicht ohne Rücksicht auf Verluste die Sau rauslassen. Das wäre doch so einfach: Ein Maximum an Toleranz auf der einen, ein Minimum an Rücksicht auf der anderen Seite. Dann könnten sich Ordnungsamt und Polizei auch um die Dinge kümmern, für die sie eigentlich da sind. d.lintz@volksfreund.de

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